Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
Vom Netzwerk:
verschwunden war und gewartet hatte. Jocke, der unter ihr hindurchgehen wollte und nicht wieder herausgekommen war. Der schwache Abdruck, die Konturen eines Körpers in den welken Blättern am Morgen danach.
    Als er fertig war, hatte der Kellner Larry schon eine geraume Weile wütende Zeichen gegeben, abwechselnd auf Gösta und die Tür gezeigt. Larry legte seine Hand auf Göstas Arm.
    »Was meinst du. Sollen wir mal hingehen und es uns anschauen?«
    Gösta nickte, und sie standen auf. Morgan leerte sein Bier in einem Zug, grinste Karlsson zu, der seine Zeitung nahm und in die Manteltasche schob, wie er es immer tat, der Geizkragen.
    Nur Lacke blieb sitzen und spielte mit ein paar abgebrochenen Zahnstochern, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Larry beugte sich zu ihm hinab.
    »Kommst du nicht mit?«
    »Ich wusste es. Ich habe es gespürt.«
    »Ja. Willst du denn nicht mitkommen?«
    »Doch. Ich komme. Geht schon mal vor.«
    Als sie in die kalte Abendluft hinaustraten, wurde Gösta ruhiger. Er schlug ein solches Tempo an, dass Larry ihn bitten musste, langsamer zu gehen, die Pumpe wollte nicht mehr so recht. Karlsson und Morgan gingen Seite an Seite hinter ihnen; Morgan wartete darauf, dass Karlsson eine dumme Bemerkung machte, damit er ihm eine Standpauke halten konnte. Das würde gut tun. Doch selbst Karlsson schien in Gedanken zu sein.
    Die zersprungene Laterne war ausgetauscht worden, und unter der Brücke war es einigermaßen hell. Sie standen zusammen und lauschten Gösta, während er erzählte und auf den Blätterhaufen zeigte, stampften mit den Füßen, um sie aufzuwärmen. Schlechte Durchblutung. Es hallte unter dem Brückengewölbe, als hätte sich eine ganze Armee in Marsch gesetzt. Als Gösta fertig war, sagte Karlsson:
    »Einen Beweis gibt es ja im Grunde nicht.«
    Das war die Art von Bemerkung, auf die Morgan nur gewartet hatte »Du hörst doch, was er sagt, verdammt. Glaubst du, er steht hier und lügt uns an?«
    »Nein«, erwiderte Karlsson, als spräche er mit einem Kind, »aber ich denke, dass die Polizei nicht im gleichen Maße geneigt sein wird wie wir, seiner Geschichte Glauben zu schenken, solange es nichts gibt, was sie bestätigt.«
    »Er ist doch ein Zeuge.«
    »Glaubst du, das reicht?«
    Larry ließ die Hand über die Blätterhaufen schweifen.
    »Die Frage ist doch, wo er hin ist. Wenn es sich wirklich so abgespielt hat.«
    Lacke näherte sich ihnen auf dem Parkweg, ging zu Gösta und zeigte auf die Erde.
    »Da?«
    Gösta nickte. Lacke vergrub die Hände in den Taschen, stand längere Zeit da und betrachtete die unregelmäßigen Muster auf den Blättern, als wären sie ein gigantisches Puzzle, das er lösen musste. Seine Kiefermuskeln bissen zu, entspannten sich, bissen zu.
    »Also schön. Was sagt ihr?«
    Larry ging zwei Schritte auf ihn zu.
    »Es tut mir leid, Lacke.«
    Lacke wedelte abwehrend mit der Hand, hielt sich Larry vom Leib.
    »Was sagt ihr? Sollen wir uns den Teufel schnappen, der das getan hat, oder sollen wir nicht?«
    Die anderen schauten in alle erdenklichen Richtungen, nur nicht zu Lacke. Larry wollte sagen, dass dies sicher schwierig, ja vermutlich sogar unmöglich sein würde, verzichtete jedoch darauf. Schließlich räusperte sich Morgan, ging zu Lacke und legte den Arm um seine Schulter.
    »Wir werden ihn schnappen, Lacke. Das werden wir.«
    *
    Tommy schaute über das Geländer nach unten, meinte dort ein silbriges Schimmern sehen zu können. Es sah aus wie diese Dinger, mit denen das Fähnlein Fieselschweif nach Wettbewerben stets nach Hause kam.
    »Woran denkst du?«, fragte Mama.
    »Donald Duck.«
    »Du magst Staffan nicht besonders, was?«
    »Ist schon okay.«
    »Ist es das?«
    Tommy schaute Richtung Ortszentrum. Sah das große, rote Neon-V, das langsam über allem rotierte. Vällingby. Victory.
    »Hat er dir die Pistolen gezeigt?«
    »Warum fragst du?«
    »Nur so. Hat er?«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Das ist doch nicht so schwer. Hat er seinen Safe geöffnet, die Pistolen herausgeholt und sie dir gezeigt?«
    »Ja. Wieso?«
    »Wann hat er das getan?«
    Mama strich etwas von ihrer Bluse, rieb sich über die Arme.
    »Ich friere ein bisschen.«
    »Denkst du an Papa?«
    »Ja, das tue ich. Immer.«
    »Immer?«
    Mama seufzte, senkte den Kopf, um ihm in die Augen sehen zu können.
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    Tommys Hand ruhte auf dem Geländer, sie legte ihre auf seine. »Kommst du morgen mit zu Papa?«
    »Morgen?«
    »Ja. Es ist

Weitere Kostenlose Bücher