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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Zimmer, und ich will sie hier nicht haben.«
    »Ich bin nur gekommen, um ihr ein Bild zu zeigen, das ich gemalt habe.« Mit zitternden Händen hielt Kayla das Blatt Laura hin. Die hübsche Buntstiftzeichnung zeigte einen Feuer speienden Drachen und einen jungen Ritter in silberner Rüstung mit gezücktem Schwert. Das große Talent, das diese Zeichnung verriet, erinnerte Laura daran, dass sie unbedingt einen Zeichenlehrer für Kayla suchen musste.
    »Das ist wirklich sehr hübsch, Kayla«, stellte sie fest.
    »Sie hat gesagt, dass es hässlich ist.« Kayla, die sich ihrer Gefühle niemals schämte, brach in Tränen aus. »Sie hat gesagt, dass es hässlich ist und dass ich dumm bin und dass ich klopfen muss, bevor ich in ihr Zimmer komme.«
    »Ali?« Laura wandte sich ihrer älteren Tochter zu.
    »Drachen gibt es gar nicht wirklich und außerdem sind sie hässlich.« Ali reckte herausfordernd das Kinn. »Außerdem kann sie nicht einfach in mein Zimmer kommen, wenn ich sie nicht hier haben will.«
    »Du hast das Recht, nicht gestört zu werden, wenn du es willst«, sagte Laura vorsichtig. »Aber du hast nicht das Recht, deiner Schwester gegenüber gemein zu sein, Kayla …« Laura ging in die Hocke und wischte ihrer Tochter die Tränen aus dem Gesicht. »Das ist wirklich ein wunderschönes Bild. Wir können es einrahmen, wenn du willst.«
    Der Tränenstrom versiegte, und Kayla blickte ihre Mutter fragend an. »Wirklich?«
    »Natürlich, und dann können wir es in deinem Zimmer aufhängen. Es sei denn, ich darf es in meinem Zimmer aufhängen.«
    Die Kleine sah Laura mit einem strahlenden Lächeln an. »Du kannst es haben«, sagte sie.
    »Das wäre wirklich schön. Warum gehst du nicht zurück in dein Zimmer und signierst es für mich wie eine richtige Künstlerin? Und, Kayla…« Laura erhob sich, hielt ihre Tochter jedoch sanft an der Schulter zurück. »Wenn Ali möchte, dass du klopfst, bevor du in ihr Zimmer kommst, dann tust du das bitte auch.«
    Kayla blickte ihre Schwester trotzig an. »Aber dann muss sie bei mir auch anklopfen«, stellte sie böse fest.
    »Das ist nur fair. Und jetzt geh. Ich möchte noch kurz mit Ali sprechen.«
    Mit einem letzten triumphierenden Blick in Richtung Schwester segelte die Kleine davon.
    »Sie ist einfach nicht gegangen, als ich ihr gesagt habe, dass sie abhauen soll«, setzte Ali an. »Sie kommt ständig hier hereingerannt.«
    »Du bist die ältere«, sagte Laura ruhig, während sie versuchte, ihre Tochter zu verstehen. »Das bringt gewisse Vorrechte mit sich, Ali, aber zugleich auch eine gewisse Verantwortung. Ich erwarte nicht, dass ihr beiden euch niemals streitet. Josh und ich haben gestritten, und Margo und Kate und ich haben gestritten, als wir so alt waren wie ihr. Aber du hast ihr wehgetan.«
    »Ich wollte nur, dass sie mich in Ruhe lässt. Ich wollte alleine sein. Ihr blödes Bild mit dem blöden Drachen interessiert mich nicht.«
    Hier ging es um mehr als um einfachen geschwisterlichen Streit, erkannte Laura, als sie das bekümmerte Gesicht ihrer Tochter betrachtete. Sie setzte sich auf die Kante des Bettes, sodass sie in Alis Augen sehen konnte und bat: »Sag mir, was los ist, Schatz.«
    »Du hältst immer zu ihr.«
    Laura unterdrückte einen Seufzer. »Das ist nicht wahr.« Entschlossen nahm sie Alis Hand und zog das Mädchen dichter an sich heran. »Und außerdem bin ich sicher, dass dich etwas ganz anderes bedrückt.«
    Dieses kleine Mädchen focht einen schrecklichen inneren Kampf, erkannte Laura, als sie die Tränen in Alis Augen sah. Wie gerne hätte sie ihrer Tochter endlich inneren Frieden geschenkt.
    »Es ist egal. Es würde sowieso nichts ändern, wenn ich es dir sagen würde.« Nicht mehr lange, und Alis Tränen brächen sich endlich Bahn. »Du würdest sowieso nichts tun.«
    Diese Worte taten weh, aber Alis Misstrauen ihr gegenüber schmerzte sie bereits seit Monaten. »Warum erzählst du es mir nicht, und dann sehen wir weiter. Ich kann bestimmt nichts tun, wenn ich noch nicht mal weiß, worum es geht.«
    »In der Schule findet bald ein Väter-Töchter-Essen statt.« Die Worte platzten voller Zorn und Schmerz heraus. »Alle bringen ihre Väter mit.«
    »Oh.« Sie konnte ihrer Tochter wirklich nicht helfen, musste sich Laura eingestehen, während sie dem Mädchen hilflos über die Wange strich. »Das tut mir Leid, Ali. Das ist wirklich hart. Aber Onkel Josh kommt sicher gerne mit.«
    »Das ist nicht dasselbe.«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Ich will aber,

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