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So hoch wie der Himmel

So hoch wie der Himmel

Titel: So hoch wie der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kontrolliert, mit denen das Imperium begründet worden war.
    Josh verstand und unterstützte folgenden Templetonschen Grundsatz: Der Unterschied zwischen einem Hotel und einem Templeton bestand darin, dass sie ihre eigenen Weine servierten, ihre eigenen Öle sowie ihr eigenes Obst und Gemüse verwendeten und sogar die Bett- und Tischwäsche aus eigener Herstellung kam. In einem Templeton Hotel bot man den Gästen überwiegend Templeton-Produkte an. Und Teil seiner Arbeit war es, dafür zu sorgen, dass es bezüglich der Qualität dieser Produkte nichts zu beanstanden gab.
    Auch wenn er offiziell der Vizepräsident des Unternehmens war, bestand seine Aufgabe vor allem darin, in Notsituationen als Vermittler zur Stelle zu sein. Hin und wieder wurde er auch mit der Lösung oder der Überwachung komplizierter juristischer Probleme betraut. Von einem Mann mit einem Harvard-Diplom konnte man das durchaus erwarten. Trotzdem zog er das Zusammensein mit Menschen der Arbeit am Schreibtisch vor, genoß es in vollen Zügen, an einer Ernte teilzunehmen, mit dem Personal einen Uzo zu trinken oder im Robuchon in Paris bei Champagner und Kaviar ein neues Geschäft abzuschließen.
    Seine Mutter hatte stets behauptet, dass sein Charme sein wertvollster Beitrag zum Erhalt des Templeton Imperiums war. Und tatsächlich setzte er diesen Charme nach Leibeskräften ein; denn trotz seines sorglosen Jetset-Lebens nahm er seine Pflicht gegenüber der Familie und dem Unternehmen durchaus ernst. Eine Trennung dieser beiden Dinge gab es für ihn nicht.
    Während der Schotter der Straße unter den Reifen seines Wagens beiseite spritzte und er die vierköpfige Familie in der Limousine, die er überholte, mit vor Entsetzen offenen Mündern hinter sich ließ, dachte er also über seine Lieben, und mit einemmal auch über Margo, nach.
    Sicher war sie deprimiert, überlegte er. Am Boden zerstört, von Reue erfüllt und voll des Elends über den erlittenen Schicksalsschlag. Halb grinste er höhnisch und halb lächelte er. Er hatte sich im Hintergrund gehalten, die Fäden gezogen, verschiedene Menschen daran erinnert, dass sie ihm noch einige kleine Gefälligkeiten schuldeten und einen wilden Steptanz aufgeführt, damit man in Athen möglichst schnell jede Anklage gegen sie fallenließ.
    Schließlich war das Templeton Athen eine alte, ehrwürdige Institution, und lockte zusammen mit dem Templeton Resort Athena eine Menge Geld ins Land.
    Den Skandal zu unterdrücken oder den Schaden zu begrenzen, den ihre Karriere in Europa dadurch erlitten hatte, hatte er allerdings nicht vermocht. Wenn man es überhaupt eine Karriere nennen konnte, Schlafzimmerblicke in eine Kamera zu werfen.
    Mit der Zeit käme sie sicher darüber hinweg, dachte er, und sein Lächeln wurde arrogant. Er würde ihr dabei behilflich sein. Auf seine Art.
    Einer alten, ihm kaum bewussten Gewohnheit zufolge fuhr er plötzlich an den Fahrbahnrand und blieb mit quietschenden Bremsen stehen. Dort oben auf dem zerklüfteten Hügel, umgeben von Bäumen, deren leuchtendes Frühlingsgrün ihn beinahe ebenso berauschte wie die Unzahl der Blüten des wilden Weins, war sein Daheim.
    Stein und Holz, zwei der Rohstoffe, auf denen das Templeton Imperium errichtet war, stiegen aus der Erde auf. Das zweigeschossige Gebäude war von einem ihrer Vorfahren als Landsitz errichtet worden und hatte seit über zweihundert Jahren noch jedem Sturm, jeder Flut, jedem Beben und der Zeit getrotzt.
    Die folgenden Generationen hatten immer wieder angebaut, hier und dort einen neuen Flügel an den Berg geschmiegt. Zwei Türme ragten trotzig in den Himmel auf – ein Zusatz, der einer Grille seines Vaters zu verdanken war. Breite hölzerne Balkone und robuste Steinterrassen schwangen sich unter hohen Rundbogenfenstern rings ums Haus, während man bei schlechtem Wetter durch ein Dutzend breiter Glastüren aus dem Inneren den Blick in sämtliche Richtungen genoß.
    Blumen und Bäume blühten in Rosa, Weiß und Gelb. Frühlingsfarben, dachte er, frisch und einladend. Und das Gras wies das weiche, sanfte Grün eines neuen Anfangs auf. Es gefiel ihm, wie es über den felsigen Untergrund kroch und in Richtung des Hauses an Dichte und Üppigkeit gewann.
    Das Land und das Meer waren ein ebenso unlösbarer Bestandteil des Hauses wie die geschwungene, schimmernde Felsklippe.
    Er liebte das Haus wegen dem, was es immer gewesen war und ihm mittlerweile bedeutete. Das Wissen, dass jetzt Laura die Hüterin dieses Hauses war, erwärmte

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