So fern wie ein Traum
Sechs Blusen, drei Pullover, zwei Seidenhosen. Und erst danach hat sie sich über die Schmuckvitrine hergemacht.«
»Es war wirklich ein toller Tag.« Kate legte ihre nackten Füße auf das antike Kaffeetischchen. »Ich hatte mir schon so was gedacht, als die Frau in der weißen Limousine vorgefahren kam. Sie war den ganzen Weg von L. A. gekommen, nur weil ihr eine Freundin vom
Schönen Schein
erzählt hatte.«
Kate nippte an einer Tasse Kräutertee und stellte fest, dass sie die Wirkung ihrer früher viel zu regelmäßig genossenen Tassen Kaffee kaum noch vermisste. »Ich sage euch«, erklärte sie. »Diese Frau war ein echter Profi. Sie hat gesagt, sie wäre gerade dabei, sich ein Haus auf dem Land zu suchen, und käme zurück, um sich ein paar Möbel und andere Sachen aus dem Laden zu holen. Irgendwann stellte sich raus; dass sie die Frau irgendeines momentan hoch gehandelten Produzenten ist. Außerdem hat sie gesagt, dass sie all ihren Freundinnen von dieser tollen kleinen Secondhand-Boutique in Monterey erzählen wird.«
»Das ist ja wunderbar.« So wunderbar, dass Laura es nur schwer akzeptieren konnte, nicht bei dem Riesengeschäft dabei gewesen zu sein.
»Ich frage mich, ob wir nicht in Erwägung ziehen sollten, früher als geplant eine Filiale aufzumachen. Und zwar nicht in Carmel, sondern vielleicht in L. A.«
»Bleib ganz ruhig, Heißsporn.« Kate sah Margo an. »Wir können erst dann ernsthaft über eine Filiale reden, wenn wir volle zwei Jahre im Geschäft gewesen sind. Dann gehe ich die Zahlen durch, erstelle ein paar Prognosen und wir werden weitersehen.«
»Du bist und bleibst eine verdammte Buchhalterin«, murmelte Margo beinahe erbost.
»Worauf du deinen hübschen Arsch verwetten kannst. Also, was hast du mit deinem freien Tag gemacht, Laura?«
»Oh, ich habe ein bisschen im Garten gearbeitet.« Ein paar Rechnungen bezahlt, ein paar Schränke aufgeräumt, ein wenig in Selbstmitleid geschwelgt.
»Ist das nicht J. T.?« Mit ihrem außerordentlichen mütterlichen Gehör vernahm Margo das leise Wispern aus dem Babyphon eher als die anderen. »Ich glaube, ich gucke mal besser nach.«
»Nein, lass mich gehen.« Laura stand eilig auf. »Bitte. Du hast ihn schließlich die ganze Zeit. Ich möchte ein bisschen mit ihm spielen, wenn ich darf.«
»Sicher. Aber wenn er…« Margo brach ab und blickte zu den beiden Mädchen am Klavier. »Ich nehme an, du kennst dich mit diesen Dingen aus.«
»Ich glaube, ich kann mir ungefähr vorstellen, was ich machen muss.« Ehe es sich Margo noch einmal anders überlegen konnte, eilte Laura aus dem Raum.
Es war erstaunlich und erfüllte sie mit großer Freude zu sehen, wie ihre impulsive, glamouröse Freundin in die Mutterrolle hineingewachsen war. Vor zwei Jahren noch hätte niemand geglaubt, dass Margo Sullivan, Supermodel und Star in Europa, in ihre Heimatstadt zurückkehren, dort einen Secondhand-Laden eröffnen, heiraten und eine Familie gründen würde. Sicher hätte Margo selbst es damals nicht geglaubt.
Das Schicksal hatte ihr übel mitgespielt. Aber statt vor dem Elend davonzulaufen, hatte sie sich ihm gestellt und es mit Entschlossenheit und der ihr eigenen Begabung zu ihrem Vorteil zu nutzen gewusst.
Nun hatte sie Josh und den kleinen John Thomas, ein florierendes Geschäft, ein Zuhause, das sie liebte und in dem sie glücklich war.
Vielleicht könnte Laura ja auch eines Tages ihrem Schicksal irgendwie ein eben solches Schnippchen schlagen? Sie konnte es nur hoffen.
»Da ist ja unser kleiner Mann«, flötete sie, als sie sich der antiken Wiege näherte, die sie und Ann vom Speicher geholt hatten. »Da ist ja unser kleiner Schatz. Oh, was für ein hübscher Junge du doch bist, John Thomas Templeton.«
Und wie Recht sie hatte. Sein strahlendes, kleines Gesicht wurde von dichtem, gold schimmerndem Haar gerahmt. Von seiner Mom hatte er die leuchtend blauen Augen, den hübschen Mund von seinem Dad.
Sein ängstliches Wimmern verstummte, sobald sie ihn in ihre Arme nahm. Ein Gefühl von warmer Liebe, ein Gefühl, wie es vielleicht nur eine Frau empfinden konnte, wallte in ihr auf. Dieses Baby war wie jedes Baby Zeichen eines wunderbaren Neubeginns.
»Und, mein Süßer, warst du einsam, ja?« Sie ging mit ihm im Zimmer auf und ab, was ihr ebenso sehr Freude bereitete wie es ihn beruhigte. Sie hatte sich mehr Kinder gewünscht. Sie wusste, dass das selbstsüchtig war, nachdem sie mit zwei so wunderbaren Töchtern gesegnet war. Dennoch, sie hatte sich
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