So hoch wie der Himmel
ich Ihr Photo so oft gesehen habe. Ich bin häufig in Europa unterwegs, und das Gesicht der Margo sieht man dort einfach überall.«
»Das war einmal. Nein, es macht mir nicht das geringste aus.«
»\for allem Ihretwegen bin ich zu den Bella-Donna-Produkten umgeschwenkt.«
Margo konnte es nicht verhindern, dass sie zusammenfuhr. »Sind Sie denn mit den Kosmetika zufrieden?«
»Es ist eine hervorragende Pflegeserie. Wie gesagt, ich bin gekommen, weil ich neugierig darauf war, Sie einmal persönlich kennenzulernen. Aber in Zukunft schaue ich vorbei, weil man bei Ihnen wunderschöne Dinge auf phantasievolle Weise angeboten bekommt.« Sie wandte sich zum Gehen. »Ich halte Sie für eine sehr mutige und beherzte Frau.« Mrs. Pendieton warf einen Blick auf Candy, die mit gerunzelter Stirn einen Briefbeschwerer betrachtete. »Bewundernswert!« Noch einmal beugte sie sich über den Tresen und sah Margo warnend an. »Passen Sie auf, dass die Gute nicht einfach etwas in ihrer Chanel-Tasche verschwinden läßt. Sie sieht irgendwie hinterhältig aus.«
Lachend winkte Margo ihrer neuen Lieblingskundin nach, ehe sie sich Candy widmete. »Champagner?«
»Oh, was für eine reizende Idee. Wahrscheinlich läßt sich durch Gratisgetränke ein ganz bestimmter Kundentyp anlocken. Ein winziges Glas wäre nicht schlecht. Wie kommst du zurecht, meine Liebe?«
»Recht ordentlich.«
»Eben habe ich deinen Schmuck bewundert.« Sie hatte ihn mit den Augen verschlungen, wenn sie ehrlich war. »Sicher bricht es dir das Herz, dass du ihn verkaufen mußt.«
»Wie du dich erinnern wirst, Candy, besitze ich ein Herz aus Stahl. Das bricht nicht so leicht.«
»Vielleicht, wenn es um Männer geht«, stellte Candy unbekümmert fest, ehe sie abermals in die Schmuckvitrine starrte. »Aber bei Diamanten? Ich glaube kaum. Was musstest du tun, um diese Ohrringe zu bekommen?«
»Dinge, die man in guter Gesellschaft lieber nicht erwähnt. Möchtest du sie vielleicht mal aus der Nähe sehen? Ich bin sicher, dass du sie dir in Anbetracht der Unterhaltszahlungen, die du wohl bei deiner letzten Scheidung erstritten hast, leisten kannst. Es sei denn, man verdient heutzutage durch das Fallenlassen eines Ehemanns nicht mehr soviel wie früher.«
»Du brauchst dich gar nicht so abfällig zu äußern, Margo. Schließlich bist du diejenige, die mit ihren Besitztümern hausieren geht. Und nein, ich habe kein Interesse an gebrauchtem Schmuck. Außerdem finde ich hier kaum etwas, was mir entspricht. Ganz offensichtlich hast du einen … also einen emanzipierteren Geschmack als ich.«
»Oh, vielleicht ist nicht genug Modeschmuck dabei? Ich werde daran denken, wenn es an die Bestellung neuer Waren geht.«
»Du hast also tatsächlich die Absicht, aus dieser Adresse etwas Dauerhaftes zu machen?« Candy nippte an ihrem Champagner und kicherte. »Margo, das ist wirklich süß. Dabei weiß doch alle Welt, dass du zur Sprunghaftigkeit neigst. Wir haben uns beim Brunch im Club köstlich mit Spekulationen darüber amüsiert, wie lange du dieses Mal bei der Stange bleibst.«
Nicht jeder Kunde war ein König, stellte Margo fest. »Candy, erinnerst du dich noch daran, wie man während der Turnstunde all deine Kleider gestohlen und dich in einem der Schränke eingeschlossen hat, bis Mr. Hansen, der Hausmeister, das Schloß aufgesägt und dich, nackt und vollkommen hysterisch, herausgezogen hat? Natürlich war nicht Mr. Hansen hysterisch, sondern du.«
Nun kniff Candy die Augen zu todbringenden Schlitzen zusammen und fauchte: »Du warst es. Ich wusste es die ganze Zeit, auch wenn es keine Beweise gab.«
»Genauer gesagt Kate, weil sie beim Strohhalmziehen gewonnen hatte. Aber es war meine Idee. Bis auf den Anruf bei Mr. Hansen. Daran hat Laura gedacht. Und jetzt bitte ich dich, mein Geschäft zu verlassen. Wenn nicht, sehe ich mich gezwungen, dich niederzuschlagen, dir die Laura Ashley-Bluse vom Leib zu reißen – die dir übrigens leider nicht steht – und dich abermals nackt und hysterisch auf die Straße zu bugsieren.«
»Und mit dir habe ich auch noch Mitleid gehabt!«
»Das glaubst du ja wohl selber nicht«, verbesserte Margo und nahm Candy die Champagnerflöte ab, ehe sie sie durch die Gegend warf.
»Du bist nichts weiter als eine zweitklassige kleine Nutte, die ihr Leben damit verbringt, um irgendwelche Reichtümer zu betteln und so zu tun, als wäre sie jemand Besseres«, spie Candy aus.
»Seltsam, die meisten Leute halten mich für eine erstklassige Nutte.
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