So fern wie ein Traum
wie nennt ihr sie noch? – Nussstangen gesetzt und mit einem Flush weit mehr als meinen Einsatz zurückgekriegt.«
»Das würde sie sicher gerne hören.« Vorsichtig streckte Laura den Arm über die Mähne der Stute und griff nach seiner Hand. »Jeder, den Mrs. Williamson unter ihre Fittiche nimmt, hat es verdient. Sie hat ein Gespür für Dummköpfe und kann sie nicht ausstehen. Du bist also ganz sicher ein guter Mensch, Michael.«
Er sah sie unbewegt an. »Ich könnte dich das weiterdenken lassen, dann bekäme ich dich sicher schneller in mein Bett.« Dann begann er zu lächeln. »Ich bin kein guter, aber ein ehrlicher Mensch, Laura. Das, was ich dir erzählt habe, habe ich bisher überhaupt nur zwei Menschen erzählt, aber ich denke, dass du wissen solltest, worauf du dich mit mir einlässt.«
»Ich habe bereits aus einer ganzen Reihe von Gründen beschlossen, dass ich mich auf nichts einlassen werde«, antwortete sie.
»Du wirst es dir noch anders überlegen«, Michael zwinkerte ihr zu. »Das haben sie bisher noch alle getan.«
In diesem Augenblick platzte die Fruchtblase und das Fruchtwasser ergoss sich in einem Schwall über das Stroh. »Stunde null«, sagte er aufgeregt. »Kümmere du dich um ihren Kopf.«
Laura fuhr zurück. Die Müdigkeit, der beinahe träumerische Zustand, in dem sie während des Gesprächs geschwebt hatte, verflog.
Der enorme Schwall Flüssigkeit rief keinerlei Besorgnis in ihr wach. Das gehörte als normaler Bestandteil zu einer Geburt, genauso wie das verängstigte Wiehern der Stute. Einer Geburt, wie sie selbst sie zweimal erlebt hatte, und die sie, obgleich sie Furcht und Schmerzen in den Augen der Stute sah, liebend gern noch einmal erleben würde, dachte sie.
Sie machte sich an die Arbeit, folgte Michaels knappen Anweisungen und erteilte selbst hin und wieder einen kurzen Befehl.
»Hier kommt es. Schön ruhig, Darling. Gleich hast du es geschafft.« Er kniete in Blut und Fruchtwasser und mühte sich ebenso wie die Stute ab, bis er endlich die langen, dünnen Vorderbeine des Fohlens zu fassen bekam. »Ich muss den Kleinen ein bisschen herumdrehen.« Wo war nur der verdammte Kopf? »Hast du sie?«
»Ja, ich habe sie.« Schweiß rann ihr in die Augen und nahm ihr die Sicht. »Nun hol es endlich raus. Sie ist völlig erschöpft.«
»Es kommt.« Endlich bekam er das glitschige, schimmernde Bein zu fassen, schob eine Hand in den Geburtskanal und drehte das Tier vorsichtig herum. Da, auf den Vorderbeinen, lag der Kopf. »Komm schon, Darling, nur noch ein bisschen, ja? Nur noch ein kleines bisschen, dann hast du es geschafft.«
»Oh Gott.« In den Schweiß mischten sich heiße Tränen, die Laura über das Gesicht strömten, als das Fohlen aus dem Leib der Mutter glitt. »Da ist es.«
Sobald die Schultern des Kleinen an der Luft waren, zog Michael die Fruchtblase von seinem Maul. Das Fohlen war klatschnass und hing noch an der Nabelschnur. Michael hätte sie am liebsten mit einem Ruck ganz herausgezogen, um zu sehen, ob alles in Ordnung war, aber er zwang sich, mit Laura ungeduldig abzuwarten, bis sich das Fohlen aus dem Geburtssack befreit hatte und die Nabelschnur, wie von der Natur beabsichtigt, von alleine riss.
Für eine Weile hörte man nur das Atmen der Stute und ihr erstes, frohes Wiehern, als sie begriff, dass sie ein Fohlen hatte.
»Er ist wunderschön«, murmelte Laura ehrfürchtig. »Er ist einfach wunderschön.«
»Sie.« Grinsend wischte sich Michael den Schweiß aus dem Gesicht. »Wir haben ein kleines Mädchen, Laura. Ein wunderschönes Mädchen. Gott segne dich, Darling, sieh nur, was du auf die Welt gebracht hast.«
Die Stute blickte sich um, rappelte sich mit dem Instinkt der Mutter auf und leckte ihr noch nasses Fohlen ab.
»Es ist doch jedes Mal wieder ein Wunder«, murmelte Laura, während sie einen Schritt zurück machte, damit das neue Glück ungestört blieb. »Bist du auch nicht enttäuscht, weil es kein Junge ist?«
»Sie hat vier Beine, einen hübschen Schweif und die Farbe ihrer Mutter. Was will ich also mehr?«
»Dann bist du also nicht enttäuscht.« Sie lachte, froh über seinen glücklichen, beinahe ehrfürchtigen Blick, und reichte ihm die Hand. »Gratuliere, Papa.«
»Verdammt.« Er zog sie an seine Brust und küsste sie.
Ihr stockte der Atem. Sie fühlte sich schwindlig, schwach. Sie beide waren über und über mit Schweiß und Blut bedeckt, hatten Ringe unter den Augen und hockten in schmutzigem, triefendem, stinkendem Heu. Sie
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