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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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verschiedene Höhen abgebrannt waren.
    Im Wohnzimmer flackerte ein gemütliches Kaminfeuer. Der Sims war aus Lapislazuli, erinnerte er sich. Josh hatte ihm alles über den dunkelblauen Stein erzählt. Auf dem Flügel stand eine große Kristallschale, auf dem frisch gewachsten Holzboden lag ein Teppich, der im Laufe der Zeit verblichen war. Überall Blumen, fiel ihm auf, farbenfroh und frisch, aus dem Garten oder einem der Gewächshäuser. Nicht nur Rosen, sondern auch leuchtende Tulpen und einfache Maßliebchen. Ihr feiner Duft erfüllte die Luft.
    Die Templetons hatten in diesem Haus früher regelmäßig rauschende Feste veranstaltet – zu denen er hin und wieder sogar eingeladen worden war. Elegante Menschen waren in den Räumen umhergewandert oder durch die geschwungenen Flügeltüren auf die blumenbestandenen Terrassen hinausgeschwebt.
    Das Haus, in dem er aufgewachsen war, hätte noch nicht einmal einen einzigen Flügel dieses Gebäudes ausgefüllt. Aber es war nicht so sehr die räumliche Großzügigkeit gewesen, die ihm den Atem verschlagen hatte, erinnerte er sich. Nicht so sehr die Weitläufigkeit als vielmehr die Schönheit, die einen hier umgab. Die Art, wie es über den Klippen, den Hügeln und einem Meer aus Blumen zu thronen schien. Die Art, in der die eleganten Türme in den Himmel ragten und in der Tag und Nacht einladendes Licht durch alle Fenster fiel. Und die Räume selbst, die offen ineinander übergingen und jeden willkommen hießen, der sie betrat.
    Es schien für die Ewigkeit gemacht.
    Ein Sprichwort, das er immer schon verstanden hatte, bezeichnete die Familie als das Wichtigste im Leben. Zumindest für die Templetons. Trotz der ganzen Pracht und Eleganz war dies ein echtes Heim. So etwas hatte er niemals besessen.
    Er schüttelte den Kopf, ehe er in den Wintergarten trat. Sicher fände er dort üppiges Grün vor, ein wahres Blütenmeer, weich gepolsterte Stühle und Liegen, Glastische und bunte Teppiche. Der einsetzende Regen würde die gläsernen Wände mit einem komplizierten Tropfenmuster schmücken, und von ferne könnte man den Nebel beobachten, wie er über die Klippen kroch.
    Tatsächlich war der Raum genau, wie er ihn in Erinnerung behalten hatte. Die gläsernen Wände, die Regen und Nebel ausschlössen, verliehen ihm eine magische Intimität. Eine einzelne Lampe tauchte die Pflanzen in ein weiches, goldfarbenes Licht. Musik, schluchzende Violinklänge, die ihm fremd waren, ergossen sich wie Tränen aus verborgenen Lautsprechern.
    Und dort erblickte er Laura, schlafend zusammengerollt auf den pastellfarbenen Kissen eines bequemen Korbsessels.
    Vielleicht war es die Atmosphäre – das Licht, der Nebel, die Musik, die Blumen –, die ihm das Gefühl vermittelte, ein verwunschenes Frauengemach zu betreten. Eigentlich war er kein Romantiker, aber der Anblick von Laura, wie sie schlafend in dem Sessel kauerte, rief Gedanken an verzauberte Prinzessinnen, Burgen und magische Küsse in ihm wach.
    Er beugte sich sanft über sie, strich ihr die Haare aus der Stirn und presste seine Lippen auf ihren Mund.
    Wie es sich für eine verzauberte Prinzessin gehört, wachte sie langsam auf. Ihre Lider flatterten und eine leichte Röte legte sich auf ihr Gesicht. Der Seufzer, der sich ihren Lippen entrang, war betörend und liebreizend.
    »Kommt mir gar nicht vor, als wäre es schon hundert Jahre her«, murmelte er.
    Noch nicht ganz erwacht, sah sie ihn an. »Michael?«
    »Jetzt leben wir entweder glücklich bis an unser Lebensende, oder ich verwandle mich in einen Frosch. Ich kann diese Geschichten einfach nicht auseinander halten«, gestand er.
    Sie hob ihre Hand an sein Gesicht. Er war tatsächlich da. Dies war kein Traum. Als ihr diese Erkenntnis kam, vertiefte sich die Röte auf ihren Wangen, und sie richtete sich eilig auf. »Ich muss eingeschlafen sein.«
    »Sieht ganz so aus.« Sie hatte Schatten unter den Augen, merkte er. Er hasste die Erkenntnis, dass die Sorge um die Tochter ihr den Schlaf raubte, doch er fragte lediglich: »Langen Tag gehabt?«
    »Ja.« Die Sorge um Allison, aber auch der Gedanke an den Mann, der sie jetzt so sorgenvoll betrachtete, hatten sie morgens um drei geweckt. Im Hotel hatten sie die Planungen für diverse Tagungen in Anspruch genommen, eine fehlerhafte Lieferung für den Laden musste moniert werden und schließlich hatte sie sich den Kopf zerbrochen über die Grammatikübungen, mit denen sich Kayla im Augenblick in der Schule plagte. »Tut mir Leid…«
    Die Worte

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