So hoch wie der Himmel
Und jetzt verschwinde, ehe ich aufhöre, so zu tun, als wäre ich eine höfliche Ladenbesitzerin, und dir die Nase breche, die deine Eltern dir zum zwölften Geburtstag geschenkt haben.«
Candy fuhr ihre Krallen aus und hätte sich sicher auf ihre Gegnerin gestürzt, wäre nicht im selben Augenblick die Tür des Ladens aufgegangen.
Mit hochgezogenen Brauen trat Laura auf den Plan. »Hallo, Candy, du siehst gesund aus, wenn ich so sagen darf. Tut mir leid, dass es so spät geworden ist, Margo, aber ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.«
In der Absicht, Laura eine Kostprobe des Temperaments zuteil werden zu lassen, das sie zum Leidwesen ihrer beiden Ex-Ehemänner gelegentlich besaß, wirbelte Candy zu ihr herum. Aber Laura war in Gesellschaft, so dass Candy das Gift, das sie gerne versprüht hätte, hinter einem strahlenden Lächeln verbarg.
»Mr. und Mrs. Templeton – wie schön, Sie wieder einmal zu sehen!«
»Ah, Candace Lichfield, nicht wahr?« flötete Susan Templeton, obwohl sie genau wusste, wer da vor ihr stand. Ohne auf Candys ausgestreckte Hand zu achten, trat Susan auf Margo zu, nahm sie in den Arm, küßte sie auf beide Wangen und zwinkerte verschwörerisch. »Wir haben noch nicht einmal unsere Sachen ausgepackt, aber konnten es einfach nicht abwarten, dich zu sehen.«
»Ich habe Sie vermißt.« Margo klammerte sich an Susan und sog begierig den vertrauten Chanelduft ein. »Oh, ich habe Sie so sehr vermißt. Sie sehen phantastisch aus!«
»Und ich werde wie immer ignoriert«, beschwerte sich Thomas Templeton, wobei er seiner Tochter leutselig in die Wange kniff. Dann nickte er Candy flüchtig zu, ehe sie erbost auf dem Absatz kehrtmachte, und grinste, als Margo auf ihn zugeflogen kam und ihm in die Arme sprang. »So ist’s schon besser, finde ich.«
»Wie ich mich freue, Sie zu sehen. Oh, wie schön, dass Sie beide gekommen sind! Es tut mir leid …« Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und brach wie ein Kind in Tränen aus.
10
»Besser?«
»Mmm.« Margo beugte sich über das Waschbecken im Bad und spritzte sich Wasser ins Gesicht. »Anscheinend bin ich im Augenblick etwas durcheinander.«
»Es geht doch nichts über ein paar ordentliche Tränen, damit man mit sich und der Welt wieder ins reine kommt.« Susan reichte ihr ein Handtuch, legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter und sah sie freundlich an. »Und zum vernünftigen Weinen hast du schon immer ein gewisses Talent gehabt.«
»Der arme Mr. Templeton«, bedauerte Margo, während sie ihr Gesicht in dem weichen Frottee vergrub. »Was für ein Empfang! Zwei Sekunden und schon liege ich schluchzend in seinem Arm.«
»Er liebt es, wenn eins seiner Mädchen trostsuchend bei ihm unterschlüpft. Es gibt ihm das Gefühl, stark zu sein. Und jetzt …« Susan legte ihre beringten Hände auf Margos Schultern und drehte sie zu sich herum. »Laß mich dich ansehen.« Sie spitzte den Mund und kniff ihre hellblauen Augen zusammen, während sie Margo kritisch musterte. »Ein bißchen Rouge und ein wenig Wimperntusche, dann dürfte es gehen. Hast du deine Schminke hier?«
Als Antwort machte Margo das Spiegelschränkchen über dem Becken auf, in dem sich eine ordentliche Reihe von Döschen und Stiften fand. »Mein Notfallset.«
»So ist’s recht. Und du bist immer noch Bella Donna treu«, stellte Susan fest, als Margo eine kleine Tube herausnahm. »Ich habe meine Sachen alle weggeworfen.«
»Oh, Mrs. Templeton!«
»Ich war einfach zu wütend auf den Konzern.« Susan zuckte mit einer ihrer durchtrainierten Schultern. Ebenso wie Laura war sie eine schlanke, zartgliedrige Frau, und sie hielt sich auf ihre eigene Art in Form. Sie fuhr Ski wie eine Teufelin, spielte Tennis wie ein As und schwamm, als bereite sie sich ständig auf die Olympischen Spiele vor. Passend zu ihrem Lebensstil hatte sie ihrem sandfarbenen Haar einen flotten Kurzhaarschnitt verpaßt, so dass es forsch ihr interessantes Gesicht umrahmte, das sie mit geradezu religiösem Eifer jung erhielt.
»Ich war ja wohl diejenige, die den Mist verzapft hat«, erinnerte Margo sie.
»Was kaum Grund genug war, dich als Bella Donna-Frau fallenzulassen. Auch wenn das sowieso ein grotesker Titel war. Alles in allem bist du ohne diese Firma viel besser dran.«
Margo verteilte lächelnd eine leichte Grundierung auf ihren Wangen.»Ich habe Sie wirklich vermißt.«
»Aber weshalb hast du dich nicht sofort an Tommy und mich gewandt, als du in Schwierigkeiten warst?« Die Hände in die
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