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So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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doch mal nach.«
    Yvonne zog lange an ihrer Zigarette, drückte sie im Aschenbecher aus und steckte sich sofort eine neue an.
    »Es war … antik. Jetzt müssen sie es restaurieren lassen.«
    »Und Staffans Stiefsohn war der Übeltäter. Wie sähe das wohl aus?«
    »Du bist nicht sein Stiefsohn.«
    »Nein, aber du weißt, was ich meine. Wenn ich Staffan sagen würde, ich hätte vor, zu diesem Pfaffen zu gehen und ihm zu erzählen ›ich hab das getan, ich heiße Tommy, und Staffan ist mein … Stieffreund‹. Ich glaube nicht, dass ihm das gefallen würde.«
    »Du wirst selber mit ihm reden müssen.«
    »Nee. Jedenfalls nicht heute.«
    »Du traust dich nicht.«
    »Du hörst dich an wie ein kleines Kind.«
    »Und du benimmst dich wie ein kleines Kind.«
    »Ein bisschen Spaß hat es doch gemacht, oder?«
    »Nein, Tommy. Das hat es nicht.«
    Tommy seufzte. Ihm war durchaus klar gewesen, dass Mama auch wütend sein würde, aber er hatte trotz allem geglaubt, dass sie dem Ganzen auch komische Seiten abgewinnen würde. Doch sie war jetzt auf Staffans Seite. Das musste er wohl oder übel einsehen.
    Das Problem, das eigentliche Problem war folglich, dass er etwas finden musste, wo er wohnen konnte. Wenn die beiden heirateten. Bis auf Weiteres konnte er an einem Abend wie diesem, an dem Staffan zu Besuch kam, im Keller pennen. Gegen acht würde Staffan seinen Dienst in Åkeshov beenden und anschließend direkt herkommen. Und Tommy hatte nicht die Absicht, sich von diesem Heini eine verdammte Moralpredigt anzuhören. Niemals.
    Also ging Tommy in sein Zimmer und holte Decke und Kissen von seinem Bett, während Yvonne sitzen blieb und rauchte, aus dem Küchenfester sah. Als er fertig war, stellte er sich mit dem Kissen unter dem einen Arm und der zusammengerollten Decke unter dem anderen in die Küchentür.
    »Okay. Ich geh jetzt. Sag ihm bitte nicht, dass ich da bin.«
    Yvonne drehte sich zu ihm um. Sie hatte Tränen in den Augen, lächelte schwach.
    »Du siehst aus wie damals, wenn … wenn du gekommen bist und …«
    Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Tommy rührte sich nicht von der Stelle. Yvonne schluckte, räusperte sich und sah ihn mit klaren Augen an, sagte leise: »Tommy. Was soll ich tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Soll ich …?«
    »Nein. Jedenfalls nicht mir zuliebe. Es ist, wie es ist.«
    Yvonne nickte. Tommy merkte, dass er auch sehr traurig wurde und besser gehen sollte, ehe es daneben ging.
    »Du? Du sagst ihm doch nicht, dass …«
    »Nein, nein. Das tue ich nicht.«
    »Gut. Danke.«
    Yvonne stand auf und ging zu Tommy. Umarmte ihn. Sie roch intensiv nach Zigarettenrauch. Hätte Tommy die Arme frei gehabt, hätte er ihre Umarmung erwidert. So aber legte er nur den Kopf auf ihre Schulter, und sie blieben eine Weile so stehen.
    Dann ging Tommy.
     
    Ich traue ihr nicht. Staffan erzählt ihr sicher irgendeinen Bockmist und dann …
    Im Keller warf er die Decke und das Kissen auf die Couch, schob sich einen Portionsbeutel Kautabak unter die Oberlippe und dachte nach.
    Das Beste wäre, er würde erschossen.
    Aber Staffan war mit Sicherheit niemand, der … nein, nein. Er war eher jemand, der dem Mörder einen Volltreffer in die Stirn verpasste und von den anderen Bullen eine Schachtel Pralinen geschenkt bekam. Der Held. Danach würde er vielleicht herkommen und nach Tommy suchen.
    Er fischte den Schlüssel heraus, trat in den Kellergang und schloss den Schutzraum auf, nahm die Kette mit hinein. Mit dem Feuerzeug als Lampe tastete er sich in den kurzen Korridor mit den Lagerräumen zu beiden Seiten vor. In den Lagerräumen gab es Konserven, alte Gesellschaftsspiele, Gaskocher und anderes, um eine Belagerung zu überstehen.
    Er öffnete eine Tür, warf die Kette hinein.
    Okay. Er hatte einen Notausgang.
    Ehe er den Schutzraum verließ, hob er die Schützentrophäe herab, wog sie in der Hand. Mindestens zwei Kilo. Ließ sie sich vielleicht verkaufen? Allein schon der Wert des Metalls, wenn man sie einschmolz.
    Er musterte das Gesicht des Pistolenschützen. Sah er Staffan nicht trotz allem ziemlich ähnlich? Dann gab es nur eins: einschmelzen.
    Die Einäscherung. Das definitive Ende.
    Das absolut Geilste wäre, alles außer dem Schädel einzuschmelzen und die Skulptur anschließend Staffan zurückzugeben. Eine erstarrte Pfütze aus Metall, aus der nur noch dieser kleine Kopf herauslugte. Das würde sich vermutlich nicht in die Tat umsetzen lassen. Leider.
    Er stellte die Skulptur an ihren Platz zurück, ging

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