So fern wie ein Traum
mehr Kinder gewünscht.
Nun hatte sie wenigstens einen Neffen bekommen, den sie nach Kräften zu verwöhnen trachtete. Auch Kate und Byron würden Kinder haben, dachte sie, während sie mit J. T. vor die Wickelkommode trat. Also gäbe es bald für sie noch mehr Babys, die sie lieben und verwöhnen durfte.
Sie wechselte seine Windel, puderte ihn und kitzelte ihn, bis er vor Freude juchzte und mit seinen dicken Beinchen strampelte. Lachend nahm er eine Strähne ihrer Haare in seine Faust und zog. Laura neigte folgsam ihren Kopf und gab ihm einen Kuss.
»Und, denkst du an deine Mädchen in dem Alter?« fragte Josh, als er den Raum betrat.
»Das tue ich fast jedesmal, wenn ich in diesem Zimmer bin. Als Annie und ich die Möbel für den Kleinen vom Speicher geholt und hier aufgebaut haben, haben wir geradezu in Erinnerung geschwelgt.« Sie hob J. T. hoch über ihren Kopf, sodass er vor Freude zu glucksen begann. »Meine beiden Babys haben in derselben Wiege gelegen wie er.«
»Genau wie du und ich.« Er fuhr mit einer Hand über das sanft geschwungene Holz, ehe er zu seinem Sohn ging. Es juckte ihn in den Fingern, ihn auf den Arm zu nehmen, aber er gönnte es Laura, ihn noch ein wenig zu halten.
»Auch wenn es eine Binsenweisheit ist, kann ich sie nur bestätigen. Die Jahre vergehen so furchtbar schnell, dass ich hoffe, du genießt jede Sekunde von Herzen.«
»Du hast es getan.« Er strich seiner Schwester übers Haar. »Du bist und warst seit der Geburt der beiden Mädchen eine wunderbare Mutter. Dafür bewundere ich dich.«
»Du machst mich ganz verlegen«, murmelte sie, während sie ihr Gesicht an J. T.s duftendem Hals vergrub.
»Nun, ich vermute, du und ich hatten stets das bestmögliche Beispiel. Wir hatten wirklich Glück, Menschen wie Mom und Dad als Eltern zu haben, denke ich.«
»Und ob. Ich weiß, sie stecken gerade inmitten schwieriger Verhandlungen wegen des neuen Hotels auf Bimini, und trotzdem haben sie heute angerufen und mir persönlich zum Geburtstag gratuliert.«
»Und Dad hat dir die Geschichte erzählt, wie er Mom durch den schlimmsten Wintersturm in der Geschichte Kaliforniens gefahren hat, als ihre Wehen einsetzten.«
»Aber sicher doch.« Sie hob den Kopf und sah Josh grinsend an. »Er erzählt diese Geschichte immer wieder gern. Blitz und Donner, Regen, Überflutungen und Schlammlawinen. Eigentlich haben nur noch der Engel der Verdammnis und die sieben ägyptischen Plagen gefehlt.«
»Aber ich habe sie rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft«, führte Josh die Geschichte seines Vaters fort. »Und fünfundvierzig Minuten später warst du da.« Er strich seinem Baby übers Haar. »Aber nicht jeder hat ein solches Glück. Erinnerst du dich noch an Michael Fury?«
Bilder von einem dunklen, gefährlichen Mann mit blitzenden Augen tauchten vor ihr auf. Wer könnte Michael Fury je vergessen, dachte sie. »Ja, du hast dich oft mit ihm herumgetrieben, Mädchen aufgerissen und irgendwelchen Ärger gesucht. Ist er nicht zur Handelsmarine gegangen?«
»Er hat eine Menge Dinge gemacht. Es gab ein paar Probleme bei ihm zu Hause – eine, nein zwei unschöne Scheidungen. Seine Mutter hat zum dritten Mal geheiratet, als er ungefähr fünfundzwanzig war. Er meint, dass diese Ehe endlich halten könnte. Tja, vor ein paar Wochen ist er wieder in unsere Gegend zurückgekehrt.«
»Ach ja? Das habe ich gar nicht gewusst.«
»Du und Michael habt schon damals nicht gerade in denselben Kreisen verkehrt«, kam Joshs trockene Erwiderung. »Die Sache ist die, er hat die alte Farm übernommen, auf der er aufgewachsen ist. Seine Mutter und sein Stiefvater sind nach Boca umgezogen, und er hat ihnen das Grundstück abgekauft. Im Moment versucht er sein Glück als Pferdezüchter.«
»Pferde. Hmm.« Nicht sonderlich interessiert ging sie erneut mit dem Baby im Zimmer auf und ab. Irgendwann würde Josh zum Kern seiner Geschichte kommen. Manchmal war er selbst als Privatmann ganz der Anwalt, der das, was er einem sagen wollte, wortreich umschrieb.
»Erinnerst du dich noch an die Unwetter, die es vor ein paar Wochen gab?«
»Sie waren wirklich schlimm«, erinnerte sie sich. »Beinahe so schlimm wie in der schicksalhaften Nacht von Laura Templetons Geburt.«
»Ja, es gab jede Menge Schlammlawinen. Eine von ihnen hat Michaels Anwesen zerstört.«
»Oh, das tut mir Leid.« Sie blieb stehen und sah ihren Bruder an. »Das tut mir wirklich Leid. Wurde er verletzt?«
»Nein. Er hat sich und seine Tiere gerade noch in
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