So heiß wie der Wuestenwind
weiter. Dir ist es doch egal, wie ich mich nach diesen erschreckenden Neuigkeiten fühle. Es geht dir doch nur darum, deinen Plan durchzuziehen.“
„Ich bin gerne bereit, mir das anzuhören. Aber wir müssen auch unsere gemeinsame Zukunft planen.“
Sie wurde ernst. „Kamal, es gibt keine gemeinsame Zukunft für uns. Unsere Heimatländer müssen sich etwas anderes ausdenken, um Frieden zu bekommen. Ich werde dich garantiert niemals heiraten, weder aus politischen noch aus sonstigen Gründen.“
Seine gute Laune war schlagartig verschwunden. Ja, sie hatte sich wirklich verändert. Aber doch nicht zum Besseren, wie er vorschnell geglaubt hatte. Sie war jetzt eine rachsüchtige Hyäne und ohne mit der Wimper zu zucken bereit, zwei Länder ins Chaos zu stürzen, nur um ihm etwas heimzuzahlen.
Wütend richtete er sich auf. „Ich habe den gleichen Fehler gemacht wie früher. Ich war so nett und zuvorkommend zu dir, dass du glaubtest, du hättest irgendeine Bedeutung. Aber in Wahrheit hast du immer nur einem Zweck gedient. Der Unterschied ist, dass es diesmal ein wirklich wichtiger Zweck ist. Daran führt für dich kein Weg vorbei. Um es ganz klar zu sagen: Deine Gefühle, deine Vergangenheit und deine Zukunft zählen überhaupt nicht. Du zählst nicht. Du bist völlig bedeutungslos.“
3. KAPITEL
Aliyah ließ die Gabel fallen. Scheppernd landete sie auf ihrem Teller.
Sie musste an jenen verhängnisvollen Tag vor sieben Jahren zurückdenken, als es hieß, für immer Abschied zu nehmen. Es war auch hier gewesen, hier in seiner Villa. Sie hatte seinen Kammerdiener förmlich angebettelt, hier auf ihn warten zu dürfen. Zitternd war sie die Treppe zu seinem Schlafzimmer hinaufgegangen. Dann, als er kam, hatte sie ihr letztes bisschen Stolz hinuntergeschluckt. Sein Gesicht, als er seine harschen Abschiedsworte sprach, war genauso kalt, erbarmungslos und voller Abscheu gewesen wie in diesem Moment.
Ich bin nicht wachsam genug gewesen, schoss es ihr durch den Kopf. Ich habe mich von ihm einlullen lassen. Er hat mich bewundernd angesehen, hat über meine Sprüche gelacht, und im Stillen ist in mir die Hoffnung aufgekeimt, er könnte sich innerlich geändert haben. Aber nein, er ist ganz der Alte geblieben. Ein Mann, der andere Menschen manipuliert. Er wollte mir auf die sanfte Tour seinen Willen aufzwingen, aber jetzt, wo das nicht geklappt hat, zeigt er wieder sein wahres Ich.
Er beugte sich nach vorne, und das Mondlicht fiel auf sein markantes, strenges Gesicht.
Als er sprach, klang seine Stimme kalt wie Eis: „Das wäre also klargestellt. Und jetzt zum nächsten Punkt. Die Heirat findet statt, das ist nicht verhandelbar. Ich habe dich nur herbeordert, damit wir die Modalitäten unseres Geschäfts klären.“
Aufgebracht schnappte sie nach Luft. „Geschäft, ja, das ist das richtige Wort. Eine feindliche Übernahme im Geschäftsleben ist für dich genau das Gleiche wie diese sogenannte Heirat. Da gibt es überhaupt keinen Unterschied für dich.“
Ganz ruhig und selbstsicher lehnte er sich wieder zurück. „‚Feindliche Übernahme‘ trifft es in der Tat ganz gut. Du bist feindlich, also, sagen wir, feindselig … und ich übernehme.“
„Das stimmt nur zur Hälfte. Natürlich bin ich feindselig, und ich habe allen Grund dazu. Mal ganz davon abgesehen, dass du, mein lieber zukünftiger König, auch nicht gerade ein Ausbund an Freundlichkeit bist. Und was das Übernehmen angeht, daraus wird nichts.“
Wieder beugte er sich nach vorn, wahrscheinlich damit sie die Abscheu in seinen Augen sehen konnte. „Glaub doch nicht, dass mir das Spaß macht oder dass ich wild darauf bin, dich zu heiraten. Das Gegenteil ist der Fall. Jetzt mach es uns nicht noch schwerer. Sag mir einfach, was deine Bedingungen sind.“
Das war sein typisches altes Ich, aggressiv und herrisch. Aber diesmal würde sie sich nicht unterbuttern lassen.
„Vielleicht wirst du auf deine alten Tage etwas schwerhörig. Ich habe doch laut und deutlich gesagt, dass daraus nichts wird, unter keinen Umständen. Aber für begriffsstutzige Gesprächspartner bin ich auch gerne bereit, es in ihre Muttersprache zu übersetzen. Mafee sufquh .“
„ Lell assaf, es’sufquh mafee menha maffar . Oder, falls du deine Muttersprache nicht mehr so gut beherrschst: Leider gibt es in dieser Sache kein Hintertürchen.“
„Jetzt komm mir nicht so. Ich fühle mich ebenso als Amerikanerin wie als Frau aus Zohayd. Wirf mir also nicht vor, dass ich meine Wurzeln
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