Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
dass es bei mir dasselbe ist wie bei allen anderen«, flüsterte Ali wütend. »Warum kannst du nicht dafür sorgen, dass das geht?«
    »Ich kann es einfach nicht.« Als sich Ali widerstandslos von ihr in die Arme nehmen ließ, empfand Laura Erleichterung und gleichzeitig tiefe Traurigkeit.
    »Warum machst du nicht, dass Vater zurückkommt? Warum tust du nicht irgendetwas, damit er wieder nach Hause kommt?«
    Jetzt wallten neben der Traurigkeit noch Schuldgefühle in ihr auf. »Es gibt nichts, was ich tun könnte.«
    »Du willst gar nicht, dass er wieder nach Hause kommt.« Ali blitzte ihre Mutter wütend an. »Du hast ihm gesagt, dass er gehen soll, und du willst nicht, dass er wiederkommt.«
    Dies war gefährliches Terrain. »Dein Vater und ich sind geschieden, Ali. Daran lässt sich nichts ändern. Aber die Tatsache, dass wir nicht mehr zusammenleben können und wollen, hat mir dir und Kayla nichts zu tun.«
    »Warum kommt er dann nicht wenigstens manchmal zu Besuch.« Wieder blitzten – dieses Mal zornige – Tränen in Alis Augen auf. »Andere Kinder haben auch Väter, die nicht bei ihnen zu Hause leben, aber diese Väter kommen wenigstens manchmal zu Besuch und gehen mit ihnen an den Strand oder in den Zoo.«
    Es wurde immer gefährlicher. »Dein Vater ist sehr beschäftigt und außerdem lebt er inzwischen in Palm Springs.« Lügen, dachte Laura. Jämmerliche Lügen. »Ich bin sicher, wenn er sich erst einmal dort eingerichtet hat, lädt er euch beide zu sich ein.« Wann würde er das jemals tun?
    »Er kommt nicht, weil er dich nicht sehen will.« Ali wandte sich von ihrer Mutter ab. »Es liegt an dir.«
    Laura schloss die Augen. Was würde es schon nützen, wenn sie es leugnete, wenn sie sich verteidigte und damit ihrem Kind noch größere Schmerzen zufügte, dachte sie. »Wenn das so ist, werde ich tun, was ich kann, um es für ihn und für euch beide leichter zu machen«, sagte sie, während sie sich auf zittrigen Beinen erhob. »Es gibt Dinge, die ich nicht ändern, die ich nicht reparieren kann. Und ich kann dich nicht daran hindern, dass du mir deshalb Vorwürfe machst.«
    Damit weder ihre Traurigkeit noch ihre Wut die Oberhand gewannen, atmete Laura langsam ein. »Ich möchte nicht, dass du unglücklich bist, Ali. Ich liebe dich. Ich liebe dich und Kayla mehr als alles andere auf der Welt.«
    Ali ließ die Schultern sinken. »Wirst du ihn fragen, ob er zu dem Essen kommt? Es findet an einem Samstag im nächsten Monat statt.«
    »Ja, ich werde ihn fragen«, versprach ihr Laura.
    Neben Zorn und Elend empfand Ali plötzlich eine gewisse Scham. Sie brauchte ihre Mutter nicht erst anzusehen, um zu wissen, dass sie zu weit gegangen war. »Tut mir Leid, Mama.«
    »Mir auch.«
    »Ich werde mich auch bei Kayla entschuldigen. Sie malt wirklich gern. Und ich … ich kann es nicht.«
    »Du hast andere Talente.« Sanft drehte Laura Ali zu sich um. »Du tanzt wirklich wunderschön. Und du spielst viel besser Klavier als ich, als ich in deinem Alter war. Sogar besser als ich es jetzt spiele.«
    »Du spielst doch gar nicht mehr.«
    Es gab so vieles, was sie nicht mehr tat. »Wie wäre es heute Abend mit einem vierhändigen Stück? Wir beide spielen und Kayla kann dazu singen, wenn sie möchte.«
    »Sie quakt doch wie ein Frosch.«
    »Ich weiß.«
    Und als Ali endlich aufblickte, grinsten sich Mutter und Tochter beinahe fröhlich an.
    Wieder hatte sie eine Krise abgewandt, dachte Laura, als sie nach dem Abendessen zusammen mit ihrer Familie ins Wohnzimmer hinüberging. Im Kamin prasselte ein gemütliches Feuer und auf einem der Tische war eine köstliche Schwarzwälder Kirschtorte aufgebaut. Durch die Fenster, deren Vorhänge zurückgezogen waren, blickte man aus dem in warmes Licht getauchten Zimmer hinaus in die sternklare Nacht.
    Sie hatte ihre Geschenke ausgepackt und stolz herumgereicht. Das Baby lag im oberen Stockwerk. Josh und Byron hatten sich Zigarren angezündet und ihre Töchter, die ihren Streit vom frühen Abend beigelegt hatten saßen gemeinsam am Klavier, wo Kayla Alis flüssiges Spiel mit ihrem dröhnenden Froschgesang zu übertönen trachtete.
    »Dann hat sie noch die Chaneltasche angeschleppt«, erzählte Margo, die sich gemütlich auf einem der Sofas zusammengerollt hatte, über eine Kundin der Boutique. »Sie hat über eine Stunde gebraucht, bis sie alles zusammen hatte. Drei Kostüme, ein Abendkleid – dein weißes Kleid von Dior, Laura –, vier Paar Schuhe. Stellt euch das mal vor, vier Paar.

Weitere Kostenlose Bücher