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So einfach kann das Leben sein

So einfach kann das Leben sein

Titel: So einfach kann das Leben sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruder Paulus Terwitte
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anheizen durch entsprechende Bilder; wir müssen das aber nicht. Das vielzitierte Bild vom Dampf kessel, der explodieren könnte, wenn er nicht hin und wieder abgelassen wird, ist unglücklich: Ist der Mensch nicht mehr als eine Hochdruckturbine? Wenn man schon technische Bilder bemüht für ein Gottesgeschenk, das uns den Vorgeschmack auf die Hochzeit von Himmel und Erde geben soll: Die Kraft bedarf der Lenkung; in der Hinordnung zum Ziel entwickelt sie ihre Kraft. Ohne Ziel verbreitet sie Leere. Entschiedene Sexualität – nichts macht schöner!





5.
Trauer durchleben
oder: Wie man sich glücklich wandeln kann

D er Tod unterbricht ungefragt alle Lebenspläne. Alle Zukunftspläne werden jäh zunichte gemacht. Waren wir eben noch Sohn von …, Ehefrau des …, sind wir unversehens plötzlich ein anderer: Hinterbliebener, Witwer, Halbwaise. Jetzt zählt nur noch, was wir geworden sind mit dem anderen und durch ihn. Mit ihm stirbt auch die eigene Lebenswirklichkeit. Der Tod des anderen entzieht mir alle Sicherheiten, die ich durch die Beziehung zu ihm hatte. Darum lähmt der Tod unsere Seele. Wir verlieren die Orientierung. Der Geschmack am Leben ertaubt. Für einen Moment scheint es, als bliebe die Welt stehen, als sei das Glück für immer von uns gegangen.
    Wir möchten Ihnen raten, diesen Stillstand ernst zu nehmen. Jetzt ist die Zeit der Wandlung gekommen. Wir bieten Ihnen Riten an, die Sie in Bewegung bringen sollen. Sie sind zunächst äußerlich und können doch die im Todesschreck erstarrte Seele erreichen und für einen von vielen kleinen Schritten aus der Trauer anstoßen.
     
Beileid zulassen
     
    In Traueranzeigen steht immer öfter, man möge von Beileidsbekundungen absehen. Im Unglück der Trauer wird die Betroffenheit, das immer wiederkehrende „herzliche Beileid“, die immer und immer zu hörende Anteilnahme zur vermuteten Belastung. Mitleiden kann doch eh wirklich niemand, vermuten wir. Beileid ist so etwas wie eine Verstärkung des eigenen Leides. Es mag Situationen geben, in den man sich gerne in seiner Trauer zurückziehen möchte. Besonders Todesumstände, die man nicht erklären will, die einem so nahe gehen, dass sie für Fernstehende nichts zu sein scheinen. Und trotzdem. Beileid zulassen bedeutet es zulassen, dass Menschen in unserem Leid bei uns sind. Menschen, die sich vielleicht in ihrer Anteilnahme und angesichts der eigenen Sprachlosigkeit in Beileidsfloskeln retten. Beileid zulassen ist in diesem Moment am Grab vielleicht schwer. Aber schon kurz danach erinnern wir uns dann an die Menschen, die ein Toter motiviert hat, den Lebenden zu helfen. Hilf lose Versuche, aber doch starke Zeichen der Ehre gegenüber dem Toten und der Zugewandtheit gegenüber den Lebenden.
     
Richtig begraben
     
    Ein schlimmer Moment. Immer wieder. Der Sarg wird abgelassen ins Grab. Schmerzvoll, die letzte Übergabe. An die Erde. Ich muss dafür kämpfen. Denn die Trauernden sagen mir: Nein, nicht absenken. Wir lassen den Sarg oben stehen. Seltsam finde ich das. Keine Mutter hindert die Hebamme, die Nabelschnur durchzuschneiden. Das Kind gehört nicht ihr. Sie überlässt es der Zeit, dem Altern, dem Sterben und schließlich seinen Körper dem Zerfallen in der Erde. So ist das: Wir werden zum Sterben geboren. Wir erblicken unter Schmerzen das Licht der Welt. Wir überlassen unter Schmerzen unsere Toten der Erde. Wir durchleben Grablegung um Grablegung das Kommen unserer eigenen Grablegung. Dem sich zu stellen: Sich vom Leid am Grab durchschütteln lassen. Wir Menschen können keinen Menschen behalten. Die Mutter ihr Kind nicht, das sie neun Monate trug. Der Vater den Sohn nicht, mit dem er große Pläne hatte. Und der Hinterbleibende den nicht, der den Weg alles Irdischen geht. Selbst in Erinnerung kann keiner den andern behalten. Auch lebt keiner in den Genen des anderen weiter. Grablegung. Der Tod zwingt uns, Schluss zu machen. Die Trauer muss ihre Ruhe bekommen. Jetzt noch machen, was wir können: Wirklich durchleiden. Diesen Schmerz, dass die Liebe so ewig sich gibt und so kläglich endet.
     
Erde werfen
     
    Das Werfen von Erde auf den Sarg gehört dazu. Rosenblüten stehen heute als Ersatz oder Ergänzung oft am Grab. Es sieht netter aus, bunte Blüten auf den Sarg lautlos herabfliegen zu sehen, als das dumpfe Geräusch der Erde auf die Holzkiste prasseln zu hören. Das Erdewerfen hat zwei gute Aspekte. Es zeigt deutlich, dass der Verstorbene von der Erde aufgenommen wird. Er wird zu Erde, er wird

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