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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Geschmack.«
    »Die Scheidung war sicher nicht leicht für dich?«
    »Sie war nicht leicht für
sie.«
Er griff nach einem Strohhalm und spielte gedankenverloren damit herum, ehe er ihn Laura zu ihrer Belustigung wie eine Blume in die Hand drückte.
    »Ich glaube, dass eine Scheidung niemals einfach ist.«
    »Ich verstehe nicht, warum. Wenn etwas nicht funktioniert, funktioniert es einfach nicht. Mein Vater hat sie von Anfang an betrogen, und hat sich nie auch nur die Mühe gemacht, es wenigstens vor ihr zu verheimlichen. Aber sie konnte einfach nicht loslassen. Was mir bis heute völlig unbegreiflich ist.«
    »Es ist nichts Geheimnisvolles daran, wenn man eine Ehe retten will.«
    »Wenn die Ehe die Hölle ist, dann schon. Für gewöhnlich tauchte er ein paar Nächte lang einfach nicht zu Hause auf, und wenn er schließlich kam, bekam sie einen Wutanfall, warf Sachen durch die Gegend, und er hat nur mit den Schultern gezuckt und sich vor den Fernseher gehockt. Und eines Tages kam er dann einfach gar nicht mehr.«
    »Nie mehr?«
    »Wir haben ihn nie wieder gesehen.«
    »Michael, das tut mir Leid. Das habe ich nicht gewusst.« Obgleich ihre Hände weiter die Stute streichelten, galt ihre Aufmerksamkeit ausschließlich ihm.
    »Mir war es egal. Oder zumindest fast.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber sie war wirklich am Ende, hat immer nur geheult. Es war nicht gerade einfach, in ihrer Nähe zu sein. Also habe ich ein paar Jahre lang möglichst wenig Zeit daheim verbracht. Stattdessen habe ich mit Josh herumgehangen und Mrs. Sullivan beinahe in den Wahnsinn getrieben, weil sie ständig Angst hatte, ich würde ihn schlecht beeinflussen.«
    Sie erinnerte sich an ihn. Erinnerte sich vor allem an seinen grüblerischen, herausfordernden Blick – und an ihre Reaktion darauf. »Meine Eltern haben dich immer gemocht.«
    »Sie waren wirklich cool. Die beiden, du, euer Leben hier in Templeton House, war für einen Streuner wie mich eine völlig fremde Welt.«
    Und die Welt, die er beschrieb, war fremd für sie. »Deine Mutter hat wieder geheiratet.«
    »Sie hat sich mit Lado zusammengetan, als ich ungefähr sechzehn war. Ich habe den Hurensohn wirklich gehasst. Ich dachte immer, sie hätte ihn sich ausgesucht, weil er das Gegenteil von meinem Alten war. Er war schlampig, gemein und krankhaft eifersüchtig. Hat ihr jede Menge Aufmerksamkeit geschenkt«, murmelte Michael so leise, dass sie ihn nur schwer verstand. »Jede Menge. Hat sie verprügelt, so oft er konnte.«
    »Gott! Er hat sie geschlagen?«
    »Sie hat es immer geleugnet. Wenn ich nach Hause kam und sie ein blaues Auge oder eine aufgeplatzte Lippe hatte, hatte sie immer irgendeine lahme Entschuldigung parat, sie wäre gestolpert, gegen eine Tür gelaufen oder so. Ich habe nichts dazu gesagt.«
    »Du warst damals noch ein Kind.«
    »Nein, das war ich nicht.« Seine Augen blitzten sie beinahe wütend an. »Ich war nie ein Kind. Als ich sechzehn war, hatte ich bereits mehr gesehen und getan als du in deinem ganzen Leben, meine Süße. Aber das war mir recht so.«
    »Ach ja?« Sie sah ihn reglos an. »Oder hat es dich einfach vor dem Gefühl der Hilflosigkeit bewahrt?«
    Er nickte langsam. »Vielleicht beides. Aber Tatsache ist, Mrs. Sullivan hatte, was mich angeht, ganz sicher Recht. Ich war ein schlechter Umgang und wenn Josh nicht Josh gewesen wäre, wären wir sicher beide im Knast gelandet. Seinetwegen bin ich nicht vollkommen abgeglitten.«
    »Ich bin sicher, dass er diese Aussage als schmeichelhaft empfände, aber ich nehme an, du selbst hattest durchaus auch etwas damit zu tun.«
    Zum ersten Mal seit Monaten verspürte er den dringenden Wunsch nach einer Zigarette und klopfte sich sogar suchend die Tasche ab, bevor ihm einfiel, dass dieser Teil seines Lebens längst vorüber war. »Weißt du, warum ich zur Handelsmarine gegangen bin?«
    »Nein.«
    »Tja, dann erzähle ich dir mal, warum. Eines Abends kam ich nach Hause. Ich hatte zusammen mit Josh und ein paar anderen ein paar Dosen Bier auf den Klippen geleert. Wir waren achtzehn und dumm, und ich hatte Lado ein Sixpack geklaut. Als ich nach Hause kam, angenehm beduselt, war da dieser fette alte Bastard und trommelte mit seinen Fäusten auf meiner Mutter rum, weil sie ihm das Abendessen nicht warm gehalten hatte oder warum auch immer. Ich konnte einfach nicht tatenlos mit ansehen, was er da tat, dachte, es wäre meine Aufgabe, sie zu verteidigen. Also habe ich mich auf ihn gestürzt.«
    Als er geistesabwesend mit

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