Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
blühten trotzigbunt. Ihre Eltern hatten das Haus in ihre Hand gegeben, damit sie es hütete und sich zugleich daran erfreute.
    Sie trat an den Rand des Schwimmbeckens und nickte befriedigt. Sie hielt es selbst in Schuss, denn schließlich war sie diejenige, die es am meisten nutzte. Wie ihr Vater sie damals in dem Becken das Schwimmen gelehrt hatte, hatte sie es ihren Kindern beigebracht, und ungeachtet des Wetters drehte sie selbst täglich ihre Runden in dem Wasser, das dank ihrer Bemühungen mit Pumpe und Filter seit kurzem wieder klar und sauber war.
    Auf dem Grund des Pools lebte die Meerjungfrau mit fließend-rotem Haar und schimmernd-grünem Schwanz, ein wunderbares Mosaik, nach dessen lächelndem Gesicht ihre Töchter genauso gern tauchten, wie früher sie selbst.
    Nach alten Gewohnheiten überprüfte sie die Glastische am Rand des Pools auf Schmierflecken und die Kissen auf Stühlen und Liegen auf Feuchtigkeit und Staub. Sicher hatte auch Ann bereits danach gesehen, aber Laura kehrte nicht eher ins Haus zurück, als bis sie sicher war, dass alles ihrem Wunsch nach Perfektion entsprach.
    Zufrieden ging sie den Steinweg hinauf zum Haus und trat durch die Küchentür. Die verführerischen Düfte, die sie sofort einhüllten, weckten ihren Appetit für die kulinarischen Köstlichkeiten. Wie in Lauras Kindertagen stand die füllige Mrs. Williamson gut gelaunt am Herd.
    »Lammkeule«, Laura stieß einen wohligen Seufzer aus, »Apfelmus. Currykartoffeln.«
    Mrs. Williamson drehte sich lächelnd zu ihr um. Obgleich sie bereits über siebzig war, schimmerte ihr zu einem strengen Knoten frisiertes Haar noch immer rabenschwarz. Nur ihr Gesicht war voller Falten.
    »Entweder haben Sie eine sehr gute Nase oder ein sehr gutes Gedächtnis, Miss Laura«, stellte sie fröhlich fest. »Schließlich habe ich Ihnen bisher zu Ihren Geburtstagen immer dasselbe gekocht.«
    »Niemand macht Lammkeulen so gut wie Sie, Mrs. Williamson.« Wie in jedem Jahr wanderte Laura durch die geräumige Küche und sah sich suchend um. »Ich sehe gar keinen Geburtstagskuchen«, stellte sie schließlich mit gespielter Enttäuschung fest.
    »Vielleicht habe ich vergessen, einen zu backen«, antwortete die Köchin ihr.
    Wie es von ihr erwartet wurde, verzog Laura traurig das Gesicht. »Oh, Mrs. Williamson!«
    »Vielleicht aber auch nicht.« Kichernd winkte Mrs. Williamson mit einem großen Holzlöffel. »Und jetzt raus mit Ihnen. Ich kann es nicht haben, wenn mir jemand beim Kochen im Weg steht. Schauen Sie, dass Sie sich erst mal sauber machen – Sie schleppen den ganzen Dreck aus dem Garten mit ins Haus.«
    »Sehr wohl, Ma'am.« In der Tür drehte sich Laura noch einmal herum. »Sie haben nicht zufällig eine Schwarzwälder Kirschtorte gebacken, nein? Mit doppelter Schokoladenfüllung?«
    »Warten Sie's einfach ab. Und jetzt verschwinden Sie!«
    Laura wartete, bis die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, ehe sie fröhlich kicherte. Ganz bestimmt hatte Mrs. Williamson eine Schwarzwälder Kirschtorte für sie gemacht. Sie mochte inzwischen etwas vergesslich sein und auch ihr Gehör ließ sie manchmal im Stich, aber bei so lebenswichtigen Dingen wie Lauras traditionellem Geburtstagsessen dachte sie immer an jedes Detail.
    Summend ging sie die Treppe hinauf, um zu baden und sich zum Essen umzuziehen. Ihre Laune hatte sich gebessert, doch schnell holten sie die alten Sorgen ein, als schwesterlicher Streit geräuschvoll an ihre Ohren drang.
    »Weil du dumm bist, darum!«, brüllte Ali voller Verbitterung. »Weil du nichts kapierst und weil ich dich hasse!«
    »Ich bin nicht dumm.« Kayla klang, als bräche sie jeden Augenblick in Tränen aus. »Und ich hasse dich noch mehr.«
    »Das ist ja wirklich nett.« Entschlossen, weder die Geduld noch die Objektivität zu verlieren, trat Laura in Alis Zimmer.
    Die Szene wirkte vollkommen unschuldig. Zu beiden Seiten des großen Fensters in dem hübschen, weiß-grün gehaltenen Mädchenzimmer standen Regale mit Puppen in Trachten aus aller Welt. In einem weiteren Regal standen Bücher von
Hanni und Nanni
bis hin zu
Jane Eyre
eng zusammengedrängt. Auf der Kommode befand sich ein offenes Schmuckkästchen, in dem eine Batlerina Pirouetten drehte.
    Ihre Töchter hatten sich zu beiden Seiten des mit einem Baldachin versehenen Bettes wie zwei Todfeindinnen einander gegenüber aufgebaut.
    »Ich will sie nicht in meinem Zimmer haben.« Die Fäuste geballt wirbelte Ali zu ihrer Mutter herum. »Das hier ist mein

Weitere Kostenlose Bücher