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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bleibt noch genug Zeit, im Laden vorbeizufahren und vor meinem letzten Termin für heute mir ihr zu reden«, erklärte Josh nach einem Blick auf seine Uhr. »Das Fest beginnt um neun. Ich werde ihr sagen, dass du sie um halb neun – mit Krawatte – abholen kommst.«
    »Wenn du nicht dafür sorgst, dass es sich für mich lohnt, dann mach dich auf was gefasst, Josh.« Michael wischte sich Getreidereste von den staubigen Händen. »Sicher wird es mir nicht gefallen, aber als alter Freund muss ich es wohl tun.«
    »Okay.« Zufrieden wandte sich Josh zum Gehen. »Ah, du weißt, wie du zum Country Club kommst, oder nicht?«
    Schon immer ein Freund sarkastischer Bemerkungen, legte Michael den Kopf auf die Seite und sagte: »Wer weiß, vielleicht wird es ja sogar doch ganz nett.«

6
    Sie war wütend, außer sich. Und saß in der Falle. Sie hatten sich gegen sie verschworen, tobte sie innerlich, während sie das perlgraue Cocktailkleid von seinem Bügel riss. Josh und Margo und Kate, sie hatten sie im
Schönen Schein
in die Ecke gedrängt und sie vor vollendete Tatsachen gestellt.
    Michael Fury als ihr Begleiter zum Fest des Country Clubs! Das Arrangement kam allen zupass. Sie bräuchten sich keine Gedanken darüber zu machen, dass sie allein hin und zurück fahren würde oder dass sie sich auf einem für Paare gedachten Fest unbehaglich fühlen könnte. Und Michael bekäme Zugang zu den so genannten besseren Kreisen und könnte Kontakte knüpfen in der Pferdewelt.
    Oh, ja, für sie alle war es wunderbar. Für alle außer Laura.
    Es war erniedrigend. Wütend zerrte sie an ihrem Reißverschluss. Eine dreißigjährige Frau, deren großer Bruder einen Begleiter suchen musste. Und schlimmer noch, jetzt wusste Michael auch noch, dass sie als jämmerlich Geschiedene nicht in der Lage war, selbst jemanden zu finden, dachte sie. Als ob sie überhaupt jemanden wollte, als käme sie nicht durchaus gut allein zurecht!
    »Ich will überhaupt niemanden«, erklärte sie dem Hund, der in ihr Zimmer getapst war und aufmerksam verfolgte, was sie tat. »Ich will heute Abend überhaupt nicht in den verdammten Country Club. Ich bin müde.«
    Mitfühlend wedelte er mit dem Schwanz, als sie abermals zum Schrank marschierte und zornig Schuhe und eine perlenbesetzte Jacke hervorzerrte. Sie brauchte keinen Mann, um glücklich zu sein. Warum konnte sie nicht einfach ins Bett kriechen und ein Buch lesen, fragte sie sich. Popcorn essen und einen alten Film im Fernsehen sehen, bis ihr vor der flackernden Kiste die Augen zufielen.
    Warum musste sie sich zurechtmachen, ausgehen und Laura Templeton mimen?
    Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. Weil sie es nun einmal war. Das war etwas, was sie niemals einfach vergessen konnte. Laura Templeton war ein Mensch mit Verantwortung, ein Mensch, von dem man bestimmte Dinge ganz einfach erwartete.
    Also, ermunterte sie sich, während sie sich sorgfältig die Lippen schminkte, würde sie auch heute den Erwartungen gerecht. Sie würde den Abend überstehen, würde mit den richtigen Leuten über die richtigen Dinge plaudern, würde Michael gegenüber so höflich und freundlich wie nötig sein. Und wenn endlich alles vorüber war, würde sie in ihr Bett fallen und alles vergessen – bis zum nächsten Mal.
    Sie fuhr sich durch das Haar. Himmel, sie musste dringend zum Friseur. Aber wann, in aller Welt? Sie drehte sich nach ihrer Tasche um und bemerkte mit leichtem Entsetzen die große Pfütze, die der Welpe auf ihrem teuren Aubussonteppich hinterlassen hatte.
    »Oh, Bongo!«, seufzte sie.
    Neben seinem eigenen Pipi sitzend, wedelte er sie freudig an.
    Es war nicht mehr als eine bescheidene Geste der Rebellion, aber Michael band sich keine Krawatte um. Er baute darauf, dass man den Begleiter von Laura Templeton sicher nicht so einfach vor die Tür setzen würde, nur weil er unter seinem Jackett einen schwarzen Rolli trug.
    Er parkte seinen Wagen zwischen der Insel mit Frühlingsblumen und der großen Eingangstür von Templeton House. An einer Krawatte hätte er jetzt sicherlich herumgezerrt.
    Er war nervös. Was ihn erstaunte und ärgerte. Aber egal, wie sehr er es auch leugnete, er fühlte sich wie ein pickliger Teenager bei seiner ersten Verabredung.
    Ohne auf den sternenübersäten Himmel, das silbrige Mondlicht, den würzigen Geruch der See oder den sanften Blumenduft zu achten, der ihm in die Nase stieg, marschierte er wie ein zum Tode Verurteilter auf seinem letzten Gang in Richtung Tür.
    Weshalb zum

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