So frei wie der Himmel
her.
Sie hörte, wie seine Zimmertür krachend ins Schloss fiel.
Hatte sie wirklich aufgegeben? Und aufgehört daran zu glauben, dass Träume wahr werden konnten, für sie und für Mitch und auch für ihre Mutter?
"Nein", flüsterte sie. Sie war nach Indian Rock gekommen, um Land zu kaufen und die schönste Wohnanlage der Welt zu bauen. Wenn das klappte, könnte sie mit dem Bonus Mitch und ihrer Mutter zu einem Neuanfang verhelfen. Und sie wäre in der Lage, sich selbstständig zu machen.
Aber Jesse würde sich nicht umstimmen lassen. Ihre Wünsche waren nichts als ein Kartenhaus, dazu verdammt, früher oder später einzustürzen.
Was für ein Spiel spielte sie?
Sah sie wirklich noch eine Chance, ihn zu überzeugen, oder wollte sie einfach nur mehr Zeit mit ihm verbringen?
Ihre Wangen brannten.
Die Waschmaschine beendete piepsend ihr Programm. Cheyenne nahm Jeans und T-Shirt heraus und warf sie in den Trockner. Eine Viertelstunde später saß sie hinter dem Haus, um ihr Haar in der Sonne trocknen zu lassen, als sie den Wagen ihrer Mutter hörte.
Dabei hatte Ayanna noch längst keinen Feierabend. War sie etwa gefeuert worden? Cheyenne brachte nicht die Energie auf, sich zu erheben und nachzufragen. Stattdessen blieb sie, wo wie war, und ließ den Blick über den Garten schweifen, der noch schlimmer aussah als der vor dem Haus. Die alte Reifenschaukel stand noch da, wo ihr Vater sie früher hingebaut hatte. Er hatte ihr so viel versprochen.
Ich passe auf dich auf, Prinzessin.
Du und ich und deine Mutter, wir suchen uns ein eigenes Haus in einer anderen Stadt, wo wir ganz von vorn anfangen können.
Nur einen Royal Flush, Prinzessin. Nur ein einziges Mal.
In derart trübe Gedanken versunken, umschlang Cheyenne ihre Beine mit den Armen und legte den Kopf auf die Knie. Hinter ihr öffnete sich die Fliegengittertür.
"Alles okay?", fragte Ayanna sanft.
"Das könnte ich dich auch fragen", erwiderte sie, ohne den Kopf zu heben.
"Ich mache nur Mittagspause." Cheyenne spürte, wie Ayanna sich neben sie auf die Treppenstufe setzte. Toller Geschäftswagen. Und die Rampe sieht auch klasse aus. Also, wo ist Mitch, und wieso herrscht hier insgesamt so eine schlechte Stimmung?"
"Wer behauptet das, insgesamt oder sonst wie?"
"Nun, du sitzt mitten am Tag im Bademantel auf der Treppe hinter dem Haus. Und schaust mich nicht an. Dein Bruder hat sich in seinem Zimmer verschanzt, spielt aber anscheinend kein Computerspiel. Die Atmosphäre hier ist so gespannt wie ein Drahtseil. Ich muss nicht erst die Seelsorge anrufen, um zu wissen, dass hier etwas nicht stimmt." Mit sanften Bewegungen strich Ayanna über Cheyennes Rücken. "Na komm, Kindchen. Was ist los?"
Erst jetzt drehte Cheyenne ihren Kopf, sodass sie ihrer Mutter ins Gesicht sehen konnte. Du hast so viel durchgemacht, Mom", sagte sie. .Dad. Mitchs Unfall. Pete, der abgehauen ist, als du ihn am meisten gebraucht hast. Wie schaffst du es, den Glauben an das Gute nicht zu verlieren? Wie schaffst du es, so optimistisch zu sein?"
"Natürlich bin ich auch mal niedergeschlagen", entgegnete Ayanna leise. "Aber es gibt so vieles, wofür ich dankbar sein kann. Mitch hätte bei dem Unfall getötet werden können. Und ich bin so stolz auf dich, dass du ganz ohne Hilfe das College geschafft und so eine großartige Stelle an Land gezogen hast."
"Dabei bin ich eine totale Hochstaplerin", stöhnte Cheyenne und presste das Gesicht wieder auf ihre Knie.
Leise lachend fuhr Ayanna fort, ihren Rücken zu streicheln. "Inwiefern, Liebes?"
"Du hast doch das Auto vor der Tür gesehen. Nigel hat es vorbeigebracht, zusammen mit einem Handy und einem neuen Computer. Er glaubt noch immer, dass ich das Land bekomme. Aber das stimmt nicht. Ich habe das alles unter Vorspiegelung falscher Tatsachen akzeptiert genauso wie mein Gehalt."
"Geschäfte sind immer spekulativ, Cheyenne. Und das gilt in deiner Branche noch mehr als in anderen. Mir kommt es so vor, als würde dich etwas anderes - oder jemand anders - beschäftigen."
Darauf antwortete Cheyenne nicht.
Ayanna stand auf, ging wortlos ins Haus. Wenige Minuten später kam sie wieder zurück und stupste Cheyenne so lange an, bis sie sich aufrecht hinsetzte. Ayanna hielt eine ramponierte Schuhschachtel in Händen.
"Was ist das?"
"Sieh selbst nach.« Sie legte die Schachtel in Cheyennes Schoß.
Vorsichtig hob Cheyenne den Deckel ab. In der Schachtel lagen die Fotos von Jesse, die sie während der Highschool gesammelt hatte. Ihr Mund wurde
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