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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sie wie ein Hammerschlag traf.
    Wenn er nun einfach weggegangen war?
    Sie hier sterben ließ …
    Zu Beginn ihrer Bekanntschaft hatte sie gedacht, dass seine Gewaltbereitschaft genau wie bei Dave reines Imponiergehabe sei, um mit den Gangsterfreunden mitzuhalten. Doch eines Abends hatte er in seiner Wohnung eine Spinne in der Badewanne erwischt und ihre Beine nacheinander mit einem Feuerzeug abgebrannt. Danach hatte er sie in ein Einmachglas gesetzt und ihrem Schicksal überlassen.
    Die Vorstellung, er könnte ihr etwas Ähnliches antun, ließ sie mit neuer Kraft gegen die Fesseln ankämpfen. Ihre Panik wuchs.
    Konzentriere dich.
    Es ist nur eine Panikattacke. Du stürzt nicht. Du befindest dich in deinem Körper. Sprich die Worte.
    Sie atmete ein und aus. Ich bin Abby Dawson, sagte sie in Gedanken. Mir geht es gut. Das ist nur eine verrückte chemische Reaktion. Mir geht es gut, ich befinde mich in meinem Körper, ich bin nicht tot, und es geht vorbei.
    Sie versuchte, sich auf die einzelnen Fesseln zu konzentrieren, und begann mit der um ihre Stirn. Ihr Hals schmerzte immer mehr, weil ihr Kopf so weit zurückgezogen wurde. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte ihn keinen Zentimeter bewegen.
    Dann versuchte sie es mit ihren Händen, die auf die Oberschenkel geklebt waren. Die Finger waren gespreizt und einzeln befestigt, damit sie nichts ergreifen konnte. Sie wollte die Beine heben, doch die waren so fest miteinander verklebt, als steckten sie in einem Gipsverband. Nichts gab nach. Keine lockere Stelle.
    Woher kannte er sich so gut mit Fesseln aus? Oder war es eine Naturbegabung? Hatte er dabei gelächelt?
    Ganz bestimmt.
    Sie konnte es ihm kaum verdenken.
    Plötzlich wünschte sie sich verzweifelt, sie hätte sich nie darauf eingelassen. Sie war nicht stark genug. Nicht klug genug. Wie hatte sie nur glauben können, dass der Plan funktionieren würde? Wie hatte sie so dumm sein können?
    Ein Scheppern riss sie aus ihren Gedanken, dann quietschten wieder Gummisohlen, und ein Schatten trat durch die Tür. Ricky schaute auf sie herunter, in einer Hand eine große Plastiktüte aus dem Supermarkt, in der anderen einen weißen Kaffeebecher. Sie roch das Aroma. Einfach herrlich.
    »Ich hoffe, du hast gut geschlafen, Abby. Du sollst heute frisch sein. Wie sieht es aus?«
    Sie stöhnte leise.
    »Das mit dem Klebeband tut mir leid, aber die Wände hier drinnen sind nicht besonders dick. Du verstehst, dass ich kein Risiko eingehen kann. Na ja, das Bett war vielleicht ein bisschen hart. Aber die Position ist gut für die Haltung. Gerader Rücken. Hat dir schon mal jemand gesagt, wie wichtig eine gute Haltung ist?«
    Keine Antwort.
    »Das Wort Haltung kommt sicher nicht in deinem Vokabular vor.« Er stellte die Plastiktüte auf den Boden. Wieder ein Scheppern, gefolgt von metallischem Klirren.
    »Ich habe dir ein paar Sachen mitgebracht. Ehrlich gesagt, habe ich noch nie jemanden gefoltert. Das kenne ich nur aus Filmen. Aus Büchern.«
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    »Eigentlich muss ich dir nicht unbedingt wehtun. Es reicht, wenn du mir sagst, wo sie sind. Du hast mir meinen ganzen Vorrat gestohlen.«
    Sie schwieg. Zitterte.
    Er hob die Tüte hoch und schüttelte sie geräuschvoll. »Ich habe verschiedene ziemlich primitive Sachen hier drin. Da wäre ein Elektrobohrer, der mühelos durch deine Kniescheibe dringt. Ein kleiner Hammer und ein Päckchen Nadeln. Die passen genau unter deine Fingernägel. Eine Zange für die Zähne. Wir könnten natürlich auch ein bisschen Kultur zeigen.«
    Er holte einen schwarzen iPod aus der Tasche und hielt ihn ihr vors Gesicht. »Musik. Hör mal.«
    Er setzte ihr die Kopfhörer auf, schaute aufs Display und drückte den Startknopf. Dann drehte er die Lautstärke auf.
    Abby hörte ein Lied, das sie erkannte, dessen Titel ihr aber nicht auf Anhieb einfiel.
    »›Fool for love‹«, half Ricky nach. »Wie für mich geschrieben, was?«
    Sie schaute ihn an, fassungslos vor Entsetzen. Welche Reaktion erwartete er? Sie versuchte, ihre Angst nicht zu zeigen.
    »Ich mag die Platte. Du auch? Denk dran, Augen rechts heißt ja, Augen links heißt nein.«
    Sie bewegte die Augen nach rechts.
    »Gut, jetzt sind wir auf dem richtigen Weg! Hast du sie hier oder woanders? Augenblick, wie formuliere ich das am besten? Befinden sie sich hier in dieser Wohnung?«
    Sie bewegte die Augen nach links.
    »Okay, also woanders. In Brighton?«
    Augen rechts.
    »In einem Schließfach?«
    Wieder wanderten ihre Augen

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