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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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gedruckt.
    »Keine Drogen.«
    »Alles klar.«
    Der Mann bedachte ihn mit einem langen, traurigen Blick und fragte dann mit sanfterer Stimme: »Sie okay?«
    »Ja, ich bin okay.«
    Der Mann nickte. »Verrückt. Verrückt heute. Warum machen das? Verrückt, oder?«
    »Ja, verrückt.«
    Ronnie wandte sich ab, ging zu seinem Schließfach und öffnete es. Es war tiefer, als er gedacht hatte. Er schob sein Päckchen hinein, sah sich vorsichtig um, schloss die Tür und drehte den Schlüssel um. Dann kam ihm ein Gedanke, und er ging noch einmal zur Theke. Nachdem er für eine halbe Stunde Internet bezahlt hatte, setzte er sich an ein Terminal und loggte sich bei Hotmail ein.
    Fünf Minuten später war alles erledigt. Er hatte einen neuen Namen und eine neue E-Mail-Adresse. Damit begann sein neues Leben.
    Jetzt merkte er endlich, wie hungrig er war. Er verließ den Laden und machte sich auf die Suche nach einem Burger, Fritten und einer Gewürzgurke. Plötzlich verspürte er wahren Heißhunger auf eine Gewürzgurke. Und gebratene Zwiebeln. Ketchup. Mit allem Drum und Dran. Und eine Cola.
    Champagner würde es später geben.
    56
    OKTOBER 2007 »Herein«, antwortete Alison Vosper auf sein Klopfen hin.
    Cassian Pewe hatte sich für dieses Gespräch sorgfältig gekleidet: sein elegantester blauer Anzug, das beste weiße Hemd, seine Lieblingskrawatte mit blassblauen und weißen geometrischen Mustern. Außerdem hatte er so viel Eternity aufgesprüht, dass er roch, als hätte man ihn darin mariniert.
    Man spürte immer, wenn man sich mit jemandem auf Anhieb verstand, und bei Pewe und Assistant Chief Constable Vosper war dies der Fall gewesen. Sie hatten sich im Januar auf einer Konferenz der Metropolitan Police kennengelernt, bei der es um Terrorismusbekämpfung und die islamische Bedrohung britischer Städte ging. Da war so ein erotisches Kribbeln zwischen ihnen gewesen. Als sie seine Versetzung nach Sussex – und damit auch seine Beförderung zum Detective Superintendent – so begeistert und aktiv betrieb, hatte es ihn in der Annahme bestätigt, dass sie auch außerplanmäßige Aktivitäten im Sinn hatte.
    Kein Wunder, er wusste genau, wie sehr er auf Frauen wirkte. In seiner bisherigen Karriere hatte er sich immer auf mächtige Frauen konzentriert. Nicht alle waren zugänglich; in der Tat war er auf einige getroffen, die härter waren als ihre männlichen Kollegen. Die meisten aber waren ganz normale Frauen, intelligent und stark, aber auch verletzlich. Man musste nur die richtigen Knöpfe betätigen.
    Daher war er umso überraschter, als ihn Alison Vosper äußerst kühl empfing.
    »Setzen Sie sich«, sagte sie, ohne von den Papieren auf ihrem Schreibtisch aufzublicken. Kein Lächeln brachte die eisige Miene zum Tauen. Sie thronte hinter ihrem riesigen Schreibtisch aus Rosenholz und las ungerührt einen Artikel im Guardian, wobei sie ihre elegant manikürte Hand warnend gehoben hatte.
    Er ließ sich in den schwarzen Ledersessel sinken. Obwohl es schon vier Monate her war, dass sein Taxi mit einem gestohlenen Lieferwagen zusammengeprallt war und er sich das Bein an vier Stellen gebrochen hatte, konnte er noch immer nicht lange ohne Schmerzen stehen. Das behielt er tunlichst für sich, da er seine Karrierechancen nicht dadurch gefährden wollte, dass man ihn zum Invaliden stempelte.
    Alison Vosper las weiter. Pewe betrachtete die gerahmten Fotos ihres Ehemanns, eines stämmigen Polizeibeamten mit rasiertem Kopf, der etliche Jahre älter war als sie, und ihrer Kinder, zwei Jungen in Schuluniform und mit blöder Brille.
    An der Wand hingen mehrere gerahmte Urkunden, die ihren Namen trugen, und einige alte Ansichten von Brighton – die Rennbahn und der längst verschwundene Kettenpier.
    Das Telefon klingelte. Sie warf einen Blick auf das Display, nahm ab und knurrte: »Bin in einer Besprechung, ich melde mich.« Sie legte auf und las weiter. »Und, wie kommen Sie zurecht?«, fragte sie unvermittelt.
    »Bisher läuft es gut.«
    Sie schaute auf, und er versuchte, Augenkontakt zu halten, doch schon wanderte ihr Blick zu einem anderen Bereich des Schreibtischs. Sie griff nach einem Stapel Unterlagen und schien etwas darin zu suchen. »Wie ich hörte, hat man Sie den ungelösten Fällen zugeteilt.« »Ja.«
    Sie trug eine kurze, eng anliegende Jacke und eine weiße Bluse mit Stehkragen, die am Hals mit einer Opalbrosche geschlossen war. Ihre Brüste, von denen er schon geträumt hatte, wirkten darin flach. Jetzt schaute sie ihn

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