So funktioniert die Wirtschaft
Beteiligten?
Freier Handel ohne Zölle an den Grenzen und ohne sonstige Handelsschranken nutzt allen beteiligten Ländern. Das ist der Glaubenssatz, der dem Projekt der Europäischen Union ebenso zugrunde liegt wie der Welthandelsorganisation , die sich in jahrelangen internationalen Verhandlungsrunden um die Verringerung von Zöllen und anderen Handelshemmnissen bemüht. Der Glaubenssatz beschreibt die Interessenlage in den Industrieländern korrekt. Für diese ist freier Handel von überragender Bedeutung, egal ob untereinander oder mit den Entwicklungsländern.
Wichtig
Die Welthandelsorganisation (World Trade Organisation, WTO) ist eine zentrale Institution zur Regelung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Ihr Ziel ist die Förderung des Freihandels. Die Mitglieder verpflichten sich, Einfuhr- und Ausfuhrbeschränkungen abzubauen, Zölle nicht zu erhöhen, sondern immer weiter zu senken, und Handelserleichterungen für ein Land auch allen anderen Mitgliedsländern zu gewähren. Für Wirtschaftsräume wie die EU gilt im AuÃenverhältnis eine Ausnahme von dieser Regel.
Man stelle sich nur vor, innerhalb der Europäischen Union würden an den Landesgrenzen wieder hohe Zölle auf Industrieprodukte eingeführt. Ein weltweit führender deutscherHersteller von Etikettiermaschinen müsste seine Maschinen in Frankreich, Italien und anderen Ländern plötzlich viel teurer verkaufen. Konkurrenten in diesen Ländern würden ihm Marktanteile abnehmen. Die Produktion würde sinken. Dadurch stiegen die Kosten je produzierter Maschine, weil sich die festen Kosten von Gebäuden, Verwaltung und Entwicklung auf weniger Produkte verteilen lieÃen. Am Ende würden die französischen, italienischen und deutschen Hersteller von Etikettiermaschinen allesamt kleinere Serien für den heimischen Bedarf zu hohen Kosten produzieren.
Je nachdem, wie stark die Kosten steigen, kann das für Italien und Frankreich für sich genommen besser sein, als alle Etikettiermaschinen aus Deutschland zu importieren, denn immerhin fallen die Löhne und Gewinne im eigenen Land an. Aber dabei bleibt es nicht, denn Frankreich und Italien besitzen ja ebenfalls Produkte und Branchen, in denen ihre Unternehmen führend sind. So beliefert vielleicht ein italienischer Hersteller einen groÃen Teil der europäischen Autoindustrie mit bestimmten teuren Speziallacken. Wenn hohe Zölle eingeführt werden, ist eine solche Spezialisierung nicht mehr möglich und der Hersteller verliert einen groÃen Teil seines Umsatzes. Am Ende werden alle beteiligten Länder ärmer, weil sie die Vorteile der Spezialisierung und Massenproduktion nicht mehr im gleichen Umfang wie zuvor nutzen können.
Beispiel
Farbpigmente für bestimmte Autolacke werden weltweit nur von einer einzigen japanischen Firma hergestellt. Als diese Firma 2011 wegen der dortigen Erdbeben- und Atomkatastrophe nicht mehr produzieren konnte, spürten Autobauer weltweit den Engpass. Das zeigt das Ausmaà der Spezialisierung, das die globalisierte Warenwirtschaft ermöglicht.
Handelsbeschränkungen vermindern also die Möglichkeiten für die Nutzung von GröÃenvorteilen und Spezialisierung. Sie untergraben damit die Grundlage für den Wohlstand der Industrieländer und machen sie dadurch letztlich alle ärmer.
Wichtig
Unbeschränkter Handel über nationale Grenzen hinweg vergröÃert die Absatzmärkte. Das erlaubt Unternehmen, sich zu spezialisieren und in GroÃserienproduktion zu niedrigen Kosten eine Vielzahl von Produktvarianten herzustellen, die dem Bedarf der Unternehmenskunden und den Wünschen der Konsumenten genau entsprechen.
Doch die VerheiÃung, dass Freihandel allen beteiligten Ländern nützt, gilt nicht für den Handel zwischen Ländern auf unterschiedlicher Entwicklungsstufe. Abgesehen von wenigen kleinen Ländern und Stadtstaaten wie Hongkong oder Singapur hat in den letzten 500 Jahren kein rückständiges Land den Weg aus der Unterentwicklung durch Freihandel mit fortgeschrittenen Ländern gefunden â im Gegenteil. England wurde zur wirtschaftlichen und militärischen Weltmacht, indem es den freien Handel auÃer Kraft setzte und erst einmal dafür sorgte, dass es selbst eine leistungsfähige Industrie aufbaute, bevor ausländische Konkurrenten es beliefern durften. Jean-Baptist Colbert (1619â1683) in Frankreich
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