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So einfach kann das Leben sein

So einfach kann das Leben sein

Titel: So einfach kann das Leben sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruder Paulus Terwitte
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erscheint.
    Wer sich an Werten orientiert, bekennt sich zu einer spezifischen Form von Selbstbestimmung: Man nimmt in Empfang, was einem an Wert aufgeht. Man will ein ethischer Mensch sein, und dies ist der springende Punkt: So sehr es sein mag, dass eigentlich nur derjenige sich wirklich Mensch nennen darf, der auch ethisch ist: Die Werte verpflichten nicht automatisch. Sie wollen in Freiheit ergriffen werden. Und dann beginnen sie, ein Leuchten im Meer der tausend Möglichkeiten zu sein. Sie sind die Wegmarken zu einem sinnvollen Leben.
    Sie werden allerdings nur dem einleuchten, der die notwenige Portion Demut mitbringt. Damit ist jene Haltung gemeint, die selbstverständlich festzustellen bereit ist, dass einem die Werte wie das eigene Leben überhaupt vorgegeben sind. Wie sich keiner selber ins Dasein gerufen hat, so schafft sich auch niemand selber den Rahmen, der uns erst jene Freiheit gibt, von der wir alle träumen.
    So gesehen gibt es keinen Wertewandel oder auch nur spezifisch christliche Werte. Das Vermächtnis Jesu für die Menschheit ist vielmehr die Erleuchtung, mit der man die Nachteile in Kauf nehmen kann, die eine konsequente Wertorientierung mit sich bringt. Wer auf Jesus schaut, blickt auf einen Ermutiger in Sachen Tugend, Wahrheit und Selbstlosigkeit – und das selbst dann noch, wenn die äußeren Umstände dazu mahnen, jetzt aber „endlich“ einmal nur noch an sich selber zu denken.
    Wer sich vom bleibenden Strahlen der Werte erleuchten lässt, rechnet mit mehr als mit Zahlen, Statistiken und alten Erfahrungen. Der gewichtet anders. Bemisst anders. Sieht anders. Handelt anders. Freier. Geistvoller. Lebenswert.
     

4. Zum Beispiel: Gerecht sein
    Gerecht zu sein, gerecht zu handeln – eine Tugend, die das Wesen des Menschen am meisten herausfordert. Im Dschungel konkurrierender Interessen muss der Mensch abwägen – weswegen die Waage zum Symbol der Gerechtigkeit wurde. Justitia, die römische Göttin des Rechts, trägt eine solche in der Hand und hat die Augen verbunden. Wer gerecht urteilen will, muss sich selbst und das Ansehen der Person ausklammern.
    Die richterliche Gerechtigkeit ist aber nicht gemeint, wenn hier von der Tugend der Gerechtigkeit die Rede ist. Hier geht es um das ausgewogene Urteil, das der Mensch zu fällen hat. Es ist seine Pflicht, immer wieder darum zu ringen, um zu einem gerechten Handeln zu kommen.
     
Die Grundgestalten der Gerechtigkeit
     
    Für diesen Prozess des Abwägens führt man sich am besten die Grundgestalten dieser Tugend vor Augen. Auf der gesellschaftlichen Ebene hat der Staat als soziales Ganzes für Gerechtigkeit zu sorgen. Zunächst hat er jeden und jede in angemessener Weise an den Gütern zu beteiligen. Darüber hinaus muss er darauf achten, dass ausgleichende Gerechtigkeit unter den Bürgern herrscht: Tausch-, Wiedergutmachungs- und Strafgerechtigkeit. Aber auch die Bürger sind zur Gerechtigkeit verpflichtet: Sie müssen allgemein gerecht leben wollen und sich entsprechend den herrschenden Gesetzen verhalten, mit einem Wort: die staatsbürgerlichen Pflichten erfüllen.
    Die dabei auftretenden Fragen und Probleme müssen sowohl die Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik als auch die Einzelnen lösen. Allgemeingültige Kriterien lassen sich dabei nur begrenzt aufstellen. Wichtig: Wer nach Gerechtigkeit strebt, muss den Schritt vom blinden Prinzipiengehorsam hin zur Abwägung aller Perspektiven des Menschlichen vornehmen. Er muss inhaltliche vor personale Aspekte stellen, ohne Ansehen der Person entscheiden und sich einer unparteiischen Instanz unterwerfen. Diese Instanz heißt Gewissen. Er weiß sich allein vor Gott verantwortlich – und damit dem Wohl seiner Geschöpfe und den Werten, die Gott ihnen gegeben hat, verpflichtet. Der Gerechte sagt: Ich will alles seinem Wert gemäß behandeln. Das äußere Tun drückt dann nur noch aus, was der Gewissensspruch entschieden hat.
    Dass es dabei zu vielen Missverständnissen kommt, liegt auf der Hand. Oft wird nur am Äußeren festgestellt, ob jemand gerecht ist. Wenn man die Hintergründe seines Handelns nicht kennt, erscheint dem einen ein äußeres Tun gerecht, dem anderen aber als himmelschreiende Ungerechtigkeit. Von daher ist Vorsicht geboten. Leicht kann man sich dabei selbst ins Unrecht setzen.
     
Was geht in dem Gerechten innerlich vor?
     
    Wenden wir uns noch einmal dem inneren Vorgang zu, der sich in einem gerechten Menschen abspielt. Die Gerechtigkeit als Kardinaltugend holt sich

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