So hoch wie der Himmel
Lichfields Bemühungen, mich wegen meiner Schulden ins Gefängnis zu bringen, gelungen ist, weitere fünftausend abzubezahlen. Bald …«
»… fängt sie bestimmt zu sabbern an«, warf Kate unbekümmert ein. »Ich habe dir doch gesagt, am besten bringen wir gleich eine Zwangsjacke mit.«
»Wie witzig!« Margo schnappte sich ihre Zigaretten und zündete sich eine neue an. »Aber da du ja eine solche Intelligenzbestie bist, kannst du mir vielleicht noch mal erklären, was es mit all diesen Versicherungen auf sich hat. Weshalb zahlen wir diese elenden – wie heißen sie so schön?«
»Policen«, ergänzte Kate trocken. »Sie heißen Policen, Margo.«
»Ich finde, Wuchergelder paßt eher! Schau dir das doch nur mal an. Wir haben eine Feuer- und eine Diebstahlversicherung, eine Lebensversicherung zur Deckung der Hypothek, eine Versicherung gegen Rechtsmängel bei Grundstückserwerb, eine Erdbebenversicherung, eine allgemeine – was auch immer – ich verstehe das alles nicht mehr. Und dann noch dieser Regenschirm … vielleicht eine Verniedlichung für Hochwasserschutz?«
»Was denn sonst!« Kate rollte die Augen himmelwärts. »Bei Versicherungsgesellschaften sind fast ausschließlich Spaßvögel angestellt. Die Jungs lachen sich den halben Tag lang über irgend etwas tot. Das wirst du dann merken, wenn du deinen ersten Schaden anmeldest.«
»Hör zu, du Überfliegerin! Erkläre mir bitte endlich, wie das alles funktioniert.«
»Nein, nein, ich bitte dich!« Laura packte Kate bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Verschone uns – nicht wahr! Und fang bloß nicht wieder von der anderen Sache an.«
»Von der anderen Sache?« Kate sah fragend auf.
»Du weißt schon, die Sache.«
»Ja, die Sache.« Margo rutschte auf ihrem Stuhl herum und fuhr mit der Zigarette durch die Luft. »Ich fände es wirklich nicht schlecht, wenn du mir die Sache auch noch mal erklärst.«
»Ach, die.« Kate schnupperte an Margos Kaffee, fand, dass er in etwa genießbar war, und hob die Tasse an den Mund. »Okay, also hör zu. Die geschätzten jährlichen Steuervorauszahlungen werden in Viertel aufgeteilt…« Sie brach ab und starrte Laura entgeistert an. »Das war ein toller Schrei! Jetzt weiß ich endlich, woher Kayla das hat.« Seufzend beugte sie sich vor und drückte, sehr zu Margos Leidwesen, ein paar Knöpfe, bis der Bildschirm gelöscht war. »So, alles weg. Fühlst du dich jetzt besser?«
»Viel besser!« Laura erschauderte. »Aber ich war wirklich nahe dran …«
»Tja, ihr beide seid heute aber seltsam drauf.« Margo nahm Kate ihre Tasse wieder ab. »Lauft jetzt los und spielt schön draußen! Ein paar von uns haben noch zu arbeiten.«
»Der Fall liegt schlimmer, als ich dachte.« Laura ächzte aus tiefster Seele. »Okay, Sullivan, entweder kommst du jetzt freiwillig mit, oder wir machen es auf die harte Tour. Es ist zu deinem eigenen Besten, glaube mir.«
Margo war unschlüssig, ob sie lachen oder um Hilfe rufen sollte, als die beiden sie flankierten, ihre Arme packten und sie in ihre Mitte zwangen. »He, was habt ihr vor?«
»Schocktherapie«, lautete Kates grimmige Erwiderung.
Eine Stunde später lag Margo nackt in ihrem Schweiß und brummte wohlig vor sich hin. »Oh, Himmel!«
»Beweg dich einfach nicht.« Laura tätschelte ihr mitfühlend die Hand. »Gleich wird es dir bessergehen!«
»Mum. Bist du das?«
Kichernd lehnte sich Laura zurück. In dem dichten Dampf löste sich auch ein Teil ihrer eigenen Anspannung. Vielleicht hatte sie zunächst einzig Margos wegen die Idee zu dem Besuch im Dampfbad des Templeton Freizeit-Centers gehabt, aber auch ihr tat die Erholung gut.
»Wie könnt ihr hier nur so herumliegen, ohne etwas zu tun!« Von ihrem Platz auf der höhergelegenen Bank blickte Kate auf Margo herab. »Ich meine, macht euch das wirklich Spaß?«
»Mir kommen gleich die Tränen vor lauter Glück,« stellte Margo fest. »Ich hatte doch tatsächlich vergessen, wie herrlich so etwas ist.« Sie tätschelte Lauras nacktes Knie. »Dir verdanke ich mein Leben! Nachher lasse ich mir noch eine Gesichtsmaske, eine Fangopackung und eine Pediküre verabreichen, ob es euch in den Kram paßt oder nicht.«
»Weißt du, meine Liebe, du wohnst doch direkt im Hotel. Natürlich haben sie dort nicht so viel wie hier, aber die Sauna und die Massagen sind nicht schlecht. Außerdem verwöhnen sie dich im hoteleigenen Schönheitssalon mit sehr guten Gesichtsmasken.«
»Für solchen Unsinn hat sie keine Zeit.
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