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So hoch wie der Himmel

So hoch wie der Himmel

Titel: So hoch wie der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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stetige Zusammenleben mit einem Mann stellte sich für Margo als durchaus interessante Erfahrung heraus. Nie zuvor hatte sie sich mit jemandem länger zusammengetan als für ein gemeinsames Wochenende in den Bergen, einen kurzen Trip an die See oder maximal eine Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer.
    Aber mit Josh funktionierte es recht gut. Nun, überlegte sie, schließlich hatten sie bereits jahrelang unter demselben Dach gelebt, und vor allem war das Dach, das sie augenblicklich teilten, das eines Hotels.
    Auf diese Weise wirkte alles weniger strukturiert, weniger verpflichtend als vielmehr wie ein zweckmäßiges Arrangement. Sie bewohnten lediglich ein paar gemeinsame Zimmer, dachte sie. Die Blumen waren frisch, die Möbel blank poliert, und die Handtücher wurden von Bediensteten gewechselt, die man nur selten zu Gesicht bekam. Auf diese Weise hatte ihr Zusammensein etwas Unpersönliches, erinnerte an verlängerte Ferien.
    Spaß und Unterhaltung waren genau das, was sie und Josh voneinander erwarteten.
    Niemand in der Familie sprach sie auf ihren Umzug an. Nachdem aus Tagen eine Woche wurde, und dann zwei, fragte sie sich allmählich, worauf sich das allgemeine Schweigen wohl gründete.
    Zumindest ihre Mutter müßte Entrüstung oder Abscheu an den Tag legen. Aber sie wirkte vollkommen unbesorgt. Und keiner der Templetons verzog auch nur die Miene, wenn er ihr begegnete. Obwohl allerdings Laura sie hin und wieder mit gerunzelter Stirn betrachtete, hörte sie auch von ihr nicht den leisesten Kommentar.
    Einzig Kate sagte etwas zu ihr: »Wenn du ihm das Herz brichst, breche ich dir das Genick« – was eine derart lächerliche Bemerkung war, dass Margo, statt auf die Herausforderung einzugehen, sie einfach ignorierte.
    Vor lauter Arbeit konnte sie nicht darüber nachdenken, weshalb Kate so ausgeflippt war. Candy verbreitete bösartige Gerüchte über sie – die Waren im ›Schönen Schein‹ seien überteuert und wenig elegant, die Bedienung lax, unerfahren und unfreundlich; Laura hätte sich finanziell übernommen, um ihrer allzu kühnen, unwürdigen Freundin behilflich zu sein; innerhalb eines Monats wären sie bankrott; bei der Garderobe handele es sich um billige Imitate aus minderwertigem Material.
    Die Grübeleien über Candys Boshaftigkeit und über den sicher unvermeidlichen Kundenrückgang raubten Margo viel Energie. Da der Laden an sechs Tagen pro Woche zehn Stunden lang geöffnet war, brauchte sie den Ruhetag, um sich mit dem Papierkram zu beschäftigen. Dann sah sie, bis sie vor Müdigkeit schielte, ihre Unterlagen durch, und wühlte sich tapfer durch die Buchführung. Obgleich ihr jede Minute in der Schule zuwider gewesen war, überlegte sie jetzt, ob sich nicht vielleicht die Teilnahme an einem Kurs in Wirtschaftslehre empfahl.
    Da saß sie nun an einem lauen Sonntagvormittag, eine brennende Zigarette im Aschenbecher neben sich, hackte auf die Tasten des Computers – ohne den sie Kate zufolge nicht leben konnte – ein, und quälte sich durch die vor ihr liegende Kalkulationstabelle.
    Wo kamen nur die zahllosen Rechnungen her? überlegte sie. Sie fraßen ihr größere Löcher in die Taschen als zu der Zeit, in der sie arbeitslos gewesen war. Wie sollte irgend jemand sich merken können, wie und wann und wen es zu bezahlen galt, ohne dass er dabei den Verstand verlor? Das Leben war so viel einfacher gewesen, als all den ärgerlichen Finanzkram noch ein Manager erledigt hatte.
    »Aber überleg doch mal, wo du mit Hilfe dieses Ausbeuters gelandet bist«, ermahnte sie sich. »Also konzentrier dich gefälligst. Übernimm endlich selbst die Verantwortung!«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es ernst ist.«
    Beim Klang der Stimmen sprang Margo erschrocken hoch, so dass das Computerhandbuch auf den Boden flog.
    »Absolut«, pflichtete Kate Laura bei. »Ich hoffe nur, dass wir nicht zu spät kommen.«
    »Warum erschießt ihr mich nicht auf der Stelle?« Margo preßte sich die Hand an die Brust. »Was, zum Teufel, macht ihr hier?«
    »Wir retten dich!« Laura sprang gerade noch rechtzeitig an den Tisch, um die Zigarette aufzufangen, ehe sie runterfiel und die Papiere in Brand setzte, die überall herumflatterten. Sie drückte sie ordentlich aus und wandte sich wieder Margo zu. »Du führst Selbstgespräche, trinkst ganz allein …«
    »Das ist nur Kaffee!«
    »Sitzt in deinem Kämmerchen und zählst dein Geld wie Dagobert Duck«, beendete Laura ihren Satz.
    »Ich zähle kein Geld – obwohl es mir trotz Candy

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