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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ritt?«
    »Darf ich? Darf ich wirklich?« Sie riss hoffnungsvoll die Augen auf.
    »Tja, wollen wir mal sehen.« Er hob sie hoch, setzte sie in den Sattel und passte die Steigbügel an ihre Größe an. »Wir müssen sehen, ob Lady kleine Mädchen mag. Das ist ein englischer Sattel, wie Mandy ihn benutzt. Nimm einen Zügel in jede Hand. Nein, so, mein Schatz«, erklärte er und drückte ihr die Zügel richtig in die Hand. »So macht man das.«
    Kayla hörte seiner geduldigen Erklärung, wie man ein Pferd lenkt, mit ernster Miene zu. »Und jetzt die Hacken nach unten. Gut. Knie zusammengedrückt. Rücken gerade.« Eine Hand am Zaumzeug führte er die Stute im ruhigen Schritt herum. »Wie sitzt es sich dort oben, Miss Ridgeway?«, fragte er.
    »Ich reite auf einem richtigen Pferd.« Fröhlich kichernd hüpfte sie im Sattel auf und ab.
    »Und jetzt ziehst du den linken Zügel an, schön vorsichtig, so wie ich es dir gezeigt habe. Siehst du, wie herrlich sie sich dreht? Sie ist wirklich ein braves Mädchen.«
    Er hatte noch jede Menge Arbeit zu bewältigen, jede Menge Telefonanrufe zu erledigen. Was er einfach vergaß. Während der nächsten zwanzig Minuten brachte er Kayla voller Freude die Grundlagen des Reitens bei, schwang sich schließlich hinter sie und trieb die Stute zu einem schnellen, kreisenden Galopp, der das Kind vor Freude kreischen ließ.
    Es mochte ein kühler, grauer, regnerischer Nachmittag sein, für ihn jedoch strahlte hell die Sonne.
    Als er Kayla schließlich aus dem Sattel pflückte und sie ihre Arme fest um seinen Nacken schlang, fühlte er sich zum ersten Mal in seinem Leben wie ein echter Held.
    »Darf ich das irgendwann noch mal machen, Mr. Fury?«, fragte sie.
    »Aber sicher doch.«
    Voller Zuneigung und Vertrauen schlang sie ihre Beine um seine Hüfte und sah ihn grinsend an. »Wenn Mama nach Hause kommt, wird sie überrascht sein. Ich bin ganz alleine auf dem Pferd geritten, habe es im Kreis geführt und alles.«
    »Du hast deine Sache wirklich mehr als gut gemacht. Außerdem wissen wir jetzt, dass die Stute Mädchen mag.«
    »Sie wird Mandy mögen, also wird sie dort sicher glücklich sein. Ich muss sofort Annie erzählen, dass ich auf einem Pferd geritten bin. Danke, Mr. Fury.«
    Sie löste sich von ihm und rannte aufgeregt zum Haus zurück, dicht gefolgt von ihrem Welpen. Michael sah ihr nach und streichelte der Stute sanft den Hals. »Jetzt ist es vollends um dich geschehen, Fury«, murmelte er. »Jetzt hast du dich tatsächlich in diesen hübschen kleinen Blondschopf verliebt.« Er sah der Stute in die Augen, küsste sie und stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Dabei sollte man sich nie in was verlieben, was man nicht behalten kann.«
    Zwei Stunden später hatte er diese Mahnung, wenn auch nur im Geiste, wiederholt. Die Prentices hatten sich auf den ersten Blick in die Stute verliebt, und sich daher kaum die Mühe gemacht, über die Kaufsumme zu verhandeln. Jetzt hatte er einen Scheck in der Tasche und die Lady gehörte nicht mehr ihm.
    Mit gemischten Gefühlen näherte er sich dem Herrenhaus. Er hatte einen Verkauf getätigt, was Teil seines Geschäftes war. Die Stute, daran zweifelte er nicht, würde sicher für den Rest ihres Lebens angebetet und verwöhnt. Und sicher würden die Prentices überall herumerzählen, dass Michael Fury gute Tiere besaß.
    Er musste Laura danken, deshalb hatte er sich auf den Weg gemacht.
    Der Pflichtbesuch böte ihm die Gelegenheit, sie endlich wieder zu sehen und festzustellen, wie sie auf ihn reagieren würde, wenn sie ihm gegenüberstand. Aus Gewohnheit und aus alter Furcht vor Mrs. Sullivan wählte er statt des Haupteingangs die Küchentür. Sein Klopfen wurde mit einem barschen »Herein«, beantwortet, doch als er über die Schwelle trat, machte seine Furcht ehrlicher Freude Platz.
    Mrs. Williamson sah noch genauso aus wie in seiner Erinnerung. Den breiten Rücken der Küche zugewandt, rührte sie mit einem Kochlöffel in ihren großen, flinken Händen in einem riesigen Topf auf dem sechsflammigen Gasherd. Der Knoten schwarzen Haars auf ihrem Hinterkopf wäre sicher noch nicht einmal bei einem Erdbeben verrutscht.
    In der Küche duftete es nach Gewürzen und Blumen und dem, was gerade im Ofen brutzelte.
    »Haben Sie vielleicht irgendwelche Kekse da?«
    Den Holzlöffel in der Hand, drehte sie sich mit einem breiten Lächeln um. Sie hatte schon immer ein Herz für verlorene Jungen gehabt. Und für böse Buben, dachte sie.
    »Tja, wenn das nicht

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