So heissbluetig kuesst nur einer
Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Sie wollte sich nicht vollends blamieren.
„Tut mir leid, dass ich dein Sakko ruiniert habe“, sagte sie, als sie den Ausgang erreichten.
Seth lachte. „Ich glaube dir kein Wort. Schwamm drüber, es war sowieso nicht mein Lieblingsjackett.“
Sie überquerte den Parkplatz mit ihm, weil sie keine Ahnung hatte, wie sie aus der Nummer herauskommen sollte. Außerdem bewegte Seth sich mit einer Selbstsicherheit, gegen die man nicht ankam. Da war es einfacher, mitzugehen. Er hatte sich eine Sonnenbrille aufgesetzt. Also konnte sie nicht mehr in seinen Augen lesen. Auch Lena hätte sich ihre Sonnenbrille längst aufgesetzt, wenn ihre Hände nicht völlig verkrampft gewesen wären. Wie sollte sie so die Handtasche aufbekommen?
„Da wären wir.“ Seth blieb vor einem makellos sauber glänzenden schwarzen Wagen stehen. Es handelte sich nicht um einen tief gelegten Angebersportwagen mit ultramoderner Stereoanlage, wie ihn die meisten Rugbystars bevorzugten, sondern um eine elegante, höchst komfortable Limousine. „Bist du so weit, Lena?“
Sie räusperte sich. „Nein, bin ich nicht. Das war alles viel zu … Lassen wir das mit dem Abendessen. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren war“, fügte sie unsicher hinzu. „Ich war einfach …“
„Herausfordernd?“
„Ja, genau.“ Sie hatte ihn herausgefordert, und nun hatte sie Angst vor der eigenen Courage bekommen.
„Dumm“, berichtigte sie und mied seinen Blick. „Tut mir leid, dass du extra noch mal hergekommen bist, aber ich nehme lieber den Bus.“
„Kommt nicht infrage.“ Er lächelte harmlos. Jedenfalls sah es so aus. Durch die dunklen Gläser konnte sie ja nichts erkennen. „Ich kann dich doch wenigstens nach Hause fahren.“
Der gibt aber schnell auf, dachte Lena enttäuscht. Offenbar hatte sie die Situation völlig missverstanden. Seth interessierte sich gar nicht für sie. „Danke, aber ich nehme den Bus.“
„Es wäre aber einfacher, wenn ich dich fahren würde. Ich muss sowieso durch die Stadt.“ Wieder dieses freundliche Lächeln.
Während sie noch zögerte, entriegelte er die Türen. Plötzlich kam es Lena lächerlich vor, sein Angebot auszuschlagen. Ihr Verhalten war albern und unhöflich. Was sollte er denn von ihr halten? Sie gab sich einen Ruck. „Also gut. Tut mir wirklich leid, dass du meinetwegen deine Zeit vertrödelst.“
Noch mehr tat es ihr leid, nicht den Mut zu haben, die Verabredung abzusagen. Sie ließ sich auf den weichen Ledersitz gleiten, schloss die Tür und Seth fuhr los. Der Motor schnurrte so leise, dass man ihn kaum hörte.
„Ich bin enttäuscht“, meinte Seth. „Ich hatte mich schon so darauf gefreut, etwas Frisches für dich zuzubereiten.“
Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch. Dabei war die Bemerkung doch ganz unverfänglich, oder? „Du hast mich leider auf dem falschen Fuß erwischt“, erklärte sie. „Ich muss mit meinen Gedanken ganz woanders gewesen sein.“
„Jetzt bin ich erst recht enttäuscht.“ Er verzog den Mund zu einem Lächeln. „Ich dachte, ich hätte endlich eine Frau gefunden, die es mit mir aufnehmen kann. Deshalb war ich schon ganz aus dem Häuschen.“
Das klang jetzt aber doch anzüglich. Heiße Bilder tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Bilder von Lust und Erfüllung bis zur gegenseitigen Erschöpfung. „Wir sollten vergessen, was heute Nachmittag geschehen ist“, schlug sie undeutlich vor.
„Auf gar keinen Fall!“ Seth lachte laut. „Das könnte ich auch gar nicht. Außerdem muss ich mich bei dir entschuldigen, und du schuldest mir ein Sakko.“
Musste er unbedingt so sexy lachen? „Schick mir die Rechnung fürs Sakko. Und du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Deine Unterstellungen waren unter den gegebenen Umständen durchaus verständlich.“
Er grinste breit, obwohl es dazu gar keinen Grund gab, denn Lena neckte ihn ja nicht, sondern versuchte, ihm möglichst höflich eine Abfuhr zu erteilen.
„Ich entschuldige mich trotzdem“, sagte er. „Und was das Sakko betrifft, deine Zeit wäre mir lieber als dein Geld.“
Sehr raffiniert! Dazu dieser sexy Blick – dagegen war Lena machtlos. Sie schmolz schon wieder förmlich dahin. Das war einfach verrückt. Wie machte er das nur? Ein Blick, ein sexy Lächeln, und sie lag ihm praktisch zu Füßen.
Seth entpuppte sich als ausgezeichneter Fahrer, der den Wagen geschickt und zügig durch engste Straßen lenkte. Hin und wieder fragte er, wo er abbiegen
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