So fern wie ein Traum
tonnenweise Staub, Spinnweben, Rost und geborstenes Holz vorgefunden, und es hatte ihn beinahe eine Woche gekostet, um sie wieder herzurichten für seine Lieblinge. Keine einfache Aufgabe für einen einzelnen Mann mit nur zwei Händen, aber er hatte seine Pferde in ihrem Übergangsquartier nicht einstellen wollen, ehe es gründlich gereinigt und entsprechend seinen Vorstellungen hergerichtet war.
Andererseits hatte er die Tiere während dieser Woche in der Pferdepension lassen, hatte die schmerzlich hohen Gebühren bezahlen und mit der Tatsache leben müssen, dass die Entfernung von seiner Wohnung bis zu seinen Lieblingen mehrere Meilen betrug. Aber das Ergebnis bewies, dass sich die finanzielle Investition und ein paar Tage Knochenarbeit gelohnt hatten.
Es war ein gutes, solides Gebäude, ganz im eleganten und zugleich praktischen Stil der Templetons. Die offenen Boxen boten jede Menge Platz, Licht und Luft, was Michael wichtiger war als das raffinierte Muster des backsteinernen Bodenbelags, die dekorativen Fliesen um die Futtertröge herum oder die elegant geschwungenen Eisengitter mit dem stilisierten, blank polierten T aus Messing. Aber er musste zugeben, dass diese hübschen Arbeiten dem Stall erst ein gewisses Flair verliehen.
Der Grundriss der Stallungen entsprach praktischen Gesichtspunkten, sodass am einen Ende des Gebäudes der Geräteraum und am anderen die Futterkammer lag. Es wunderte ihn, dass sich seit Jahren niemand mehr um die Ställe gekümmert zu haben schien, doch zuckte er darüber lediglich mit den Schultern und machte sich daran, alle Schäden durch die offensichtliche Vernachlässigung zu beseitigen und in einen Zustand zu versetzen, der den Anforderungen seiner Lieblinge Genüge tat. Er sägte und hämmerte, fegte und schrubbte, bis endlich jede Box in neuem Glanz erstrahlte.
Glücklicherweise erklärte sich der Junge, der das frische Heu und Stroh gebracht hatte, bereit, Michael für ein paar Extradollar beim Verstauen der Ballen zu helfen.
Jetzt war der Boden jeder Box mit frischem Weizenstroh bedeckt – teuer und schwer zu bekommen, aber schließlich war für seine Pferde das Beste gerade gut genug. Mit Einfallsreichtum und passenden Werkzeugen hatte er die automatischen Wassertröge wieder funktionstüchtig gemacht, hatte die Scharniere der Türen geölt und rostige Haken gegen neue ausgetauscht.
Da er sämtliche Vorräte in der Schlammflut verloren hatte, benötigte er neues Getreide, neue Batterien, neue Vitamine, neue Medikamente. Wenigstens einen Teil des Zaumzeugs und einige Werkzeuge hatte er retten können. Er hatte jedes einzelne Teil gereinigt und poliert, und was in den Fluten verloren gegangen war, hatte er entweder bereits ersetzt oder würde es in Kürze tun.
Seine fünfzehn Pferde waren also geradezu fürstlich untergebracht, er selbst hingegen hatte in seiner Wohnung bisher nicht mehr getan, als spätabends erschöpft ins Bett zu sinken und morgens in aller Herrgottsfrühe wieder aufzustehen.
»Du hast es weit gebracht, Max. Vielleicht ist es dir nicht bewusst, aber du bist jetzt Mieter bei den Templetons. Das ist wirklich etwas ganz Besonderes, das kannst du mir glauben, alter Freund.«
Liebevoll tätschelte er dem Pferd die Flanke, ehe er eine saftige Karotte aus der Tasche, die um seine Hüfte hing, hervorzog. »Ich habe schon mit den Zeichnungen für dein neues Zuhause angefangen«, sagte er. »Keine Sorge. Vielleicht geben wir dem Ganzen dieses Mal ebenfalls einen etwas eleganteren Touch. Aber für den Augenblick könntest du es nirgends besser haben als hier auf diesem Anwesen.«
Max nahm behutsam die Karotte und sah Michael aus dunklen Augen geduldig, weise und, wie Michael gerne dachte, zärtlich an.
Er trat aus der Box, verriegelte den unteren Teil der Tür und ging ein Stück den Gang hinab. Der Boden mochte elegant genug für einen Ballsaal sein, eignete sich aber trotzdem perfekt für den Stall, überlegte Michael, während die Absätze seiner Stiefel auf den Steinen klapperten. Als er nach ein paar Schritten stehen blieb, schob sich neugierig ein kastanienbrauner Kopf über die Tür der nächsten Box.
»Hast du schon nach mir Ausschau gehalten, Baby?«, fragte er die freundlichste, sanftmütigste Stute, mit der er je gearbeitet hatte. Er hatte Darling als junges Fohlen gekauft und nun stand ihre erste Geburt bevor, daher stand sie in der Box für trächtige Stuten.
»Und, wie geht es dir? Ich bin sicher, dass du hier glücklich wirst.« Er trat in
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