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So funktioniert die Wirtschaft

So funktioniert die Wirtschaft

Titel: So funktioniert die Wirtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Haering
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der die Geldscheine gedruckt hatte, eintauschen zu können. Es waren also Schuldscheine. Ein solches System heißt Goldstandard. Im reinen Goldstandard gibt es keinen nennenswerten Geldschöpfungsgewinn. Den Gewinn macht der, dem das Gold gehört, in Höhe der Differenz zwischen den Gewinnungskosten und dem Wert des Goldes.
    Wichtig
    Goldstandard heißen Währungssysteme, bei denen das umlaufende Papiergeld voll (reiner Goldstandard) oder teilweise durch Goldreserven der Geld ausgebenden Stelle (Banken oder Staat) gedeckt ist. Die Scheine tragen das Versprechen, dem Besitzer auf Verlangen Gold zu einem festen Kurs auszuhändigen.
    Beispiel
    Das Währungssystem der Nachkriegszeit bis Anfang der 1970er-Jahre war ein modifiziertes Goldstandard-System. Alle teilnehmenden Währungen hatten einen festen (aber im Einvernehmen änderbaren) Wechselkurs zum Dollar. Die US-Regierung versprach den Dollar jederzeit zu einem festen Kurs gegen Gold einzutauschen, wenn eine andere Zentralbank dies verlangte. Genau das taten die Franzosen, als die USA zur Finanzierung ihrer Kriege so viel Dollar in Umlauf brachten, dass die Golddeckung unglaubwürdig wurde. Die US-Regierung widerrief schließlich ihr Goldeinlösungsversprechen und das System brach zusammen.
    Der Goldstandard hat heute noch in Fachkreisen eine gewisse Anhängerschaft, weil man sich davon verspricht, dass die Geldschöpfung begrenzt und so Inflation zuverlässig vermieden wird. Dem steht ein großer Nachteil gegenüber: Geldpolitik als Mittel der Konjunktursteuerung ist hier nicht möglich. Die Zentralbank kann nicht einfach mehr Geld drucken, wenn es zu einer Wirtschaftskrise kommt. Deshalb haben sich vor und während der großen Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre alle Länder vom reinen Goldstandard verabschiedet.
    Die heutigen Geldscheine, ob US-Dollar, Euro, Pfund oder Franken, sind durch nichts gedeckt. Sie erhalten ihren Wert dadurch, dass sie als Zahlungsmittel akzeptiert werden. Das ist gesetzlich abgesichert. Der Staat verspricht, die bunten Scheine zur Begleichung der Steuerschuld zu akzeptieren, und er hat verfügt, dass jeder, der etwas zum Kauf anbietet, die Geldscheine (und Münzen) zur Bezahlung akzeptieren muss – sie sind gesetzliches Zahlungsmittel. Die Zentralbanken der USA, des Euroraums und der Schweiz (weniger die britische) besitzen zwar aus früheren Zeiten hohe Goldreserven. Diese haben heute aber keine währungspolitische Funktion mehr.
    Das meiste Geld ist Buchgeld
    Die vordergründige Aussage „Geld sind Geldscheine, also Bargeld“ ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit, sondern nur ein Bruchteil davon. Geld ist alles, womit man bezahlen und seine Schulden begleichen kann. Mit Bargeld bezahlen wir heutzutage nur noch einen kleinen Teil dessen, was wir kaufen und mieten. Die Zeiten, in denen die Arbeiter von ihrem Arbeitgeber alle zwei Wochen eine Lohntüte mit Bargeld bekamen, sind lange vorbei. Heute wird das Geld auf unser Bankkonto überwiesen. Daraus erhält der Vermieter per Überweisung seine Miete, die Versicherung ihre Prämie und der Autohändler den Kaufpreis, ohne dass ein einziger Geldschein den Besitzer wechselt. Das Finanzamt erhält die Lohnsteuervorauszahlung direkt vom Arbeitgeber per Banküberweisung. Alles, was wir per Kreditkarte oder mit einer anderen Karte auf elektronischem Wege bezahlen, wird letztlich von unserem Bankkonto abgebucht und auf ein anderes Bankkonto gebucht, ohne dass ein einziger Geldschein gebraucht wird.
    Was den Besitzer wechselt, ist lediglich ein in Computerspeichern eingetragenes Recht, Geldscheine zu erhalten. Dieses Recht wird nur für einen Bruchteil der Bankguthaben, die auf diese Weise laufend den Besitzer wechseln, je ausgeübt.
    Wichtig
    Buchgeld (auch Bankengeld oder Giralgeld genannt) sind Bankguthaben, mit denen man seine Zahlungsverpflichtungen per Überweisung, Lastschrift, Scheck oder Karte bargeldlos bezahlen kann. Banken schaffen Buchgeld, indem sie ihren Kunden Kredit geben. Sie bekommen Zinsen für Geld, das sie mit ein paar Computerbefehlen selbst geschaffen haben. Darin besteht ihr Geldschöpfungsgewinn.
    Der Staat, der über die Notenbank die Geldscheine druckt, die in Umlauf kommen, erhält den Geldschöpfungsgewinn also nur auf einen Bruchteil des Geldes, nämlich auf jenen, der als Bargeld im Umlauf ist.
    Wer aber schafft den großen Rest des Geldes? Und wer verdient

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