So fern wie ein Traum
sie ein Lächeln auf. »Also, worüber habt ihr, du und Kitty Bennett, so angeregt geplaudert, wenn ich fragen darf?«
»Wer? Oh, die aufgedonnerte Brünette mit all den Zähnen?«
Um ein Haar hätte sich Laura an ihrem Champagner verschluckt. Nie zuvor hatte sie eine so unverschämte und zugleich treffsichere Beschreibung der Kunstvereinsvorsitzenden gehört. »Genau.«
»Sie war ganz begeistert von meinem letzten Film.«
»Ach ja?«
Er beschloss, ebenfalls freundlich zu sein, und lächelte. »Nicht
Braveheart,
obwohl ich da auch ein paar nette Stunts gemacht habe. Sie dachte, ich wäre der Regisseur von irgendeinem Nouvelle-Vague-Film. Irgendetwas über Essensfetischisten.«
»Mm-hmmm. Und dann habt ihr über die bestmögliche metaphorische Darstellung unserer sexbesessenen Gesellschaft und über die diversen Aspekte der den moralischen Verfall beschreibenden Symbolik diskutiert.«
Allmählich fühlte er sich besser. »So ungefähr. Sie hält mich für brillant und für allgemein unterschätzt. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich in der Rolle meiner Mäzenin gut gefallen würde.«
»Gratuliere.«
»Natürlich hatte sie es in Wahrheit einzig auf meinen Körper abgesehen.«
»Tja, ich nehme an, dass man als Künstler eben gewisse Opfer bringen muss. Ah, da kommen Byron und Kate.«
Michael drehte sich um und zog beim Anblick der geschmeidigen brünetten Schönheit in dem eng anliegenden schwarzen Abendkleid überrascht die Brauen hoch. Das schmale Gesicht mit den großen Augen und dem kurz geschnittenen dunklen Haar sagten ihm etwas, obgleich er sich ansonsten an Kate als klapperdürren, reizbaren Teenager erinnerte.
»Das ist Kate? Kate Powell?«, fragte er ungläubig.
»Sie macht inzwischen regelmäßiges Fitnesstraining«, murmelte Laura so leise, dass niemand sonst sie verstand. »Sie ist regelrecht besessen davon, also fang am besten gar nicht erst mit diesem Thema an.«
»Und das ist ihr Trainer?«, murmelte Michael ebenso leise, während er den breitschultrigen Hünen neben Kate musterte.
»Gleichzeitig ihr Ehemann und außerdem mein Boss. Byron.« Sie streckte eine Hand aus, als sich das Paar durch das Gedränge in ihre Richtung schob. Mit einem eiligen Kuss wandte sie sich an Kate: »Margo hatte natürlich wie immer Recht. Das Kleid von Donna Karan steht dir hervorragend. Byron De Witt, Michael Fury«, stellte sie dann die beiden Männer einander vor.
»Schön, Sie kennen zu lernen. Kate hat mir schon so viel von Ihnen erzählt.«
»Und dabei musste ich noch nicht mal übertreiben.« Grinsend nahm Kate Michael in den Arm.
Ihre Arme mochten dünn sein, aber sie hatten Kraft. Michael schob sie lächelnd ein Stückchen von sich fort und sah sie an. »Katie Powell. Du siehst wirklich gut aus, wenn ich es so sagen darf.«
Da sie ihn schon immer gemocht hatte, lächelte sie fröhlich, als sie ihm das Kompliment zurückgab: »Du auch, Michael.«
»Kann ich euch vielleicht etwas zu Trinken mitbringen?«, fragte Byron mit einer Stimme, die Michael an Minzjuleps und Magnolien erinnerte.
»Ich nehme, was Laura hat«, antwortete Kate.
»Michael?«
»Ein kühles Bier.«
»Das klingt nicht schlecht. Ich glaube, das nehme ich ebenfalls. Bitte entschuldigt mich für einen Augenblick.«
»Es ist der Südstaatler in ihm«, erklärte Kate, während sie ihm mit leuchtenden Augen hinterher sah. »Er ist einfach der geborene Gentleman.«
»Scheint, als stünde dir nicht nur das Kleid so hervorragend«, sagte Michael, der ihre glückliche Miene bemerkte.
»Das stimmt.« Kate wandte sich ihm mit einem warmen Lächeln zu. »Und im Gegensatz zu dem Kleid, das morgen wieder im Laden hängen wird, gehört er ganz alleine mir. Also, wie zum Teufel geht es dir, Michael Fury, und wann kriegen wir endlich deine Pferde zu sehen?«
Es war leicht für Kate, die richtigen Worte zu finden, stellte Laura ein wenig neidisch fest. Sie führte mühelos ein zwangloses Gespräch mit Michael. Sie empfand ja auch nicht diese . .. oh, sie hasste dieses Wort. . . Vibrationen, aber etwas Passenderes fiel ihr einfach nicht ein. Dunkle, rastlose, gefährliche Vibrationen. Sie zitterte innerlich, wenn sie neben ihm stand, wenn er zufällig mit seinem Ellbogen ihren Arm berührte oder wenn der funkelnde Blick seiner intensiven, blauen Augen auf sie fiel.
Zum Glück gesellten sich in diesem Augenblick Josh und Margo zu ihnen, sodass man weiter unbefangen miteinander lachte und plauderte. Byron und Michael fingen ein Gespräch
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