So funktioniert die Wirtschaft
Preise entsprechend niedrig. Entsprechend gering sind auch die erzielbaren Löhne.
Ist Afrika zur Armut verdammt?
Zu den wenigen Erfolgsgeschichten gehören China und Indien, die seit dem ausgehenden 20. Jhd. durchgängig hohe Einkommenssteigerungen erreicht haben, wenn auch von extrem niedrigen Niveaus aus. Diese Länder besitzen wegen ihrer Milliardenbevölkerungen einen riesigen einheimischenMarkt, wodurch ihre von ausländischer Konkurrenz geschützten Unternehmen die Vorteile der Massenproduktion nutzen konnten. Vor allem China hat es zu groÃer Meisterschaft darin gebracht, sich von ausländischen Anbietern den Zugang zum groÃen chinesischen Markt durch die Abgabe von technischem Know-how bezahlen zu lassen. Auch hat die Regierung meist darauf bestanden, dass Industrieprodukte, die ausländische Firmen in China verkaufen dürfen, in gemeinsamen Werken mit chinesischen Partnern im Inland gefertigt werden. Dadurch drang China schnell in immer anspruchsvollere Produktionszweige vor. So stellte das Land 2011 in Paris das erste selbst entwickelte Linienflugzeug vor.
Hohe Hürden für gemeinsame Märkte im Süden
Weniger bevölkerungsreiche Länder, wie die in Afrika oder Lateinamerika, wären darauf angewiesen, dem Beispiel der Europäischen Union oder der damaligen deutschen Kleinstaaten und Fürstentümer zu folgen und durch Zollunionen untereinander gröÃere Märkte zu schaffen, auf denen ihre Industrie sich entwickeln könnte â nach dem Prinzip von Friedrich List: freier Handel von Ländern auf einer ähnlichen industriellen Entwicklungsstufe, Schutz vor Konkurrenz aus fortgeschritteneren Staaten. Die Bemühungen zur Schaffung regionaler Freihandelszonen des Südens sind jedoch meist nicht besonders weit gediehen. Dazu hat beigetragen, dass die USA und Europa im eigenen Interesse solche Initiativen erschweren, indem sie bevorzugt bilaterale Freihandelsabkommen miteinzelnen Entwicklungsländern abschlieÃen. Ein einzelnes Land bekommt dabei mit seinen Agrarprodukten oder Rohstoffen zollfreien Zugang zum groÃen Markt der USA oder der EU und lässt dafür im Gegenzug Industriewaren von dort zollfrei oder zu geringeren Zöllen ins Land. Wer ein solches Abkommen abschlieÃt, kann nicht gleichzeitig Mitglied einer regionalen Freihandelszone sein, die an ihren AuÃengrenzen Zölle auf Importwaren erhebt.
Afrika ist reich an Rohstoffen. Eine erfolgversprechende Methode, verarbeitendes Gewerbe zu etablieren, bestünde darin, dafür zu sorgen, dass diese Rohstoffe im Land verarbeitet und erst dann exportiert werden. So machte es England mit seiner Wolle und schuf so die Basis für den späteren Wohlstand des Landes. Doch derartige MaÃnahmen, die einheimische Abnehmer von Rohstoffen gegenüber ausländischen bevorzugen, widersprechen den Regeln der Welthandelsorganisation und der meisten bilateralen Handelsabkommen.
Beispiel
Im Juli 2011 verurteilte ein Schiedsgericht der Welthandelsorganisation (WTO) China wegen Beschränkungen der Ausfuhr von seltenen Erden. Diese Rohstoffe, von denen China weltweit die gröÃten Vorkommen hat, sind wichtige Bestandteile vieler elektrischer und elektronischer Geräte, wie z. B. Generatoren, Hybridmotoren und LCD-Bildschirme.
Eine bessere Industriepolitik ist nötig
Wenn die afrikanischen Länder eine Industrie aufbauen und so der bitteren Armut entfliehen wollen, müssen sie anders vorgehen. Seit der chinesische Ãkonom Justin Yifu Lin 2008Chefvolkswirt der Weltbank wurde, wird dort ernsthaft an der Entwicklung von Industrialisierungsstrategien für arme Länder gearbeitet. Dieser Ansatz war bei Ãkonomen gänzlich aus der Mode gekommen, nachdem viele Industrialisierungsversuche in den 1960/70er-Jahren kläglich gescheitert waren, etwa der Versuch, eine Automobilindustrie in Zaire aufzubauen. Doch der Fehler war damals nicht, dass der Staat versuchte, Industrien zu fördern und anzusiedeln, so Lin (2011). Er bestand vielmehr darin, dass die Länder sich gleich die fortgeschrittensten Industrien vornahmen und damit in Konkurrenz zu den reichsten Ländern der Welt traten, die eine ganz andere Wirtschaftsstruktur aufwiesen. In dieser Konkurrenz konnten sie nicht bestehen. Stattdessen sollten die armen Länder Industrien ausfindig machen, ansiedeln und fördern, die sich in ähnlichen, aber etwas weiter fortgeschrittenen Ländern längere
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