Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
die Zaunlatten zog. »Vorsicht, Harvard«, warnte er.
    »Was zum Teufel meinst du, was du tust? Wer zum Teufel meinst du, wer du bist? Ich habe sie gebeten, dir die Ställe und die Wohnung zu vermieten. Aber kaum, dass sie dir einen Gefallen tut, nutzt du sie schamlos aus.«
    »Dazu gehören immer noch zwei.« Er wollte verdammt sein, wenn er sich die Schuld an allem in die Schuhe schieben ließ. »Sie ist eine erwachsene Frau, Josh. Ich habe sie nicht mit dem Versprechen auf eine Tüte Bonbons in den Stall gelockt. Ich habe sie zu nichts gezwungen, sie kam von ganz allein.«
    Josh wurde siedend heiß vor Zorn. »Du brauchtest sie sicher zu nichts zu zwingen!«, brüllte er seinen Freund aus Kindertagen an. »Du vergisst, mit wem du sprichst. Ich kenne dich, Mick. Ich kenne deine Art. Himmel, schließlich waren wir oft genug zusammen unterwegs.«
    »Das stimmt.« Michael löste Joshs Finger von seinem Hemd. »Aber damals war es in Ordnung, dass wir beide zusammen losgezogen sind, um irgendwelche Mädchen aufzureißen, stimmt's?«
    »Dies hier ist meine Schwester.«
    »Ich weiß, wer sie ist.«
    »Wenn du es wusstest, wenn du auch nur eine Ahnung davon hättest, was sie in den letzten Jahren durchgemacht hat, wie leicht sie zu verletzen ist, dann würdest du dich, verdammt noch mal, von ihr fern halten. Die Frauen, mit denen du sonst immer dein Spiel getrieben hast, kannten die Regeln ganz genau. Laura hingegen kennt diese Art von Regeln nicht.«
    »Und als deine Schwester, als eine Templeton, hat sie nicht das Recht auf Spiele dieser Art«, antwortete Michael voller Bitterkeit. »Und vor allem nicht mit mir.«
    »Ich habe dir vertraut«, erklärte Josh ruhig. »Ich habe dir immer vertraut. Es ist eine Sache, wenn du dein Glück bei Kate oder Margo versuchst, aber ich will verdammt sein, wenn ich einfach tatenlos mit ansehe, wie du auch die Dritte im Bunde für deine Zwecke missbrauchst.«
    Michael bedachte ihn mit einem kalten, harten Blick. Er ballte die Fäuste und sah vor seinem geistigen Auge, wie er sie Josh mit voller Wucht gegen den Kiefer knallen ließ. Es bedurfte seiner ganzen Willenskraft und einer lebenslangen Freundschaft, dass er es unterließ.
    »Verschwinde. Auf der Stelle«, knurrte er gepresst.
    »Wenn du dich schlagen willst, dann bitte«, antwortete sein alter Freund. »Das haben wir auch früher schon getan.«
    Nicht wie heute, dachte Michael, und hielt sich immer noch mühsam zurück. Heute waren sie beide erwachsene Männer und es ging um alles, dachte er. Und falls er je eine Familie gehabt hatte, eine Familie, die ihm wichtig gewesen war, dann war diese Familie Josh, der ihm geradezu mordlüstern gegenüberstand.
    »Warum versuchen wir stattdessen nicht etwas anderes? Bis Ende der Woche bin ich fort. Ich habe bereits die nötigen Vorbereitungen getroffen.«
    Hin und her gerissen zwischen dem Freund und der Familie, sah Josh ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Was für Vorbereitungen? Bisher hast du kaum den Grundstein zu deinem neuen Haus gelegt.«
    »Wahrscheinlich verkaufe ich das Grundstück ohnehin, sobald ich in L. A. etwas gefunden habe«, erklärte Michael.
    »Ist das weit genug weg von deiner Schwester, Harvard? Oder soll ich zur Hölle fahren, um weit genug von ihr entfernt zu sein?«
    »Wann hast du dir überlegt, nach Los Angeles zu gehen?«
    »Meinst du, dass ich dir über alles Rechenschaft ablegen muss? Verschwinde, Josh. Du hast gesagt, was du zu sagen hattest, und ich habe viel zu tun.«
    »Ich bin nicht sicher, dass das letzte Wort bereits gesprochen ist.« Als Josh sah, wie sich sein ältester Freund energisch von ihm abwandte, war er sich jedoch nicht mehr ganz so sicher, welches das letzte Wort in dieser Sache war.
    Michael wusste, dass sie kommen würde. Es gab keine Möglichkeit, es zu verhindern. Seit zwei Wochen waren sie nicht mehr zusammen gewesen, und sicher nahm Laura an, dass er vor Verlangen bald verging. Was er, leider, wirklich tat.
    Aber er würde sie nicht anrühren. Dadurch würde alles nur noch schlimmer, überlegte er. Um ein Haar hätte er es sich noch einmal anders überlegt, um ein Haar hätte er sich davon überzeugt, dass es sicher einen Weg gäbe, dass es zwischen ihnen beiden funktionieren könnte, als plötzlich Josh aufgetaucht war und ihm gezeigt hatte, wie es tatsächlich um sie beide stand.
    Am besten wäre ein klarer, schneller Schnitt.
    Sicher täte er ihr damit weh. Aber am Ende würde sie darüber hinwegkommen, und ihm vielleicht sogar

Weitere Kostenlose Bücher