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So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Plätschern im Badezimmer war verstummt. So konnte es nicht weitergehen. Er war kurz davor zu platzen. Vor Lust, vor Eifersucht.
    Der Badezimmerschlüssel wurde gedreht und die Tür geöffnet. Eli stand vor ihm. Vollkommen nackt. Rein.
    »Du sitzt hier?«
    »Ja. Du bist schön.«
    »Danke.«
    »Kannst du dich nicht umdrehen?«
    »Und warum?«
    »Weil … ich es will.«
    »Ich aber nicht. Mach mir mal Platz.«
    »Ich sage vielleicht etwas … wenn du es tust.«
    Eli sah Håkan fragend an, drehte sich dann um hundertachtzig Grad, kehrte ihm den Rücken zu. Speichel strömte in Håkans Mund, er musste schlucken, schaute. Er empfand körperlich, dass seine Augen geradezu aßen, was sie vor sich hatten. Das Schönste auf der ganzen Welt. Im Abstand einer Armlänge. Unendlich fern.
    »Hast du … Hunger?«
    Eli wandte sich wieder um.
    »Ja.«
    »Ich tue es. Aber ich will als Entgelt etwas haben.«
    »Sag.«
    »Eine Nacht. Ich will eine Nacht haben.«
    »Ja.«
    »Darf ich das?«
    »Ja.«
    »Bei dir liegen? Dich berühren?«
    »Ja.«
    »Darf ich …«
    »Nein. Mehr nicht. Aber das. Ja.«
    »Dann tue ich es. Heute Abend.«
    Eli ging neben ihm in die Hocke. Es brannte in Håkans Handflächen. Er wollte Eli liebkosen, durfte es nicht. Heute Abend. Elis Blick wanderte zur Decke, er sagte:
    »Danke. Aber was ist, wenn jemand … dieses Bild in der Zeitung … es gibt Menschen, die wissen, dass du hier wohnst.«
    »Das habe ich bedacht.«
    »Wenn jemand tagsüber hierher käme … während ich ruhe …«
    »Ich sage doch, ich habe es bedacht.«
    »Inwiefern?«
    Håkan nahm Eli an der Hand, stand auf und ging in die Küche, öffnete die Vorratskammer, holte ein Marmeladenglas mit einem gläsernen Schraubverschluss heraus. Eine durchsichtige Flüssigkeit füllte das halbe Glas.
    Er erläuterte, was er sich überlegt hatte. Eli schüttelte heftig den Kopf.
    »Das kannst du nicht tun.«
    »Ich kann. Begreifst du jetzt … wie viel mir an dir liegt?«
     
    Als Håkan letzte Vorbereitungen trat, verstaute er das Marmeladenglas zusammen mit der übrigen Ausrüstung in der Tasche. Eli hatte sich inzwischen angezogen und wartete im Flur, als Håkan herauskam, lehnte sich vor und drückte einen leichten Kuss auf seine Wange. Håkan blinzelte, betrachtete lange Elis Gesicht.
    Ich bin verloren.
    Dann rief ihn die Pflicht.
    *
    Morgan löffelte eins nach dem anderen seine Vier kleinen Gerichte in sich hinein, schenkte dem Reis, der in einer Schale daneben stand, kaum Beachtung. Lacke lehnte sich vor, sagte leise:
    »Du, könnte ich den Reis haben?«
    »Nur zu. Willst du auch was von der Sauce?«
    »Nee. Ich nehme einfach ein bisschen Sojasauce.«
    Larry lugte über den Rand seiner Abendzeitung und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als Lacke die Reisschale nahm und mit einem Gluck-gluck-gluck Sojasauce darüber goss und Reis in sich hineinschaufelte, als hätte er seit Tagen nichts mehr gegessen. Larry zeigte auf die frittierten Krabben, die sich auf Morgans Teller türmten.
    »Kannst ja mal ein bisschen was abgeben.«
    »Ja, ja. Sorry. Willst du eine Krabbe?«
    »Nee, dann spielt mein Magen verrückt. Aber Lacke.«
    »Willst du eine Krabbe, Lacke?«
    Lacke nickte und schob ihm die Reisschale hin. Morgan legte mit großer Geste zwei frittierte Krabben hinein, fügte noch ein paar hinzu. Lacke dankte und stürzte sich auf die Krabben.
    Morgan brummte und schüttelte den Kopf. Seit Jockes Verschwinden war Lacke nicht mehr er selbst. Er war schon vorher knapp bei Kasse gewesen, aber jetzt trank er mehr und hatte deshalb für feste Nahrung keine Öre mehr übrig. Die Sache mit Jocke war schon seltsam, aber doch nichts, weshalb man gleich aus den Latschen kippen musste. Vier Tage war er jetzt fort, und was wusste man schon? Immerhin konnte er auch eine Lady kennen gelernt haben und nach Tahiti verduftet sein, alles war möglich. Er würde schon wieder auftauchen.
    Larry legte die Zeitung fort, schob seine Brille in die Stirn, rieb sich die Augen und sagte: »Wisst ihr, wo es hier Schutzräume gibt?«
    Morgan grinste. »Wieso? Willst du Winterschlaf halten?«
    »Nein, aber dieses U-Boot. Wenn es nun rein theoretisch eine richtige Invasion wäre …«
    »Kannst du in unseren kommen. Ich war unten und habe ihn mir angeschaut, als vor ein paar Jahren ein Typ vom Verteidigungssoundso da war, um ihn zu inspizieren. Gasmasken, Konservendosen, Tischtennisplatte, das volle Programm. Steht alles einfach so herum.«
    »Eine Tischtennisplatte?«
    »Ja klar,

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