So funktioniert die Wirtschaft
der den DreiÃigjährigen Krieg beendete und mehr als 300 Fürstentümer auf deutschem Gebiet anerkannte. Diese Klein- und Kleinststaaten erhoben ihre eigenen Zölle, sodass der Industrie in den deutschsprachigen Gebieten, anders als etwa der britischen,kein groÃer heimischer Absatzmarkt zur Verfügung stand. Der deutsche Ãkonom, Unternehmer und Diplomat Friedrich List (1789â1846) hatte beträchtlichen Anteil daran, dass Deutschland seinen Rückstand aufholte. Er war einerseits Freihändler, denn er trat entschieden dafür ein, die Zollschranken innerhalb Deutschlands einzureiÃen, damit die Industrie die Vorteile der Massenproduktion nutzen konnte. List hatte groÃen Anteil an der Gründung des Süddeutschen Zollvereins im Jahre 1828, der die Zölle zwischen Bayern und Württemberg abschaffte und 1834 in den deutschen Zollverein mündete. AuÃerdem trat List nachdrücklich und erfolgreich für den Bau von Eisenbahnen ein, die die überregionale Beschaffung von Rohstoffen für die Industrie und den überregionalen Absatz der Industriegüter erst richtig in Gang brachten.
Beispiel
Im Jahr 1819 gründete List in Frankfurt mit örtlichen Kaufleuten den Allgemeinen Deutschen Handels- und Gewerbeverein, der sich für den Abbau der innerdeutschen Zollgrenzen einsetzte und dafür eine groÃe Petition initiierte. Die Bundesversammlung erkannte den gesamtdeutschen Verein, den ersten deutschen Unternehmerverband der Neuzeit, nicht an und verwies die Unterzeichner der Petition an die Regenten der deutschen Einzelstaaten, die sich jedoch die Einmischung von auÃen verbaten. List fiel bei der Obrigkeit in Ungnade.
Gleichzeitig war List nach auÃen hin Protektionist. Deutschland sollte seine junge und noch wenig entwickelte Industrie durch Einfuhrzölle gegen die übermächtige englische Konkurrenz schützen. Das bedeutete zwar, dass die deutschen Abnehmer zunächst mehr für Industriegüter bezahlen mussten,als wenn man die englischen Waren zollfrei ins Land gelassen hätte. Da der deutschen Industrie ermöglicht wurde, im Inland mehr abzusetzen, konnte sie aber schlieÃlich die Kostenvorteile der Massenproduktion nutzen und konkurrenzfähig werden.
Wichtig
Freier Handel zwischen gleich weit (oder wenig) entwickelten Ländern nützt allen Beteiligten, denn er vergröÃert die Märkte und schafft so Möglichkeiten zur Arbeitsteilung und Massenproduktion. Freier Handel zwischen unterschiedlich entwickelten Ländern nützt v. a. den entwickelten Ländern und schadet oft den weniger entwickelten. Branchen mit hoher Wertschöpfung können sich dort in Konkurrenz mit Produkten aus den Industrieländern kaum entwickeln und behaupten.
Der Aufstieg der USA zur führenden Wirtschaftsmacht
List hatte seine Ideen v. a. in den USA entwickelt, wohin er sich zwischenzeitlich ins Exil geflüchtet hatte, weil er bei den Herrschern in Ungnade gefallen war. Die junge Nation, die sich gerade die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht England erkämpft hatte, arbeitete am Aufbau einer eigenen Industrie. Das hatten die Briten vorher zu verhindern gesucht.
Der erste Finanzminister, Alexander Hamilton, beschrieb 1791 die Industrialisierungsstrategie, die die Wirtschaftspolitik der USA bestimmen sollte. Kern waren Zölle auf Importe, die einerseits Einnahmen für den Ausbau von StraÃen und Kanälen hervorbringen, andererseits die Wettbewerbsposition der heimischen Industrie verbessern sollten. Junge Industrien sollten so lange Subventionen bekommen, bis sie wettbewerbsfähig waren. Infrastrukturausbau war wichtig, weildie Strategie groÃes Gewicht auf den internen Handel als Alternative zum für die USA wenig vorteilhaften Ãberseehandel legte.
Der Wirtschaftskrieg zwischen GroÃbritannien und dem napoleonischen Europa führte zu Handelsunterbrechungen auch für neutrale Länder wie die USA und schlieÃlich zum britisch-amerikanischen Krieg von 1812. Der internationale Handel kam praktisch zum Erliegen.
Beispiel
1804, als Baumwollspinnereien in England schon lange boomten, gab es Taussig (1910/1892) zufolge nur vier Baumwollfabriken in den USA. Die meisten Versuche, eine Textilindustrie zu etablieren, waren gescheitert. Wenige Jahre später, als die Importe aus England kriegsbedingt versiegt waren, zählte das Land Hunderte von Baumwollfabriken.
Das gab den Wirtschaftszweigen, deren
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