So heissbluetig kuesst nur einer
Genau das wollten sie doch beide vermeiden, oder?
Wenn sie für ihre Rugbystars Himmel und Erde in Bewegung setzte, um Auswärtsspiele und besondere Veranstaltungen so perfekt wie möglich zu organisieren, war das in Ordnung. Sie bekamen, was sie wollten, wann sie es wollten. Aber warum sollte sie sich auch für ihren Liebhaber ein Bein ausreißen? In ihrem Privatleben wollte sie gefälligst die Hauptrolle spielen.
Seth musterte sie ruhig. „Du bist wütend auf mich.“
Sie ersparte sich eine Entgegnung, zumal das vorherrschende Gefühl inzwischen nicht mehr Wut, sondern Gekränktheit war.
„Ich kann keine Gedanken lesen, Lena. Du hast gesagt, du willst offen und ehrlich zu mir sein. Also? Was habe ich verbrochen?“
„Erstens: Bring mir keine Blumen als Wiedergutmachung mit. Zweitens: Wenn du dich verspätest oder unsere Verabredung absagen musst, dann sag mir Bescheid.“
„Tut mir leid, dass es später geworden ist, als du erwartet hast. Ich hatte noch eine Besprechung, die sich schier endlos in die Länge gezogen hat. Anschließend musste ich noch einige Dinge organisieren, die vergangene Woche liegen geblieben sind.“
Insgeheim freute Lena sich, dass sie jetzt auch ihm die Laune verdorben hatte.
„Keine Ahnung, warum ich dir das erzähle, du willst mir ja doch nicht glauben“, fügte er in scharfem Tonfall hinzu.
„Du hättest mir eine SMS schicken können.“
„Ich hatte keinen Empfang.“
Lena musterte ihn ungläubig. Sie befanden sich in Neuseelands zweitgrößter Stadt. Hier gab es keine Funklöcher.
„Du glaubst mir immer noch nicht? Du bist ja fast so misstrauisch wie ich. Wie kommt das? Er beugte sich vor, um ihr in die Augen zu sehen. „Wer hat dich so verletzt?“
Sie wich seinem Blick aus. „Ich mich selbst.“
Auf weitergehende Erklärungen wartete er vergeblich. Schließlich stöhnte Seth ungeduldig. „Kann ich dich wenigstens ein Stück mitnehmen?“
„Nein danke.“
„Dann eben nicht. Bis später.“
Sie ging weiter und wartete auch nicht, bis er losfuhr. Allerdings lauschte sie dem Motorgeräusch, bis es nicht mehr zu hören war.
Statt in einen Klub oder wenigstens ins Kino zu gehen, holte Lena sich einen extrem schrecklichen Krimi aus dem Supermarkt und verschlang ihn, bis sie schadenfroh lesen konnte, dass der Verbrecher am Ende seiner gerechten Strafe zugeführt wurde.
10. KAPITEL
Wütend tigerte Seth in seiner Wohnung hin und her. Er war müde und gestresst und konnte nicht schlafen. Okay, er hatte sich verspätet. War das denn ein Weltuntergang? Den Blumenstrauß hätte er sich natürlich schenken können. Aber woher sollte er wissen, dass Lena so ein Drama daraus machen würde?
Zum Glück ging sein Flug ganz früh am nächsten Morgen. Etwas Abstand zu Lena täte ganz gut. Er verbrachte sowieso viel zu viel Zeit mit ihr. Langsam begann sie, ihn zu langweilen, oder?
Nein, ganz im Gegenteil!
Nachdenklich blickte er in die dunkle Nacht hinaus. Wo Lena wohl gerade steckte? Mit wem hatte sie sich getroffen? Viele Freundinnen schien sie hier nicht zu haben. Seltsam, dabei war sie doch eine typische Teamplayerin und keine Einzelgängerin. Sie liebte das Gemeinschaftsgefühl im Stadion. Warum lebte sie dann allein? Warum konzentrierte ihr Leben sich auf die Arbeit? Warum wollte Lena unbedingt Single bleiben?
Er hätte zu gern gewusst, wer sie so verletzt hatte. Und warum sie so ein Geheimnis darum machte.
Seine Laune wurde immer schlechter. Er hatte sich so darauf gefreut, den Abend mit Lena zu verbringen. Mit ihr wurde es nie langweilig. Sie fehlte ihm. Am liebsten würde er die Reise morgen absagen. Um Auckland hatte er lange einen großen Bogen gemacht, sich stattdessen auf Immobilienprojekte in Christchurch und Wellington konzentriert. Doch diese Gelegenheit durfte er sich einfach nicht entgehen lassen. Und was konnte ihm schon passieren? Schließlich war er kein kleiner Junge mehr. Trotzdem hätte er jetzt gern Lena bei sich gehabt – zur Ablenkung. Die Erinnerungen drohten nämlich, ihn wieder einzuholen. Es ärgerte ihn, dass die Vergangenheit noch immer so belastend für ihn war.
Seth drehte eine weitere Runde durch sein Loft, das ihm plötzlich groß, leer und langweilig vorkam. Er wünschte, Lena säße auf dem Sofa und lachte über eine seiner albernen Bemerkungen – so wie gestern Abend. Er wünschte, sie würde ihn auf dem Flug begleiten – irgendwohin, weit entfernt von seelischen Belastungen.
Eigentlich war das gar keine schlechte
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