So coache ich
würde sie sich einsetzen? Für Gerechtigkeit, ich hasse es, wenn jemand ungerecht behandelt wird.«
»Und welcher Tiger schlummert in dieser Frau, sprich, welches Potenzial?«
Monika lacht wieder. »Sie hätte Lust, noch einmal woanders ganz neu anzufangen, also sie ist mobil. Sie könnte sich vorstellen, sich selbstständig zu machen, vielleicht mit einem kleinen Café. Also, sie hat ja noch 20 Jahre Zeit zu arbeiten.«
»Das klingt alles sehr attraktiv.«
»Na ja, geht so.« Das überhöre ich jetzt einmal.
»Wo könnte ein netter Mann diese Frau treffen?«
»Hm, leider meistens auf dem Sofa, vorm Fernseher.«
»Wie wahrscheinlich ist das, dass er sie dort sieht?«
»Na, wohl nicht so wahrscheinlich.«
»Was müsste diese attraktive, fröhliche Frau dann tun?«
»Ausgehen?«
»Klingt gut. Haben Sie Lust dazu?«
»Na, wenn er mich sehen soll, muss ich ja wohl.«
»Haben Sie Freundinnen, mit denen Sie ausgehen könnten, ins Café, ins Kino, zum Tanzen?«
»Ja, die hätte ich schon, die drängen sowieso immer, ich soll mitkommen.«
»Prima. Wann werden Sie mit einer Freundin ausgehen? Konkreter Termin?«
»Jui, Sie gehen ja ran. Nächstes Wochenende?«
»Wen rufen Sie an, um sich zu verabreden?«
»Die Beate. Und die Hanna.«
»Viel Spaß. Und denken Sie dran, vielleicht ist er an diesem Abend noch woanders unterwegs. Aber das macht nichts, dann genießen Sie den Spaß mit Ihren Freundinnen.«
Die Menschen bewegen sich in die Richtung, in die sie schauen. Was habe ich in diesem Kurzcoaching getan? Ich habe die Augen von Monika H. auf sich selbst als attraktive Frau gelenkt, und sie ist mitgegangen. Sie weiß, dass ich gescherzt habe mit meiner Aussage, dass der Mann, der sie finden wird, schon geboren ist. Und sie hat sich auf das Spiel eingelassen.
Manchmal finden Menschen nicht allein aus ihrem Kreisen um die Probleme heraus. Und wenn plötzlich jemand die Tür öffnet und einen Blick auf das, was sein könnte, ermöglicht, kann sich der Blick heben und die Wahrnehmung verändern. Lachen schadet dabei übrigens überhaupt nichts, im Gegenteil. Wer lacht, lernt, habe ich festgestellt, und ist bereit, neue Impulse aufzunehmen.
Besonderheit beim Coachen
Wenn Sie einen Menschen bei dem Versuch begleiten, die Wahrnehmung vom Negativen aufs Positive zu verschieben, seien Sie möglichst unterstützend optimistisch. Das heißt nicht, das Blaue vom Himmel zu versprechen, aber es heißt, die Fülle der Möglichkeiten wahrzunehmen, die sich hinter dem Wall des »Geht nicht« verbergen. Machen Sie Lust aufs Leben und auf Ausprobieren. Verstärken Sie die Gruppe der Mutmacher, nicht die der Bedenkenträger. Davon gibt es schon genügend.
Besonderheit beim Selbstcoachen
Wenn es Ihnen schwerfällt, das Positive zu sehen, hilft es, sich selbst die Erlaubnis zu geben: »Jetzt spinn doch mal rum! Was wäre, wenn …?« Diese Freiheit zum Spinnen verpflichtet Sie zu gar nichts. Aber einmal hinzugucken, dorthin, wo etwas geht, kann sehr verheißungsvoll sein. Dass das alles »gar nicht so einfach ist«, werden Ihnen schon ein paar Bedenkenträger wieder versichern. Dann denken Sie an mein Motto aus meiner Fernsehsendung: Mach’s einfach , aber mach’s einfach!
24. Die Akzeptanz-Kraft
Anwendung: Tatsachen, die man nicht verändern kann
Situation: Zum Selbstcoachen und beim Coachen von anderen
Voraussetzung: Aushalten können, dass es keine Lösung gibt
Methode: Ein Weg zur Gelassenheit
Dauer: 15 bis 30 Minuten
Annehmen, was ist, ist eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zu Gelassenheit und Lebensfreude. Nicht immer können wir etwas verändern, nicht immer gibt es eine schnelle Lösung. Dieser Coaching-Impuls kann helfen zu akzeptieren, dass wir manche Dinge hinnehmen müssen und nicht ändern können.
Viele Menschen glauben, sie müssten für ihr Lebensglück die ganz großen Entscheidungen treffen: kündigen, sich scheiden lassen, die Kinder zur Adoption freigeben, alles verschenken, auf eine paradiesische Insel ziehen. Und wenn das nicht möglich ist, dann reagieren sie trotzig. »Ich habe ja keine Chance!«
Thomas O., 31, ein großer, sportlicher Typ, ist früher Rennrad gefahren, große Touren über mehrere Tage, über Alpenpässe, bis an den Rand der Erschöpfung. Und er war glücklich dabei. Heute ist er berufstätig, hat eine Frau und einen zweijährigen Sohn und keine Zeit mehr für die großen Touren. In einem Seminar beklagt er sich: Er komme überhaupt nicht mehr
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