So ein Mist!
Sie mich!«, schrie Mookie und wedelte mit den Armen, als versuchte er, ein Flugzeug zur Landung zu bringen.
Es tauchte eine neunte Ader auf.
Ich machte mir nicht die Mühe, die Hand zu heben.Eigentlich sollten wir alle mal Kapitän werden. Meistens jedoch suchte Mr Lomux immer wieder dieselben aus. Heute wählte er Mort Ivanson, der echt schnell ist, Rodney Mullasco, der echt groß ist und die Decker-Zwillinge, die Stars der Basketballmannschaft.
Die vier musterten uns wie Einkäufer, die in einem Supermarkt die beste Melone aussuchen wollen. Als ihre Augen an mir vorbeihuschten, wurde mir bewusst, dass es etwas weitaus Schlimmeres gab, als nicht Kapitän zu werden.
Ich stellte mir vor, allein am Rand des Platzes zu stehen und zuzusehen, wie alle anderen in eine Mannschaft kamen. Lasst mich nicht der Letzte sein, der gewählt wird. Nicht heute, wo ich immer noch darauf wartete, dass mein Herz vom Kantinenboden durch die klaffende Lücke in meiner Brust zurückgekrochen kam.
Ich versuchte, die Aufmerksamkeit von Mort auf mich zu lenken. Er war der Netteste der vier und der Einzige, mit dem ich jemals rumgehangen habe – obwohl das vor Ewigkeiten in der zweiten Klasse war. Er sah mich an und lächelte. Das war super. Vielleicht würde ich zur Abwechslung einmal als Erster gewählt werden. Dann wäre es kein total verkorkster Tag.
Die Kapitäne begannen, ihre Mannschaften zu wählen. Mort zeigte auf mich. Ich trabte los, um mich ihm anzuschließen. Anscheinend wandte sich für mich doch noch alles zum Guten.
2
DER LETZTE ATEMZUG
»Ich nehme Daniel«, sagte Mort und wählte damit den Jungen rechts neben mir. Ich erstarrte mitten im Schritt und schlurfte zur Meute zurück, in der Hoffnung, dass es keiner bemerkt hatte.
Die anderen Kapitäne trafen ihre Wahl.
»Lance.«
»Ich nehme Mick.«
»Auf, los, Trevor.«
Zuerst wurden alle schnellsten und stärksten Kinder gewählt, sodass die Durchschnittlichen und Schwachen in einem wirren Haufen auf dem Platz standen.
»Ich, ich, nimm mich!«, schrie Mookie immer weiter.
Ich glaube, das hat geholfen. Er wurde sofort nach allen genommen, die in Sport echt gut waren. Er ist stämmig, aber schnell, obwohl er dazu neigt, hinzufallen.
Ich bin kein großer Sportler. Ich habe nicht so viel Erfahrung wie die anderen, weil ich nicht viel Sport gemacht habe, als ich klein war.
Ich wusste aber, dass ich besser war als Dilby »der Wühler« Parkland oder als Ferdinand. Dilby läuft schief durchs Leben, weil er normalerweise eine Hand in seiner Nase, seinem Ohr, seiner Achselhöhle oder anderen Stellen eingeklemmt hat, von denen ich lieber nichts wissen will, und Ferdinand rannte, als hätte er Sportschuhe aus Glas an den Füßen.
Bald waren nur noch fünf von uns übrig. Ich, Dilby, Ferdinand und zwei Kids, die mit Ferdinand am Tisch der Opfer saßen. Ausnahmsweise hätte es mir nichts ausgemacht, Zweiter oder sogar Dritter zu sein. Nachdem Rodney aber Dilby ausgesucht und Mort Ferdinand gewählt hatte, wurde mein Gesicht langsam rot.
Jetzt wurde eines der Opfer geschnappt. Ich konnte meinen Puls an der rechten und linken Schläfe pochen hören. So langsam wünschte ich mir, meinen Inhalator in der Kantine benutzt zu haben. In Gedanken war ich wie Mookie am Hüpfen und Schreien. Nimm mich! Nimm mich!
Einige schreckliche Sekunden später stand ich alleine auf dem Platz. Als Letzter. Genau genommen wurde ich nicht gewählt. Ich war ein Rest – wie der übrig gebliebene Bohnenauflauf von gestern.
Gerne hätte ich einen Witz darüber gemacht, so wie: Hey, das Beste kommt zum Schluss , fühlte mich aber, als hätte mir jemand meine Lunge an den Rippen angeklebt.
»Kumpel!« Dilby zog seine Hand aus der Achselhöhle und wollte mich abklatschen, als ich loslief, um in die Mannschaft von Rodney zu kommen. Ich schwöre: Ich konnte beinahe sehen,wie von Dilbys Fingern Dämpfe aufstiegen und sich in der Luft kräuselten. Ich winkte ihm zu und verschränkte meine Hände hinterm Rücken. Ich wollte seine verpestete Hand auf keinen Fall abklatschen.
»Loser.« Rodney boxte mir gegen die Schulter. »Versau’s uns nicht.« Er war so ein Fiesling. Für mich war er der erst-, zweit- und drittmieseste Typ der Fünften. Wenn wir uns plötzlich in Tiere verwandeln würden, wäre Rodney eine Kombi aus Gorilla und Nacktschnecke. Einen schmierigen Kopf und gefährliche Augen hatte er schon. Ich war echt froh, dass ich ihn nur beim Sport, in der Pause und beim Mittagessen sehen
Weitere Kostenlose Bücher