So einfach kann das Leben sein
dich“, die Liebe zu leben und zu pflegen. Den Suchenden vermitteln wir, die Sehnsucht wach zu halten, aber auch das Einsame zu leben. Den Trauernden und Enttäuschten gelten Ermutigungen, sich an das Schöne zu erinnern und sich auf Neues einzulassen.
Es gehört zu den überraschenden Entdeckungen dessen, der erwachsen wird, dass Liebe zur Entschiedenheit ruft. Sie wächst über ihren schönen, aber ungezügelten Boten, den Eros, hinaus in die Agape und lässt sich von ihr zähmen und in die richtige Richtung bringen. „Aus Liebe“ heißt immer auch „aus dem Willen heraus, den Mitmenschen, dir, mir und Gott gerecht zu werden“. Die Liebe geht mit freiwillig übernommener Pflicht einher, von der man sich durch nichts und niemanden abbringen lassen will.
Die Liebe geht „aufs Ganze“. Sie öffnet den Blick in die Vergangenheit, macht wach für die Gegenwart und greift vor in die Zukunft. Sie ist für das Ganze des eigenen Lebens zuständig und dafür, dass der andere, dem ich mich anvertraut habe und der sich mir anvertraut hat, ganz werden kann. Das Ganze der menschlichen Person heißt auch Leib.
Die Angst vor der Wahl, aus den vielen Wegen, die man gehen könnte, einen zu wählen, den man dann wirklich geht, rührt von der Ursünde des Menschen her, wie Gott sein zu wollen (vgl. Genesis 3,5). Doch niemand wird ein froher und freier Mensch, der „auf dem Sprung“ bleibt.
„Es könnte noch was Besseres kommen“, sagte einer, der gefragt wurde, warum er seine Freundin nach acht Jahren Beziehung nicht heirate. Er wagt nicht, den Weg der Treue für diesen einen Menschen zu beschreiten. Er möchte nicht seine Freundin in Liebe ganz wahrnehmen – also sie auch bis zum Ende ihres Lebens jetzt schon ganz in den Blick nehmen. Lieber spielen sich beide unheilvoll vor, man müsse sich ja die Freiheit lassen. Hinzu kommt die schmerzliche, oft übersehene Wahrheit, dass man ja nicht nur selbst nicht wählt, sondern auch nicht für würdig gehalten wird, für ein ganzes Leben gewählt zu werden.
1. Den Alltag heiligen
Der Rausch des Verliebens ist wunderbar. Aus dem Rausch wird Glück, wenn Sie es in den Alltag retten können. Schon das Wort „retten“ verrät, hier ist zu vermuten, dass Gefahr lauert. Der Alltag wird als „Schwarzes Loch“ vermutet, in dem alle Gefühle, alle Leidenschaft und alles Kribbeln verschwindet. Ein paar kleine Übungen, Sehhilfen und Anregungen wollen den Alltag zur Chance werden lassen.
Altes neu entdecken
Die Macht der Gewohnheit ist eine prägende Macht. Gewohntes wird schnell zum vermeintlich Gewöhnlichen. Doch gerade die Gewöhnung schenkt uns Sicherheit. Diese Sicherheit schenkt uns wiederum Freiräume, die freilich nicht dazu da sind, es uns bequem abgesichert gemütlich zu machen. Wer sich an seine Beziehung gewöhnt hat, der hat die Freiheit, für sie etwas zu tun. Das Gewohnte wieder frisch und immer wieder mit Wertschätzung und Dankbarkeit in den Blick zu nehmen. Danke für das zu sagen, was normal geworden ist. Ein junger Wein ist spritzig und funkelt im Glas, ein alter Wein entwickelt Charakter, wenn ich ihn genieße, mir langsam auf der Zunge zergehen lasse.
Neues wieder zulassen
Jede Beziehung hat ihre unverwechselbaren Seiten. Etwas, das uns glücklich gemacht hat und von dem wir wissen, dass es so nie wieder sein wird. Eine besondere Gewohnheit des Partners, der Partnerin. Eine liebgewonnene Eigenheit. Ein verbindendes Hobby. Der traditionelle Satz zum Abschied. Die besondere erotische Nähe. Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen, was den jeweiligen Menschen zum Einmaligen macht. Die Freude über das Wunderbare wird zur Belastung, wenn wir dieses Besondere über die maßen vermissen und es genau das ist, was wir vom neuen Partner wieder erwarten. Vielmehr braucht es die Lust, den Mut und die Vorfreude, dass nicht das Konkrete das Einmalige ist, sondern die Einmaligkeit jedes Menschen das wunderbar Konkrete ist. Es ist der Zauber, dass wir bei jedem geliebten Menschen solche Einmaligkeiten entdecken dürfen, dass das immer wieder Neue ganz wunderbar einmalig ist. Sich vom Alten, vom Liebgewonnen lösen ist mit Trauer verbunden. Eine Trauer, die nur gelindert werden kann im Wissen, wie jedem Anfang ein Zauber inne ist. Der Zauber des Entdeckens, des Unvorhergesehenen. Für diesen Zauber muss ich Neues zulassen, darf ich aber auch auf das Alte liebevoll schauen.
Fotoalbum immer pflegen
Für die Kinder pflegen die Eltern ein
Weitere Kostenlose Bücher