So hoch wie der Himmel
sie nicht verkäuflich sei. Sie gehörte ihr, war eine Erinnerung an die einzige Selbstlosigkeit, zu der sie sich in ihrem bisherigen Leben aufgerafft hatte.
»Ja.« Sie rang sich ein schmerzlich starres Lächeln ab. »Italienisch. Sehen Sie sich ruhig den Stempel an. Möchten Sie die Kette vielleicht einmal anlegen, um zu sehen, wie sie Ihnen steht?«
Verlegen drucksend nahm die Frau die Perlen in die Hand, legte sie sich um den Hals, reckte sich Stolz vor dem Spiegel, strich zärtlich über das Collier, gab es zurück und schüttelte den Kopf. Nachdem sie gegangen war, schloß Margo das Schmuckstück wie eine in den Schmutz gezogene Liebe wieder ein.
Touristen kamen herein, sahen sich ihre Schätze an und schlugen achtlos Porzellan an Glas und Glas an Holz, bis Margo drei potentielle Käufer vergraulte mit dem Verweis, das Berühren der Waren sei nur bei Kaufabsicht gestattet.
Dadurch leerte sich der Laden, so dass sie eilig in ihre Wohnung rannte und ein paar Aspirin aus dem Medizinschrank nahm.
Auf dem Weg nach unten erblickte sie ihr Spiegelbild. Ihre Lippen waren zornig zusammengepreßt und ihre Augen sandten böse Blitze aus. Sie merkte, dass sich ihr Magen zusammenzog vor lauter unterdrückter Wut.
»Willst du vielleicht sämtliche Kunden verschrecken, Margo?«
Sie schloß die Augen, holte tief Luft und stellte sich eine kühle, weiße Leinwand vor. Diese Technik hatte sie bei ihrer Arbeit als Model häufig angewandt, wenn eine Sitzung sich endlos in die Länge zog, während die Friseure und Maskenbildner an ihr herumzupften, die Photographen warteten und die Assistenten meckerten.
Nur eine Minute benötigte sie, um sich daran zu erinnern, dass sie die leere Leinwand mit jedem gewünschten Bild von sich zu füllen in der Lage war.
Gefaßt machte sie die Augen wieder auf und beobachtete, wie ihr Gesicht einen freundlicheren Zug bekam. Wenn ihr Schädel dröhnte, ging das nur sie etwas an.
Entschlossen wandte sie sich wieder ihren Aufgaben zu.
Es freute sie, als Judy Prentice zusammen mit einer Freundin hereinspazierte. Sie servierte ihnen Tee und entschuldigte sich, um eine weitere Kundin in den Kleiderraum zu begleiten. Um zwei machte sie die erste Champagnerflasche auf und fragte sich, wo Laura blieb.
Um halb drei war sie völlig erschöpft und mühte sich mit dem Verpacken eines Geschenkes ab – eine Kunst, die ihr einfach nicht gelingen wollte. Und dann kam auch noch Candy angetanzt.
»Oh, was für eine entzückende Boutique«, kreischte sie, klatschte in ihre hübschen kleinen Hände und kam an den Tresen gehüpft, an dem Margo mit einem Tesa-Roller rang. »Tut mir wirklich leid, aber zur Eröffnung habe ich es nicht geschafft, Margo. Ich hatte einfach keine Zeit. Den heutigen Besuch bei dir habe ich mir extra abgezwackt.«
Vor allem, da bei dem Brunch, von dem sie gerade kam, der Laden mitsamt seinen Besitzerinnen das Hauptthema gewesen war.
»Ich gucke mich nur ein bißchen um, aber keine Angst, irgendwas kaufe ich sicher. Wirklich originell«, sagte sie zu der Frau, die auf das Geschenk wartete. »Man kommt sich ein bißchen wie auf dem Flohmarkt vor. Sieh mal, diese niedliche Schale!« Sie tänzelte durch den Raum, strich mit den Fingern über das Milchglas und drehte das Preisschild um. »Nur dass sie für einen Second Hand-Artikel etwas teuer ist.« Die Schale in der Hand, wandte sie sich Margo verschwörerisch zu. »Sicher hast du die Preise absichtlich etwas hoch angesetzt, damit die Kundschaft handeln kann.«
Bleib ruhig, redete sich Margo gut zu. Candy versucht lediglich, dich zu reizen, genau das hat sie auf der High School auch schon getan. »Wir verkaufen unsere Wären zu dem Preis, mit dem sie ausgezeichnet sind.«
»Tja.« Mit einem achtlosen Schulterzucken stellte Candy die Schale wieder hin. »Stimmt, mit Preisen kenne ich mich nicht so aus. Ich weiß immer nur, ob mir etwas gefällt.« Sie sah sich ein Paar emaillierter Kerzenständer an. »Die sind aber … ungewöhnlich, finde ich!«
»Sie haben herrliche Dinge in Ihrem Geschäft«, bemerkte die wartende Kundin, während Margo das Geschenk in eine Tüte gleiten ließ.
»Vielen Dank.« Margo durchforstete ihr müdes Hirn nach dem Namen, mit dem die Dame den Kreditkartenbeleg unterzeichnet hatte. »Vielen Dank, Mrs. Pendieton. Vielleicht kommen Sie ja einmal wieder.«
»Auf jeden Fall.« Sie sah Margo zögernd an. »Hoffentlich macht es Ihnen nichts aus, wenn ich gestehe, dass ich heute nur deshalb gekommen bin, weil
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