Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So heissbluetig kuesst nur einer

So heissbluetig kuesst nur einer

Titel: So heissbluetig kuesst nur einer
Autoren: Natalie Anderson
Vom Netzwerk:
mit Graffitis besprühten halb verfallenen Zäunen entlang und verschwanden in einer dunklen Kaschemme.
    „Bringst du alle deine Freundinnen hierher?“, fragte Lena mit Blick auf die vielen Motorradfahrer, die sich in der Bar versammelt hatten.
    „Noch ist das hier ein absoluter Geheimtipp“, behauptete Seth amüsiert, wurde dann jedoch ernst, als er Lenas besorgte Miene bemerkte. „Keine Angst, du bist hier ganz sicher. Ich bin ja bei dir.“
    Sie hatte gar keine Angst. Blitzschnell deutete sie eine Links-Rechts-Kombination an und lachte herausfordernd. „Du brauchst mich nicht zu beschützen. Ich kann mich selbst verteidigen.“
    „Klar, du kannst ja jetzt boxen.“
    „Genau.“ Lena war abgelenkt, denn sie hatte den riesigen Bildschirm an der Wand entdeckt. Als sie sich umwandte, entdeckte sie einen weiteren an der gegenüberliegenden Wand. „Wow! Das hätte ich hier jetzt nicht vermutet.“ Sie staunte.
    „Champagner wird hier allerdings nicht serviert“, meinte Seth und zwinkerte ihr zu.
    Nein, hier drehte sich alles um Bier, Schnaps und Sport.
    „Ich gebe mich auch mit einem Radler zufrieden.“ Lena zeigte auf das Mischgetränk aus Bier und Limonade.
    „Sollst du haben.“ Seth bestellte, nahm die Getränke und eine Tüte Erdnüsse entgegen und begleitete Lena zu einem hohen Tisch in der Ecke. Dort setzten sie sich auf Barhocker und konzentrierten sich auf den Bildschirm. Die Sportreporter kommentierten gerade die Mannschaftsaufstellung.
    Seth fand es ebenso unterhaltsam, Lena zu beobachten wie das Spiel zu verfolgen. Wenn die Silver Knights gut spielten, war ihr Gesicht ganz entspannt, wenn sie Punkte erzielten, jubelte sie und strahlte ihn an, aber wenn es für ihre Rugbyhelden nicht so gut lief, verzog sie unwillig das Gesicht und schimpfte wie ein Rohrspatz.
    Seth nahm schnell einen Schluck aus der Flasche, um ein Lächeln zu verbergen.
    „Los jetzt!“ Vor Aufregung hüpfte Lena fast vom Hocker. „Gebt euch einen Ruck!“
    Seth prustete los und hätte sich fast verschluckt. Hustend stellte er die Flasche mit einem lauten Knall auf den Tisch.
    Lena musterte ihn von oben herab. „Du hast wohl gedacht, ich hätte etwas anderes gesagt, oder? Als würde so etwas in meinem Wortschatz existieren.“
    Er konnte kaum sprechen vor Lachen. „Ich meine mich zu erinnern, dass du mich neulich Abend aufgefordert hast, dich zu …“ Erneut prustete er los. „Aber da muss ich mich wohl verhört haben.“ Amüsiert bemerkte er, wie sie verlegen errötete. „Ich lache aber über etwas ganz anderes.“
    „Ach ja?“ Sie bedachte ihn mit einem hoheitsvollen Blick.
    Betont langsam, als hätte er es mit einer Ausländerin zu tun, die erst über wenige Sprachkenntnisse verfügte, erklärte er herablassend: „Der Bildschirm ist wirklich riesig, aber es ist eben nur ein Fernsehgerät. Die … Spieler … können … dich … nicht … hören.“
    Blitzschnell griff Lena nach der Erdnusstüte und bombardierte Seth mit Nüssen und wollte sich kaputtlachen, als er versuchte, sie mit dem Mund aufzufangen. Zehn Sekunden später warf sie gespielt beleidigt die Tüte zurück auf den Tisch, weil es Seth tatsächlich gelungen war, eine Nuss aufzufangen. „Du willst ja nur davon ablenken, dass ich mehr von Rugby verstehe als du“, behauptete sie.
    „Nein, damit kann ich leben.“ Ihre Kommentare machten ihm sogar richtig Spaß. Einigen Männern an den Nachbartischen schien es ebenso zu gehen.
    „Da ich für einen Rugbyklub arbeite, muss ich mich schließlich mit dem Spiel auskennen“, sagte sie würdevoll.
    „Ich stelle mir gerade vor, wie du deine armen Kinder von der Seitenlinie aus anbrüllst“, witzelte Seth.
    „Das werde ich schön sein lassen.“
    „Das sagst du jetzt.“
    „Ich meine es auch so, Seth.“ Ernst sah sie ihn an. „Meine Kinder können tun und lassen, was sie wollen. Ich erwarte keine Olympiareife von ihnen. Sie sollen einfach nur glücklich sein.“
    Schweigend betrachtete er ihre verbitterte Miene. „War es wirklich so schlimm, Lena?“
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Du hast ja keine Ahnung, wie wir Durchschnittsmenschen uns fühlen. Schließlich bist du ein Siegertyp, Seth.“
    Sein Versuch, sie mit einem Lächeln aufzumuntern, scheiterte kläglich.
    Lena beugte sich vor und ließ ihn nicht aus den Augen. „Du hättest sehen sollen, was für Siegesfeiern meine Eltern veranstaltet haben. Aber es zählten wirklich nur Siege. Im Gegensatz zu mir konnten meine Geschwister
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher