So finster die Nacht
»perro«, während Oskar hörte, wie Jonny in den Umkleideraum kam und anfing, mit lauter Stimme zu sprechen.
Die Umkleide hatte sich bereits geleert, als Ávila fertig war mit seinem Hund. Er wandte sich Oskar zu.
»Nun, Oskar. Was wünschst du?«
»Ja also, ich wollte fragen … dieses Training jeden Donnerstag.«
»Ja?«
»Kann man da mitmachen?«
»Du meinst Krafttraining im Schwimmbad?«
»Ja, genau. Kann man sich anmelden, oder …«
»Du brauchst nicht anmelden. Nur kommen. Donnerstag Uhr sieben. Du willst das machen?«
»Ja, ich … ja.«
»Das ist gut. Du trainierst. Dann du kannst Reck … fünfzig Mal!«
Der Lehrer zeigte die Klimmzüge am Reck mit den Armen in der Luft. Oskar schüttelte den Kopf.
»Nee, aber … ja, ich komme.«
»Dann wir sehen uns am Donnerstag. Gut.«
Oskar nickte, wollte gehen, sagte dann:
»Wie gehl es dem Hund?«
»Dem Hund?«
»Ja, ich habe gehört, dass Sie ›perro‹ gesagt haben. Bedeutet das nicht Hund?«
Der Lehrer dachte einen Moment nach.
»Ah. Nicht ›perro‹. Pero. Das bedeutet ›aber‹. Wie in ›ich aber nicht‹. Das heißt pero yo no. Verstehst du? Willst du jetzt auch noch einen Spanischkurs belegen?«
Oskar lächelte, schüttelte den Kopf und erklärte, dass ihm das Krafttraining vorerst reichen würde.
Bis auf Oskars Kleider war der Umkleideraum leer. Oskar zog seine Turnhose aus und erstarrte. Seine Hose war fort. Natürlich. Dass er daran nicht gedacht hatte. Er sah sich in der Umkleide und den Toiletten um. Keine Hose.
Die Kälte zwackte in Oskars Beinen, als er nur in Turnhose nach Hause ging. Es hatte während der Sportstunde angefangen zu schneien. Die Schneeflocken fielen herab und schmolzen auf seinen nackten Beinen. Auf dem Hof blieb er unter Elis Fenster stehen. Die Jalousien waren heruntergelassen. Nichts rührte sich. Große Flocken liebkosten sein aufwärts gewandtes Gesicht. Er fing ein paar von ihnen mit der Zunge. Sie schmeckten gut.
*
»Schau dir Ragnar an.«
Holmberg zeigte auf den Vällingby Torg hinaus, wo der fallende Schnee eine hauchfeine Schicht auf die kreisförmig verlegten Pflastersteine legte. Einer der Penner saß in einen großen Mantel gehüllt regungslos auf einer Bank, während ihn der Schnee allmählich in einen schlecht gerollten Schneemann verwandelte. Holmberg seufzte.
»Wenn er sich nicht bald bewegt, werde ich hinausgehen und nach ihm sehen müssen. Wie geht es dir?«
»Geht so.«
Staffan hatte ein Kissen auf seinen Schreibtischstuhl gelegt, um den Schmerz im Rückgrat zu dämpfen. Er hätte lieber gestanden oder noch lieber im Bett gelegen, aber der Bericht über die Ereignisse des Vorabends musste noch vor dem Wochenende ins Morddezernat.
Holmberg schaute in seinen Notizblock und klopfte mit dem Stift darauf.
»Die drei Männer, die im Umkleideraum waren. Sie haben ausgesagt, dass der Mörder, ehe er sich die Salzsäure ins Gesicht kippte, ›Eli, Eli!‹ geschrien hat, und ich frage mich …«
In Staffans Brust tat sein Herz einen Sprung, und er lehnte sich über den Schreibtisch.
»Das hat er gesagt?«
»Ja? Weißt du, was das …«
»Ja.«
Staffan lehnte sich mit einer heftigen Bewegung auf seinem Stuhl zurück, und der Schmerz schoss einen Pfeil bis in seinen Haaransatz. Er umklammerte die Schreibtischkante, richtete sich auf und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Holmberg beobachtete ihn.
»Verdammt, bist du mal beim Arzt gewesen?«
»Nee, das ist nur … das geht vorbei. Eli, Eli.«
»Ist das ein Name?«
Staffan nickte bedächtig. »Ja … es bedeutet … Gott.«
»Aha, er hat Gott angerufen. Glaubst du, er ist erhört worden?«
»Was?«
»Gott. Glaubst du, Gott hat sein Rufen erhört? Angesichts der Umstände erscheint es jedenfalls wenig … wahrscheinlich. Obwohl, auf diesem Gebiet bist du natürlich der Experte. Nicht wahr.«
»Es sind die letzten Worte Jesu am Kreuz. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Eli, Eli, lema sabachtani? «
Holmberg blinzelte und schaute in seine Notizen.
»Ja, genau.«
»Nach Markus und Matthäus.«
Holmberg nickte, lutschte an seinem Stift.
»Sollen wir das in unseren Bericht aufnehmen?«
*
Als Oskar aus der Schule nach Hause kam, zog er eine neue Hose an und ging zum Kiosk des Liebhabers, um sich eine Zeitung zu kaufen. Er hatte gehört, der Mörder sei gefasst worden, und wollte alles darüber wissen, es ausschneiden und aufheben.
Irgendetwas war seltsam, als er zum Kiosk ging, ganz unabhängig
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