So fern wie ein Traum
seitwärts und im Kreis. Als sich Michael schließlich auf seinen nackten Rücken schwang, wiederholte er zusammen mit dem Reiter jede dieser Übungen.
»Und jetzt kommt das, was wir Drei-Tage-ohne-Wasser-in-der-Wüste nennen«, kündigte Michael an. Auf sein Signal hin fing Max an zu hinken, ließ matt den Kopf sinken und schleppte sich mit Schritten, die aussahen, als ob jeder von ihnen möglicherweise der letzte wäre, durch den Staub. »Und jetzt pass auf, eine Klapperschlange!« Max machte einen Satz zurück, bäumte sich auf und wich vorsichtig zurück. »Großer Gott, das Schwein hat mir den Gaul direkt unter dem Hintern weggeschossen! Max, totes Pferd.«
Als Höhepunkt des Programms wirbelte Max herum und tänzelte nach links, ehe er mit einem Mal zusammenbrach. Michael fiel auf die Erde, rollte sich geschickt zur Seite und sprang auf, als er auf einmal Laura sah, die auf Pfennigabsätzen über den Hof geschossen kam.
»Oh Gott, ist dir etwas passiert? Wie ist das geschehen? Oh, dein Pferd!«
Obgleich er ihr eigentlich antworten wollte, ertappte sich Michael, dass er stattdessen auf ihre schlanken, nackten Beine starrte, als sie sich in ihrem eleganten kleinen Kostüm über den Zaun der Koppel schwang.
Max blinzelte kaum, als Laura neben ihm in die Knie ging. »Armer Schatz, armer Schatz! Ist es sein Bein? Bei welchem Tierarzt bist du mit ihm?«
Beim Anblick des Pferdes, das seinen riesigen Schädel in den Schoß von Lauras hübschem blauen Röckchen geschmiegt hatte, hätte Michael um ein Haar gegrinst. »Sieht aus, als hätte der alte Max seinen letzten Auftritt gehabt«, stellte er fest.
»Sag so etwas nicht«, fuhr Laura ihn wütend an. »Vielleicht hat er sich ja nur etwas verstaucht.« Aber was, wenn nicht? Sie schob sich die Haare aus der Stirn. »Kayla, Ali, ihr beiden geht sofort zurück ins Haus.«
»Aber Mama…«
»Keine Widerrede.« Sie ertrug den Gedanken einfach nicht, dass eine der beiden Zeugin dessen würde, was vielleicht unvermeidbar war.
»Laura«, setzte Michael an.
»Was stehst du noch hier herum?« Ihr Blick verriet Sorge und Zorn. »Warum tust du nicht irgendwas? Das arme Tier leidet, und du stehst einfach da. Sind dir deine eigenen Pferde etwa derart gleichgültig?«
»Sehr wohl, Ma'am. Ich werde etwas tun. Max, aufstehen.«
Zu Lauras Überraschung rollte das große Tier herum und stand flink wieder auf.
»Es war nur ein Trick, Mama.« Kayla lachte fröhlich über den gelungenen Scherz, während Michael Laura auf die Füße half. »Max kennt jede Menge Tricks. Er hat nur so getan, als sei er tot. Wie es manchmal auch Hunde machen. Ist er nicht wirklich klug? Ist er nicht einfach wunderbar?«
»Ja.« Mit einem letzten Rest von Würde klopfte sich Laura den Staub von ihrem Rock. »Ganz offensichtlich ist er wirklich talentiert.«
»Tut mir Leid.« Ein weiser Mann hätte gewusst, wann er ein süffisantes Grinsen besser unterließ. Michael jedoch hatte mit Weisheit nicht allzu viel im Sinn. »Ich hätte dich vorgewarnt, wenn ich dich hätte kommen sehen. Aber du kamst vollkommen überraschend angerannt.« Er kratzte sich am Kinn. »Allerdings schienst du um das Pferd in wesentlich größerer Sorge als um mich zu sein. Ich hätte mir das Genick brechen können bei dem Sturz.«
»Das Pferd lag am Boden«, kam Lauras knappe Erwiderung. »Du nicht.« Doch all ihr Zorn wich ehrlicher Bewunderung, als Max seinen Kopf am Ärmel ihrer Jacke rieb. »Oh, er ist wirklich wunderschön. Du bist wirklich ein prachtvolles Tier. Und clever obendrein.«
»Max hat in jeder Menge Filme mitgespielt.« Ali schob sich dichter an ihre Mutter und das Pferd heran. »Und Mr. Fury auch.«
»Ach ja?«
»Als Double«, erklärte Michael ihr, zog eine Karotte aus der Tasche und hielt sie Laura hin. »Wenn du ihm die gibst, kannst du dir seiner ewigen Treue sicher sein.«
»Wer könnte einer solchen Versuchung widerstehen?« Noch während sie Max seine Belohnung gab, wandte sie sich ihren beiden Töchtern zu. »Habe ich euch beiden nicht gesagt, dass ihr Mr. Fury nicht belästigen sollt?«
»Ja, aber er hat gesagt, wir stören nicht.« Kayla blickte Michael mit einem hoffnungsvollen Lächeln an und streckte von der Stelle, an der sie saß, zuversichtlich die Arme nach ihm aus.
»Das habt ihr auch wirklich nicht getan.« Er pflückte sie vom Zaun und nahm sie so natürlich auf den Arm, dass Laura ihn verwundert anblickte. »Ich habe mich über die Gesellschaft der beiden gefreut«, beschwichtigte
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