So fern wie ein Traum
er Laura. »Genau wie die Pferde. Irgendwann sind sie es leid, den lieben, langen Tag nur mich zu sehen. Die Kinder sind jederzeit herzlich willkommen. Wenn sie mir im Weg sind, sage ich das schon.«
Zu Kaylas Freude und Lauras Entsetzen setzte er die Kleine plötzlich auf das Pferd.
»Wie hoch er ist! Sieh nur, wie hoch ich sitze, Mama.«
»Ich versuche, es möglichst nicht zu sehen«, antwortete Laura, wobei sie automatisch nach den Zügeln griff. »Er ist ein Stunt-Pferd, kein Reitpony.«
»Sanft wie ein Lamm«, versicherte ihr Michael, hob auch Ali über den Zaun und setzte sie hinter ihre Schwester. »Und zugleich stark wie ein Ochse. Wenn du willst, trägt er euch auch alle drei.«
»Nein, vielen Dank.« Ihr Herzschlag beruhigte sich, als sie Max in die Augen sah. Sein Blick war wirklich sanft. »Ich glaube, dass ich dafür nicht unbedingt passend angezogen bin.«
»Das ist mir ebenfalls bereits aufgefallen. Sie sehen wirklich phantastisch aus, Ms. Templeton. Und außerdem machen Sie, wenn Sie über Zäune klettern, eine ausnehmend gute Figur.«
Sie drehte sich wieder zu Michael um und sah ihn an. Waren seine Augen sanft? Nein, wirklich nicht. Sein Blick war eindeutig herausfordernd. »Ich nehme an, ich habe ziemlich seltsam ausgesehen.«
»Mehr als seltsam, meine Süße«, versicherte er ihr.
Sie trat einen Schritt zurück. »Okay, Mädchen, die Party ist vorüber. Zeit zum Händewaschen, denn gleich gibt es Abendbrot.«
Ali wollte sich beschweren, doch sie hielt den Mund. Sie wollte nicht riskieren, dass ihre Mutter zukünftige Besuche von Mr. Fury und seinen Pferden verbot. »Kann Mr. Fury mit uns zusammen essen?«, fragte sie stattdessen.
»Oh.« Unbehagen und gute Erziehung fochten in Laura einen kurzen Kampf, und wie noch stets war es die Erziehung, die siegte. »Du kannst natürlich gern mit uns zu Abend essen, Michael, wenn du willst«, sagte sie.
Falls er jemals eine kühlere, weniger enthusiastische Einladung bekommen hatte, erinnerte er sich nicht mehr daran. »Danke, aber ich habe schon was vor. Ich fahre rüber zu Josh, um mir sein und Margos Baby anzusehen.«
»Tja, dann.« Sie hob erst Kayla und dann Ali vom Pferd. »Dann gehen wir jetzt wohl besser.«
»Es gibt da noch ein paar Kleinigkeiten, die ich mit dir zu besprechen hätte. Falls du also noch eine Minute Zeit hättest…«
»Aber sicher doch.« Ihre Füße brachten sie allmählich um. Alles, was sie wollte, war, diese verdammten hochhackigen Schuhe auszuziehen und sich hinzusetzen, dachte sie. »Kayla, Ali, sagt Annie bitte, dass ich gleich nachkomme.«
»Danke, Mr. Fury.« Ganz die Tochter ihrer Mutter reichte Ali ihm die Hand.
»Nichts zu danken«, sagte er.
»Danke, dass Sie uns die Pferde gezeigt haben, für die Vorführung und so. Und jetzt erzähle ich Annie, was wir alles gesehen haben.« Kayla rannte los, doch dann blieb sie noch einmal stehen. »Mr. Fury?«
»Bitte, Ma'am?«
Sie kicherte vergnügt, doch dann wurde sie wieder ernst. »Können Sie Hunden auch so etwas beibringen? Wenn Sie oder jemand anderes einen Welpen hätten, könnten Sie ihm dann ebensolche Tricks beibringen wie Max?«
»Ich glaube, wenn es ein guter Hund wäre, ginge das schon.«
Mit einem wehmütigen Lächeln drehte sie sich um und rannte ihrer Schwester nach.
»Sie hätte gerne einen Hund«, murmelte Laura so leise, dass er sie kaum verstand. »Das habe ich gar nicht gewusst. Sie hat nie etwas darüber gesagt. Sie hat vor Jahren einmal davon gesprochen, aber Peter. . . verdammt. Ich hätte es wissen müssen«, schalt sie sich.
Fasziniert beobachtete Michael, wie sich die verschiedensten Gefühle in ihrem Gesicht widerspiegelten. Das stärkste war offenbar das der Schuld. »Machst du dich immer derart fertig?«, fragte er.
»Ich hätte es wissen sollen. Sie ist mein Kind. Ich hätte wissen sollen, dass sie sich einen Welpen wünscht.« Müde fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar.
»Dann hol ihr einen«, sagte er.
Sie reckte entschlossen das Kinn. »Das werde ich auch tun. Entschuldige.« Sie schüttelte die Schuldgefühle ab und blickte Michael an. »Was wolltest du?«
»Oh, eine Menge Dinge.« Lässig legte er einen Arm um Max. »Eine warme Mahlzeit, ein schnelles Auto, die Liebe einer guten Frau – aber was wir beide brauchen, sind ein paar gute Mäusefänger.«
»Wie bitte?«
»Du brauchst unbedingt ein paar Katzen, Laura. Hier im Stall haben sich nämlich jede Menge Nager breit gemacht.«
»Oh Gott.« Sie erschauderte und
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