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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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klammerten sich aneinander wie zwei Ertrinkende.
    Er hatte nur seine Freude mit ihr teilen, hatte ihr auf seine Art dafür danken wollen, dass sie diese Stunden der Angst und Freude mit ihm zugebracht hatte. Dann jedoch versank er ganz in seinem Verlangen, seiner Hitze, seiner Lust, als sie ihre seidigen Glieder um ihn schlang, ihn festhielt, als hinge sie über einem Abgrund und fände einzig Rettung durch ihn.
    Ein Chaos wilder, verruchter Gedanken tobte in seinem Kopf, Unverständliches murmelnd, strich er mit den Händen über ihre Hüften, dann über ihre Brüste. Sie reckte sich ihm entgegen, schloss die Augen und stöhnte leise auf.
    »Ganz ruhig.« Er sprach mit derselben begütigenden Stimme wie zuvor mit der Stute, doch seine Zähne fuhren an ihrem Gesicht hinab, bis zu der wild pochenden Ader an ihrem Hals. Schon war es vollends um sie beide geschehen.
    »Ich kann nicht.« Kann nicht atmen. Kann nicht denken. Kann nicht loslassen. »Michael, ich kann nicht.« Sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals.
    Er konnte, dachte er, während sich der Schmerz seines Verlangens wie eine heiße Woge in ihm ausbreitete. Aber er hatte weder den Zeitpunkt noch den Ort besonders gut gewählt. Sie hatte ihm die ganze Nacht hindurch geholfen, dachte er. Wenn er sie jetzt schamlos ausnutzte, würde er einzig unter Beweis stellen, dass selbst ein ehrlicher Mann nicht unbedingt anständig war.
    »Eigentlich hatte ich es nicht auf eine kurze Runde im Heu abgesehen.« Wie viel Mühe es ihn auch kostete, er zwang sich zu einem heiteren Ton. »Also entspann dich.« Mit sanften Händen schob er sie etwas von sich fort. »Sieh nur, unsere Kleine steht schon auf.«
    Lauras Anspannung löste sich ein wenig, als sie das Fohlen beobachtete, wie es auf seine dünnen Beine stolperte und nach einigen komischen Verrenkungen tatsächlich darauf stehen blieb.
    »Hast du…« Laura wischte sich die nassen Hände an den Knien ihrer Hose ab. »Hast du dir schon einen Namen für sie überlegt?«
    »Nein.« Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, an ihren Haaren zu schnuppern. »Warum suchst du nicht einen Namen aus?«
    »Sie gehört dir, Michael.«
    »Wir drei haben sie gemeinsam auf die Welt gebracht. Wie willst du sie nennen?«
    Sie lehnte sich an seine Brust und lächelte. Das Fohlen hatte bereits begriffen, wo es etwas zu trinken gab. »Ich hatte eine Stute, als ich noch ein junges Mädchen war. Sie hieß Lulu.«
    »Lulu?« Lachend vergrub er sein Gesicht in ihrem Haar.
    Seine Nähe ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie schloss die Augen. »Ich bin mit ihr über die Hügel geritten und habe wunderbare Dinge geträumt«, erinnerte sie sich versonnen.
    »Dann also Lulu.« Er stand auf und zog sie neben sich. »Du bist so blass.« Er strich mit einem Daumen über ihre Wange und beinahe erwartete er, dass sie sich sanftem Nebel gleich auflöste. »Je länger sich die Nacht hinzog, umso zerbrechlicher kamst du mir vor. Und umso mehr habe ich mich danach gesehnt, dich zu berühren«, gestand er.
    »Ich werde dir nicht geben können, was du willst.«
    »Du hast ja keine Ahnung, was ich will. Wenn du sie hättest, würdest du mich gar nicht erst auch nur in der Nähe dieses Hauses dulden«, antwortete er. »Aber da wir beide zu müde sind für lange Erklärungen, solltest du jetzt besser schlafen gehen.«
    »Ich helfe dir noch beim Aufräumen.«
    »Nein, das schaffe ich allein. Ich bin nicht so müde, Laura, und du bist einfach zu verführerisch. Also geh jetzt bitte, ja?«
    »Wie du meinst.« Sie trat aus der Box und blickte sich noch einmal um. Er streckte seinen langen, schmalen, maskulinen Körper in den eng sitzenden Jeans, die er vergessen hatte, zuzuknöpfen. Sein Anblick rief in ihr Erregung und Verlangen wach. »Michael?«
    »Ja?«
    Seine Augen sahen müde aus, stellte sie fest. Trotzdem brachte sein intensiver Blick das Blut in ihren Adern zum Singen. »Nie zuvor hat mich jemand derart begehrt, wie du es anscheinend tust. Ich weiß einfach nicht, wie ich darauf reagieren soll.«
    Seine erschöpften Augen glühten auf. »Eine solche Feststellung ist wohl kaum geeignet, mein Verlangen nach dir zu schmälern«, antwortete er. Schnell wie eine Giftschlange packte er sie am Hemd, umfasste ihren Hals mit einer Hand und küsste sie. Als er von ihr abließ, stolperte sie aufgewühlt und panisch gegen eine Wand.
    »Geh jetzt, Laura«, wiederholte er. »Hier bist du nicht sicher.«
    Blind lief sie aus dem Stall in die morgendliche Dämmerung. Alle

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