So heissbluetig kuesst nur einer
Lena klimperte mit den Wimpern.
Besonders ernst nahm sie ja nicht, was er ihr anvertraute. Dabei hatte er wirklich darunter gelitten, was damals passiert war. Genau genommen war er bis heute nicht darüber hinweggekommen. „Sie hat sich dann meinem Erzrivalen im Studium zugewandt. Als ich das Studium abbrach, hat er meine Position übernommen – auch bei ihr. Später hat sie sich dann noch mal bei mir gemeldet, als ihre Ehe gescheitert war.“
Inzwischen hatte Seth es zum Multimillionär gebracht. Kein Arzt konnte da mithalten. Ihr war es immer nur um Status und Erfolg gegangen.
„Hast du wieder was mit ihr angefangen?“ Lena blickte zu Boden.
Seth hatte damals wütend auf den Vorschlag seiner Ex reagiert, es noch einmal miteinander zu versuchen. Im Gegensatz zu ihm schien es ihr nichts auszumachen, ihren Nochehemann zu betrügen. „Nein. Ich mache jeden Fehler nur einmal.“
„Und seit damals bist du derjenige, der die Beziehung beendet, oder?“
Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Nur Lena Kelly war ihm zuvorgekommen.
„Bist du deshalb hier? Weil du es nicht verschmerzen kannst, dass ich dir zuvorgekommen bin?“, erkundigte sie sich in scharfem Tonfall.
„Nein.“ Er hätte wissen müssen, dass sie zu diesem Schluss kommen würde! „Ich bin hier, weil ich ehrlich genug bin zuzugeben, dass ich wieder mit dir zusammen sein will.“
„Es ist nur Sex.“
„Fantastischer Sex.“ Und noch viel mehr, wie er widerstrebend zugeben musste. Er sehnte sich nach Lenas Nähe, wollte alles über diese faszinierende Frau wissen – das ging weit über puren Sex hinaus. Aufmerksam betrachtete er ihr Pokerface. „Habe ich jetzt dein Mitleid erregt?“
„Wie lange ist das inzwischen her? Zehn Jahre? Und du bist noch immer nicht darüber hinweg?“
Au! Da hatte er wohl ein Eigentor geschossen. Seth lachte über Lenas Reaktion. „Beim ersten Mal tut es noch weh. Das kennst du doch.“ Und das Drama seiner Eltern würde ihn sein Leben lang beschäftigen. Sein Vater war ihm inzwischen gleichgültig geworden, aber seiner Mutter hätte er gern mehr geholfen, wenn er gekonnt hätte.
Lena gab sich unbeeindruckt. Seths Geschichte war schließlich kein Einzelfall. „Ist dir mein Mitgefühl denn so wichtig?“
„Ich nehme, was ich bekommen kann. Bist du bereit, mein verletztes Herz zu heilen?“
„Das wird mir leider nicht gelingen.“ Bedauernd zuckte sie die Schultern. „Außerdem frage ich mich, ob du überhaupt ein Herz hast. Vermutlich geht es dir nur darum, als erster Schluss zu machen.“
Seth lachte verlegen. „Vielleicht. Aber dein Schritt war wirklich sehr voreilig. Wovor hast du Angst, Lena?“
„Ich habe keine Angst, sondern versuche lediglich, vernünftig zu sein.“
„Das passt nicht zu dir.“ Leise fügte er hinzu: „Du bist wunderschön, wenn du lachst und leichtsinnig bist.“
„Mit Schmeicheleien kommst du bei mir auch nicht weiter“, behauptete sie. Insgeheim musste sie jedoch zugeben, dass das Gegenteil der Fall war. Außerdem war ihre Neugier geweckt. Sie wollte unbedingt mehr über Seth erfahren. Sie wollte überhaupt mehr von ihm. Und das war diesem Filou nicht verborgen geblieben.
„Darf ich dich wirklich nicht mehr küssen? Darf ich dich nie wieder an mich ziehen?“
Es fiel Lena unglaublich schwer, standhaft zu bleiben, denn Seths Nähe entfesselte heißes Verlangen in ihr. In letzter Sekunde kam ihr die rettende Idee. „Bitte nicht, Seth! Hier sind Kameras.“
Verblüfft starrte er sie an. Dann ließ er den Blick über Decke und Wände schweifen. „Im Umkleideraum?“
„Ja. In der Halbzeit wird Material für die Zuschauer zu Hause aufgenommen. Wir stehen genau im Fokus.“
Jetzt entdeckte er die Kamera und war entsetzt. „Ist die etwa eingeschaltet?“
„Keine Ahnung. Aber ich möchte kein Risiko eingehen.“ Lena wich immer weiter zurück.
„Sehr risikofreudig bist du wirklich nicht“, rief er ihr nach und ballte frustriert die Hände zu Fäusten. Verdammte Kamera! Fast hätte er Lena so weit gehabt! Doch so schnell gab er nicht auf. Er begehrte sie mehr denn je. Er sehnte sich danach, sie zum Lachen, zum Beben vor Lust zu bringen. Und er spürte, dass sie seine Gefühle erwiderte.
Als er sich nach einer eiskalten Dusche – die auch nicht viel bewirkt hatte – schließlich angezogen hatte und Dion in seinem Büro aufsuchte, blickte der vom Monitor auf und grinste wissend.
„Sie hat dich also abblitzen lassen.“
Seth zuckte nur wortlos die
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