So hoch wie der Himmel
begangen hatte, die man in einigen Staaten der USA immer noch als illegal betrachtete, so behandelte er sie mit der geistesabwesenden, leicht genervten Zuneigung, die ein älterer Bruder seiner anstrengenden jüngeren Schwester entgegenbrachte.
Am liebsten hätte sie ihn mit einer Krabbengabel aufgespießt.
Doch sie beherrschte sich, selbst als sie an dem schimmernden Mahagoni-Eßtisch einen Platz zwischen ihm und Kate zugeteilt bekam.
Schließlich fand heute abend eine Feier statt, erinnerte sie sich. Eine Wiedervereinigung. Selbst Ann, die es als Bruch der Etikette betrachtete, wenn eine Angestellte am Tisch der Familie saß, hatte sich dazu überreden lassen, teilzunehmen. Das war sicher das Werk von Mr. Templeton. Niemand, vor allem keine Frau, schlug ihm jemals eine Bitte ab.
Sicher bereitete es Josh Probleme, dass er seinem Vater so ähnlich war. Thomas Templeton besaß immer noch die Größe und schlanke Figur wie als junger Mann. Dem Mann, den Margo seit fünfundzwanzig Jahren unverhohlen bewunderte, hatte das Alter nichts von seiner Attraktivität geraubt. Die Falten, durch die eine Frau ungerechterweise häufig verbraucht aussah, verliehen ihm eine unglaubliche Eleganz, indem sie die Ausdrucksstärke seiner rauchgrauen Augen noch steigerten. Und die vereinzelten silbrigen Strähnen in seinem nach wie vor dichten, vollen Haar machten ihn zum Inbegriff eines distinguierten Herren.
Er besaß ein Lächeln, bei dem noch die unscheinbarste Heckenrose erblüht. Und wenn er wütend war, dann fuhr einem sein kalter, ruhiger Blick durch Mark und Bein. Beides wandte er bei der Führung seiner Geschäfte und der Lenkung seiner Familie äußerst erfolgreich an, wobei er allein durch seine Mimik treue Ergebenheit, uneingeschränkte Liebe und auch ein gesundes Maß an Furcht heraufbeschwor.
Es ging das Gerücht, dass er in seiner Jugend bei Frauen äußerst erfolgreich gewesen war. Er soll geflirtet, verführt und erobert haben, wie es ihm gefiel. Bis er im Alter von dreißig der jungen Susan Conway begegnet war, die ihn, laut ihren eigenen Worten, nicht mehr aus den Fängen gelassen hatte, bis er ihr endlich verfiel.
Margo lächelte und hörte zu, wie er seinen staunenden Enkelinnen Geschichten von Elephantenherden und Löwenrudeln auftischte.
»Wir haben den
König der Löwen
auf Video, Opa.« Kayla spielte mit ihren Sprotten herum und hoffte, dass der Fisch auf wundersame Weise von ihrem Teller verschwand.
»Den Film hast du dir mindestens schon eine Million Mal angesehen«, sagte Ali und warf ihr Haar mit demselben Schwung zurück, wie sie es bei Margo eifrig studierte.
»Tja, wie wäre es dann, wenn wir ihn uns zum eine Million und ersten Mal vornehmen?« Thomas blinzelte Kayla zu. »Wie wäre es mit einem ganz privaten Filmnachmittag? Und welches ist dein Lieblingsvideo, Ali?«
»Am liebsten mag sie Filme, in denen man sich ständig küßt.« Kayla spitzte die Lippen und vollbrachte ein lautes Schmatzgeräusch. »Sie will, dass Brandon Reno sie auf den Mund küßt.«
»Will ich nicht!« Vor lauter Verlegenheit wurde Ali puterrot. Wieder einmal lag es auf der Hand, dass bei ihrer kleinen Schwester kein Geheimnis sicher war. »Was verstehst du überhaupt davon? Du bist ja noch ein Baby!« Sie suchte nach der schlimmsten Beleidigung. »Eine kleine Schweinebacke, weiter nichts.«
»Alison, ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass du deine Schwester nicht beschimpfen sollst«, sagte Laura matt. Ihre beiden Engelchen gifteten sich bereits seit Wochen an.
»Aber sie darf sagen, was sie will. Nur, weil sie das Baby ist.«
»Bin ich nicht.«
»Ich dachte, dass du mein Baby bist.« Thomas seufzte traurig auf. »Eigentlich wart ihr immer meine beiden Babys – aber ich schätze, wenn ihr beide inzwischen erwachsen seid und mich nicht mehr braucht…«
»Natürlich bin ich dein Baby, Opa.« Kayla sah ihren Großvater mit großen, ernsten Augen an. Und dann entdeckte sie zu ihrer größten Freude, dass tatsächlich ein Wunder geschehen war. Die gefürchteten Sprotten hatten einen Satz von ihrem Teller auf den seinen gemacht. Heiße Liebe wallte in ihr auf. »Ich werde auf ewig dein Baby bleiben.«
»Tja, ich nicht!« Weit entfernt davon, sich zu ergeben, reckte Ali stolz das Kinn. Aber ihre Lippen zitterten.
»Nein, ich glaube, wirklich nicht.« Laura sah in das rebellische Gesicht ihrer Älteren. »Und da du, wie du selbst sagst, kein kleines Kind mehr bist, hörst du bitte auch mit den Streitereien
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