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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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lächelnd an, ein langes, beinahe aufreizendes Lächeln.
    Pewe schmolz dahin. Dann suchte sie wieder in ihren Papieren.
    Sie hatte etwas Duftiges an sich. War nicht schön, aber ungeheuer attraktiv. Seidige weiße Haut, auf der selbst die winzige Warze, die über den Kragen der Bluse lugte, anziehend wirkte. Ihr Zitrusparfüm ließ Feuerwerksraketen in seinem Bauch aufsteigen. Sie wirkte rein, stark und selbstbewusst. Am liebsten wäre er um den Tisch gegangen, hätte ihr die Kleider vom Leib gerissen und sich mit ihr auf dem Teppichboden gewälzt.
    Diese Vorstellung erregte ihn ungemein.
    Und sie schaute noch immer auf ihren Schreibtisch und suchte in den verdammten Papieren!
    »Es ist schön, Sie wiederzusehen«, sagte er sanft und legte danach eine erwartungsvolle Pause ein. Empfand sie wie er? War sie nur schüchtern? Vielleicht wollte sie ihn auf einen Drink einladen, damit sie gemütlich und in Ruhe miteinander sprechen konnten.
    Natürlich könnte er sie auch in seine Wohnung am Yachthafen bitten, die hatte einen ziemlich coolen Ausblick.
    Vosper studierte wieder den Guardian.
    »Suchen Sie etwas? Steht etwas über die Kripo darin?«
    »Nein«, erwiderte sie abweisend. »Ich will mich nur auf den neuesten Stand bringen.« Sie fuhr fort, ohne aufzublicken: »Ich nehme an, Sie werden zunächst prüfen, wie viele ungelöste Fälle wir überhaupt haben.«
    »Na ja, sicher, absolut.«
    »Morde, verdächtige Todesfälle, Langzeitvermisste? Andere unaufgeklärte Kapitalverbrechen?«
    »Alle.«
    Jetzt überflog sie die Titelseite des Telegraph.
    Pewe schaute sie verunsichert an. Eine unsichtbare Wand schien zwischen ihnen zu stehen, und er wusste nicht, wie er reagieren sollte. »Ahm, ich wüsste gern, ob ich inoffiziell mit Ihnen sprechen kann.«
    »Nur zu.« Sie blätterte rasch die Zeitung durch.
    »Ich soll an Roy Grace berichten, aber da gibt es gewisse Vorbehalte meinerseits.«
    Jetzt genoss er ihre volle Aufmerksamkeit. »Weiter.«
    »Sicher haben Sie von seiner vermissten Frau gehört.«
    »Mit diesem Wissen muss die gesamte Polizei seit neun Jahren leben«, erwiderte Vosper.
    »Ich habe gestern Abend mit den Eltern der Frau gesprochen. Sie sind tief besorgt, weil die Sussex Police ihrer Ansicht nach keine neutrale Ermittlung durchgeführt hat.«
    »Könnten Sie das etwas präzisieren?«
    »Selbstverständlich. Es geht um Folgendes. Roy selbst hat damals die Ermittlungen geleitet. Das erscheint mir nicht richtig. Ich will damit sagen, so etwas wäre bei der Met nicht passiert.«
    »Und worauf wollen Sie hinaus?«
    »Nun ja«, erklärte Pewe salbungsvoll, »die Eltern sind sehr unglücklich deswegen. Ihren Worten konnte ich entnehmen, dass sie befürchten, Roy habe etwas zu verbergen.«
    Vosper schaute ihn an. »Und was glauben Sie?«
    »Ich möchte Sie um die Erlaubnis bitten, diesem Fall absoluten Vorrang einzuräumen. Nachzuhaken. Nach eigenem Gutdünken Ermittlungen einzuleiten, die ich für erforderlich halte.«
    »Stattgegeben«, sagte sie. Dann wandte sie sich wieder ihrer Zeitung zu und entließ ihn mit einer Bewegung der Hand, an der sie Ehering und Diamantsolitär trug.
    Als Pewe sich erhob, war seine Erektion verschwunden. Dafür spürte er eine völlig neue Erregung.
    57
    OKTOBER 2007 Beleuchtung und Ventilator schienen seit Stunden eingeschaltet zu sein. In dem winzigen, fensterlosen Raum hatte Abby ihr Zeitgefühl verloren. Sie wusste nicht, ob es Nacht oder schon Morgen war. Ihr Mund und ihre Kehle waren ausgedörrt, sie hatte einen Wahnsinnshunger, und ihr ganzer Körper war taub oder schmerzte von den Fesseln.
    Der ständige Luftzug ließ sie vor Kälte zittern. Sie musste sich dringend die Nase putzen, die verstopft war, wodurch ihr das Atmen immer schwerer fiel. Durch den Mund bekam sie gar keine Luft, und während sie schneller und schneller atmete, spürte sie eine Panikattacke aufsteigen.
    Sie versuchte, ihren Atem zu verlangsamen, um sich zu beruhigen. Ihr war, als hätte sie ihren Körper verlassen, als wäre sie tot und schwebte über ihm in der Luft. Als wäre der nackte, mit Klebeband gefesselte Mensch nicht sie selbst.
    Sie war tot.
    Ihr Herz hämmerte. Sie wollte etwas sagen und hörte den gedämpften Ton in ihrem Mund. Ich lebe noch. Ich kann mein Herz spüren.
    Ein eisernes Band schien sich um ihren Schädel, ihr Gehirn zu legen. Ihr Körper war feuchtkalt, sie konnte nicht mehr klar sehen. Dann begann sie unkontrolliert zu zittern. Kalter Schweiß brach ihr aus, als der Gedanke

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