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So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Couch angesammelt hatten.
    Hoffnungslos.
    Oskar würde bis zum Ende der neunten Klasse Prügel beziehen. Er war der Typ dafür. Tommy hätte gerne etwas unternommen, aber wenn sich die Sache erst einmal eingespielt hatte, war es gelaufen. Dann konnte man nichts mehr tun.
    Er zog ein Feuerzeug aus der Tasche, setzte es sich an den Mund und ließ Gas hineinströmen. Als sich seine Mundhöhle kalt anfühlte, zog er das Feuerzeug fort, zündete es an, atmete aus.
    Eine Verpuffung vor seinem Gesicht. Das stimmte ihn auch nicht froher. Er war rastlos; stand auf und machte ein paar Schritte auf dem Teppich. Staubbäusche wirbelten über den Boden.
    Was soll man verdammt nochmal tun?
    Er schritt den Teppich ab, dachte, dass er im Gefängnis war. Man kommt nicht frei. Man war nun einmal hier gelandet, da musste man das Beste daraus machen, bla, bla. Blackeberg. Er würde fortgehen, er würde … Seemann oder etwas anderes werden. Was auch immer.
    Das Deck scheuern, Kuba ansteuern, hei und ho.
    Ein Besen, der so gut wie nie benutzt wurde, lehnte an der Wand. Er nahm ihn, begann zu kehren. Staub stieg ihm in die Nase. Als er eine Weile gekehrt hatte, fiel ihm ein, dass es gar kein Kehrblech gab. Also kehrte er den Staub unter die Couch.
    Besser ein bisschen Dreck in den Ecken als eine saubere Hölle.
    Er blätterte in einem Porno, legte ihn wieder zurück. Wickelte sich seinen Schal um den Hals und zog zu, bis er das Gefühl hatte, sein Kopf würde platzen, ließ los. Stand auf, machte ein paar Schritte auf dem Teppich. Sank auf die Knie, betete zu Gott.
     
    Gegen halb sechs kamen Robban und Lasse. Da saß Tommy zurückgelehnt in seinem Sessel und erweckte den Eindruck, als könnte nichts seine gute Laune trüben. Lasse saugte an den Lippen, wirkte nervös. Robban grinste und versetzte Lasse einen Schlag auf den Rücken.
    »Lasse braucht noch ein Kassettendeck.«
    Tommy hob die Augenbrauen.
    »Und warum?«
    »Erzähl mal, Lasse.«
    Lasse schnaubte, traute sich nicht, Tommy in die Augen zu sehen.
    »Äh … da ist so ein Typ auf der Arbeit …«
    »Der eins kaufen will?«
    »Mmm.«
    Tommy zuckte mit den Schultern, erhob sich aus dem Sessel und pflückte den Schlüssel zum Schutzraum aus der Polsterung. Robban wirkte enttäuscht, hatte vermutlich eine amüsante Strafpredigt erwartet, aber das war Tommy egal. Von ihm aus konnte Lasse auf der Arbeit ruhig über Lautsprecher »DIEBESGUT ZU VERKAUFEN!« ausposaunen, wenn er Lust hatte. Es spielte keine Rolle.
    Tommy schob Robban zur Seite, trat in den Kellergang hinaus, öffnete das Vorhängeschloss, zog die Kette aus dem Drehrad und warf sie Robban zu. Die Kette entglitt Robbans Händen, rasselte zu Boden.
    »Was ist los mit dir? Bist du sauer, oder was?«
    Tommy schüttelte den Kopf, drehte am Rad des Schließmechanismus und drückte die Tür auf. Die Neonröhre im Schutzraum war kaputt, aber es fiel genug Licht aus dem Gang herein, um die aufgestapelten Kartons an der Wand erkennen zu können. Tommy hob ein Kassettendeck herab und übergab es Lasse.
    »Viel Spaß damit.«
    Lasse sah unsicher zu Robban, als erhoffte er sich von diesem Beistand bei dem Versuch, Tommys Verhalten zu deuten. Robban verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die alles Mögliche bedeuten konnte, und wandte sich an Tommy, der wieder abschloss.
    »Was Neues von Staffan gehört?«
    »Nee.« Tommy ließ das Vorhängeschloss einrasten, seufzte. »Ich bin morgen Abend bei ihm zum Essen eingeladen. Mal sehen.«
    »Zum Essen?«
    »Ja, na und?«
    »Nee, schon gut. Ich dachte nur irgendwie, Bullen würden mit … Benzin oder so laufen.«
    Lasse prustete los, war froh darüber, dass die gedrückte Stimmung verflog.
    »Benzin …«
    *
    Er hatte Mama angelogen. Sie hatte ihm geglaubt. Jetzt lag er auf seinem Bett, und ihm war schlecht.
    Oskar. Der Typ in dem Spiegel da. Wer ist das? Ihm passiert alles Mögliche. Schlimme Dinge. Gute Dinge. Seltsame Dinge. Aber wer ist er? Jonny schaut ihn an und sieht das Schweinchen, das Prügel beziehen soll. Mama schaut und sieht ihren kleinen Liebling, dem nichts Böses zustoßen darf.
    Eli schaut und sieht … was?
    Oskar drehte sich zur Wand, zu Eli. Die beiden Figuren lugten aus dem Laubwerk heraus. Seine Wange war noch wund und geschwollen, auf der Wunde hatte sich eine Kruste gebildet. Was sollte er Eli sagen, wenn Eli heute Abend kam?
    Das eine hing mit dem anderen zusammen. Was er ihr sagen würde, hing davon ab, was er für sie war. Eli war neu für ihn, und darum hatte er

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