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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Rand der Klippen stand und dachte, es gäbe nichts mehr, wofür es sich lohnt weiterzuleben.«
    »Es gibt immer etwas, wofür es sich zu leben lohnt.«
    »Das ist wahr.« Sie zog sich, soweit es die Felsen zuließen, zurück, als er eine Hand an ihre Wange hob. »Ich sollte bei den Vorbereitungen für das Picknick helfen«, sagte sie. »Wenn du möchtest, darfst du gerne mitessen.«
    »Ich wollte mir dir über die Mädchen sprechen, falls du eine Minute Zeit hast.«
    »Oh.« Statt Argwohn drückte ihr Blick plötzlich Besorgnis aus. »Falls sie dir im Weg sind …«
    »Laura«, fiel er ihr in erzwungen ruhigem Ton ins Wort. »Glaubst du wirklich, du bist die Einzige, die ihre Gesellschaft zu schätzen weiß?«
    »Nein, natürlich nicht.« Wütend, weil ihre wirren Gefühle ihr logisches Denkvermögen beeinträchtigten, ließ sie die Hände sinken und sah ihn an. »Also, worum geht's?«
    »Ich habe die beiden inzwischen ein paarmal reiten lassen. Kayla…« Er drehte sich um und blickte grinsend in Richtung des kurzen, blonden Schopfs. »Sie ist eine echte Granate. Sie würde ohne Sattel über Hecken springen, wenn ich es zuließe.«
    »Bitte.« Laura erschauderte. »Mein Herz.«
    »Die Kleine würde am liebsten über die Felder galoppieren. Sie geht bis an ihre Grenzen. Wirklich bewundernswert. Aber gleichzeitig hört sie mir brav zu, wenn ich ihr sage, was sie machen soll. Sie ist wirklich lernbegierig. Ich bin vollkommen verrückt nach ihr.«
    Laura blinzelte überrascht. »Sie… erzählt mir immer stundenlang von Mr. Fury und seinen Pferden, wenn sie aus dem Stall kommt.« Entschlossen, sich zu entspannen, setzte sie sich auf den Felsen und fuhr kaum zusammen, als er es ihr nachmachte. »Allmählich verliert sie jedes Interesse an ihrem Ballettunterricht.«
    »Ich möchte natürlich nicht die Pläne durchkreuzen, die du für sie hast.«
    »Nein.« Lächelnd schüttelte Laura den Kopf. »Sie wollte sowieso nur zum Ballettunterricht, weil Ali ihn nimmt. Typisch Kayla, immer fest entschlossen bei allem mitzuhalten, was die große Schwester macht.«
    Aus einer Spalte zwischen den Felsen kämpften sich winzige blaue Blümchen dem Sonnenlicht entgegen. Geistesabwesend pflückte Michael eins und gab es ihr. »Hast du ihr inzwischen eine Zeichenlehrerin besorgt?«
    Sie war ehrlich überrascht. Eigenartig, dass er sich an derartige Kleinigkeiten erinnerte. »Ich habe tatsächlich jemanden ausfindig gemacht.« Sie blickte auf die Blume in ihrer Hand und wünschte sich, sie könnte diese beiläufigen Geschenke ebenso achtlos annehmen, wie er sie zu machen schien. »Sie fängt nächste Woche an.«
    »Kayla hat wirklich Talent. Ich hingegen kann höchstens dann etwas zu Papier bringen, wenn ich mit einem Lineal nachhelfe. Aber jetzt zu Ali.«
    »Sie macht gerade eine schwierige Phase durch. Sie ist weder so flexibel noch so widerstandsfähig wie Kayla. Sie ist schrecklich verletzbar«, setzte Laura an.
    »Sie wird darüber hinwegkommen.« Er nahm ihre Hand und spielte mit ihren Fingern. »Die Reitstunden. Ich weiß nicht, wie weit ich deiner Meinung nach damit gehen soll.«
    Seufzend blickte Laura in Richtung ihres älteren Mädchens, das so damenhaft neben Margo auf der Decke saß. »Wenn sie nicht will, gibt es keinen Grund, sie zu bedrängen«, sagte sie.
    »Laura, sie ist ein Naturtalent.«
    »Wie bitte?«
    »Das Kind sitzt auf einem Pferd, als hätte es sein Leben lang nie etwas anderes getan. Sie hat diese unerklärliche Grazie. Und sie hört auf alles, was ich sage, als wäre es Gesetz. Es macht mir richtig Angst. Wenn du möchtest, dass sie mit dem Reiten weitermacht, solltest du vielleicht jemanden suchen, der als Lehrer mehr Erfahrung hat als ich.«
    Laura starrte ihn verwundert an. »Sie hat nie auch nur einen Ton gesagt. Kayla kommt zurück und schäumt über vor Begeisterung, und Ali zuckt lediglich mit den Schultern und sagt, es war okay.«
    »Kayla ist eine Granate. Ali ist wie eine sanfte Melodie, die erst erklingt, wenn der rechte Augenblick dazu gekommen ist.«
    Wie konnte er ihre Kinder so gut kennen? überlegte sie. Wie konnte er derart schnell und derart tief in ihre Herzen sehen?
    »Sie vertraut dir«, sagte sie nachdenklich. »Dabei vertraut sie inzwischen beinahe niemandem mehr. Wenn es dir nichts ausmacht, hätte ich es gern, dass du ihr weiter Unterricht erteilst. Sie braucht unbedingt etwas, woran sie sich klammern kann, und es scheint, als ob ich ihr das nicht geben kann.«
    Hin und her gerissen

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