So fern wie ein Traum
ausreiten, endlich einmal wieder auf einem Pferd sitzen und ihm freien Lauf lassen. Sich selbst verlieren in dem Vergnügen, das ihr dieser Sport bereitete. »Sehr gern, aber leider habe ich einfach nicht genügend Zeit.« Sie sah Michael mit einem höflichen, distanzierenden Lächeln an. »Aber vielleicht komme ich irgendwann auf dein Angebot zurück.«
»Wann immer du willst.« Sicher war sie einfach allzu sehr an Rassepferde gewöhnt, dachte er schulterzuckend. Er selbst hingegen zöge Jack jedem reinrassigen Vollblüter vor.
»Danke. Ich glaube, ich muss allmählich zusehen, dass ich meinen wilden Haufen irgendwie ins Haus kriege. Das heißt, wenn Annie uns überhaupt über die Schwelle lässt.«
»Die gute Mrs. Sullivan ist augenscheinlich eine ziemlich harte Nuss.«
»Sie gehört zur Familie«, verbesserte Laura ihn. »Aber vielleicht hätte ich sie besser vorgewarnt.«
»Der kleine Zoo wird dich sicher den Großteil der Nacht wach halten.«
»Damit werde ich schon zurechtkommen.«
Sie kam damit zurecht, auch wenn es alles andere als einfach war. Trotz Kaylas liebevoller Zuwendung wimmerte und jaulte der Welpe so lange, bis Laura ihn schließlich zu sich unter die Bettdecke nahm. Sie wusste, dass dies ein grober Fehler war, aber sie brachte es einfach nicht übers Herz, ihn wieder fortzuschicken, als er sich derart vertrauensselig an sie kuschelte.
Die Kätzchen miauten und maunzten, bis sie schließlich, eng aneinander und an die von der bereits hoffnungslos in sie verliebten Annie zurechtgelegte Wärmflasche geschmiegt, vor Erschöpfung einschliefen.
Laura bekam infolge des tierischen Durcheinanders am nächsten Morgen kaum die Augen auf.
Sie nestelte an der Tastatur ihres Computers im Hotel herum, verfluchte sich und ihre Müdigkeit und wandte sich dann den Vorbereitungen für die bevorstehende Tagung der Schriftstellerinnen zu. Eintausendzweihundert Personen, die alle zu ungefähr derselben Zeit, auf jeden Fall am selben Tag, einchecken würden, waren eine echte Herausforderung für das Hotel. Zudem galt es, den Empfangs- und den Bankettsaal sowie die Seminarräume vorzubereiten, und darüber hinaus sämtliche erforderlichen technischen Geräte, Wasserkaraffen, Kaffeegeschirr und kleine Appetithäppchen bereitzustellen, dachte sie erschöpft.
Der Schriftstellerinnenverband hatte bereits ganze Lkw-Ladungen mit Bücherkisten in das Hotel geschickt. Es handelte sich bei dem geplanten Verkauf signierter Bücher zu Gunsten der landesweiten Kampagne gegen das Analphabetentum zwar sicherlich um ein löbliches Verhalten, aber Laura war sich bewusst, dass die Organisation eines derartigen Großereignisses ihr und ihren Mitarbeitern noch einige Kopfschmerzen bereiten würde.
Während sie mit der einen Hand an einem Memorandum tippte, griff sie mit der anderen nach dem Hörer des klingelnden Telefons. Sie musste sich zusammenreißen, um beim Klang der Stimme der Tagungsleiterin nicht zusammenzufahren. »Ja, Melissa, hier ist Laura Templeton. Was kann ich heute für Sie tun?«
Und morgen und für den Rest meines Lebens, dachte sie, während die Frau zusätzliche Wünsche und Anliegen vorbrachte und einige kleine letzte Änderungen erbat.
»Natürlich, wenn das Wetter nicht mitspielt und wir die Willkommensparty nicht am Pool abhalten können, bekommen Sie von uns einen anderen Raum. Der Gartenballsaal ist wirklich sehr schön. Wir halten dort regelmäßig Hochzeitsempfänge ab. Er ist für den Tag noch nicht anderweitig reserviert.«
Sie hörte zu, wobei sie sich mit den Fingern die schmerzenden Schläfen rieb. »Nein, das kann ich leider nicht tun, Melissa, aber falls wir den Ballsaal anderweitig vergeben, bekommen Sie natürlich einen anderen, ebenso schönen Raum. Mir ist klar, dass es über tausend Personen sind. Aber wir bringen sie schon unter, keine Sorge.«
Wieder lauschte sie und machte sich automatisch Notizen, die sie sicher in einer halben Stunde schon nicht mehr verstehen würde. »Ja, ich freue mich ebenfalls darauf, Sie wieder zu sehen. Bis dann.«
Sie legte auf, atmete tief durch und wandte sich wieder ihrem Memorandum zu.
»Laura.«
Um ein Haar hätte sie laut gestöhnt. »Byron, hatten wir einen Termin?«
»Nein.« Er trat ein und schien mit seiner riesigen Statur das ganze Zimmer auszufüllen. »Machst du keine Mittagspause?«
»Mittagspause? Es ist ja wohl unmöglich schon zwölf.«
»Nein«, sagte er, als sie auf ihre Uhr blickte. »Es ist bereits halb eins.«
»Der Morgen
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