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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Wagentür, lehnte sich dagegen und sah Laura an. »Auf wen bist du eigentlich so sauer, wenn ich fragen darf? Auf mich oder auf die Welt im Allgemeinen?«
    »Weder auf dich noch auf sonst jemanden.« Geschmeidig glitt sie auf den Beifahrersitz des Porsche und hob den Kopf. »Ich wollte diese Sache nur klären, damit wir den Abend möglichst angenehm über die Runden bringen.«
    »Und du hast behauptet, dass du Streuner magst.«
    Sie blinzelte. »Ich weiß nicht, was du damit sagen willst.«
    »Tja, dann.« Beinahe hätte er die Tür ins Schloss geknallt. Der Abend, dachte er, während er die Kühlerhaube des Wagens umrundete, fing ja wirklich bestens an.
    Es hätte wirklich schlimmer sein können, vermutete Michael. Er hätte irgendwo im mittelamerikanischen Dschungel sitzen können, wo man von allen Seiten auf ihn schoss. Oder er hätte sich eine schwere Schädelverletzung zuziehen können, wie einmal bei einem missglückten Stunt. Stattdessen fand er sich in einem Raum voller Leute wieder, die er nicht kannte und auf deren Bekanntschaft er auch nicht den geringsten Wert legte.
    Vielleicht hätte er doch eine Schädelfraktur vorgezogen.
    Der Raum selbst war mit zahlreichen Papiergirlanden und schimmernden roten Herzen allzu kitschig geschmückt. Wenigstens die Blumen waren hübsch. Gegen Blumen hatte er nichts. Nur kam er zu dem Schluss, dass der Dekorateur oder die Dekorateurin von den Farben Rot und Weiß offenbar regelrecht besessen war.
    Auf allen mit pinkfarbenen Decken versehenen Tischen standen weiße Kerzenständer, die mit fedrigen roten und weißen Nelken verziert waren. Zumindest dachte er, dass es sich bei den Blumen um Nelken handelte. Und dann die Musik! Die mittelalten Männer in weißen Sakkos verursachten ihm mit ihren sanften Geigenklängen und diskretem Klaviergeklimpere einen regelrechten Kulturschock.
    Dieses schmeichlerische Gesäusel war wie Spülwasser im Vergleich zu einfühlsamem Blues oder ehrlichem, geradlinigem Rock 'n' Roll.
    Aber durch die breite Fensterfront genoss man einen phänomenalen Blick auf die Küste, wo das dramatische Aufeinanderprallen der wogenden Gischt mit den scharfkantigen Felsen einen interessanten Kontrast zu der ruhigen, unverhehlbar steifen Versammlung in dem auf Hochglanz polierten, überhitzten Clubgebäude bot.
    Die Frauen hatten sich über und über behängt mit Armreifen, Perlenketten und anderem teuren Geschmeide, eingehüllt in Wolken süßlichen Parfüms, Seide und Spitze. Übertrieben wie die Dekoration. Ganz anders als Lauras schlichte, weibliche Eleganz. Es war echte Klasse, nahm er an, die sie von den anderen unterschied. Echte Klasse, und sie hatte sie im Blut. Vielleicht hätte er es ihr sogar gesagt, aber sie war sofort nach ihrem Eintreten eilig zu ihrer, wie er es nannte, Templetonrunde entschwebt.
    Die meisten Männer trugen Smoking. Eine Nebensächlichkeit, die Josh passenderweise zu erwähnen vergessen hatte. Nicht, dass es Michael etwas ausmachte. Er hätte ohnehin keinen Smoking angezogen, selbst wenn er einen besäße. Aber zumindest hatte er auf diese Weise die Gelegenheit, ein weiteres Hühnchen zu rupfen mit seinem alten Freund. Falls der schleimige Hundesohn überhaupt noch auftauchte.
    Immerhin angenehm war das kühle Bier in seiner Hand. Und die künstlerisch angerichteten Appetithäppchen sahen zwar recht mickrig aus, schmeckten aber nicht schlecht. Obendrein hatte sich bereits die Gelegenheit zu einem harmlosen Flirt mit einer jungen Frau ergeben, die ihn für irgendeine Hollywoodgröße gehalten hatte. Michael hatte sie freundlicherweise nicht über ihren Irrtum aufgeklärt.
    Er überlegte, ob er vielleicht ein bisschen herumlaufen, an die frische Luft gehen oder sich die anderen Räume ansehen sollte. Vielleicht fände er ja den Billardtisch und ein paar reiche Hohlköpfe, die sich über den Tisch ziehen lassen würden. Doch in diesem Augenblick kam Laura zu ihm zurückgeschwebt.
    »Tut mir Leid. Da waren ein paar Leute, mit denen ich mich unterhalten musste.« Mit einer geistesabwesenden, automatischen Geste nahm sie ein Glas Champagner von einem der zahlreichen Kellner entgegen und murmelte einen leisen Dank.
    »Kein Problem«, antwortete Michael.
    Aber sie, so dachte sie, hatte ein Problem. Sie hatte mittlerweile Zeit gehabt, über ihr Verhalten nachzudenken. »Tut mir Leid, Michael. Ich war wütend, weil Josh uns beide in diese Situation gebracht hat, und ich habe meine Wut an dir ausgelassen.« Als er nichts erwiderte, setzte

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