So hoch wie der Himmel
behaupten, dass ich noch andere Qualitäten besitze außer der, dass ich nicht vollkommen hässlich bin?«
Er fragte sich, welch perverse Windung seines Hirns dafür verantwortlich war, dass er ihren frostigen, herablassenden Ton bewunderte. »Du stammst aus einer starken, widerstandsfähigen Familie, Margo, und hast ein Temperament, das dich nach einem Fehlschlag wieder auf die Beine kommen läßt.« Nachdenklich hob er ihre Hände an seinen Mund und küßte sie. »Du bist den Menschen, die du liebst, gegenüber loyal und warmherzig und voller Mitgefühl. Und deinen Mangel an gesundem Menschenverstand machst du durch Humor und Charme wieder wett.«
Beinahe hätten sich die Gefühle, die er durch diese Worte in ihr wachrief, durch Lachen, Tränen oder Schreien Luft gemacht. Statt dessen jedoch setzte sie eine reglose Miene auf und blieb bei ihrer kühlen Reserviertheit. »Eine faszinierende Analyse, wenn ich so sagen darf. Am besten schickst du mir die Rechnung zu, da ich im Augenblick leider kein Bargeld bei mir habe.«
»Das war gratis.« Er zog sie wieder auf die Füße und strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht. »Hör zu, falls du etwas brauchst, bloß so übergangsweise, bis …«
»Wag es ja nicht, mir Geld anzubieten«, schnauzte sie. »Hier geht es nicht um irgendeine verarmte Angestellte, der gegenüber man Milde an den Tag legt.«
Nun war die Reihe an ihm, gekränkt zu sein. »Ich dachte, du bist eine Freundin.«
»Tja, dann bitte ich dich darum, dein Geld auf deinem Schweizer Nummernkonto liegen zu lassen, mein Guter. Ich komme durchaus allein zurecht.«
»Wie du willst.« Achselzuckend bot er ihr seine Hand. »Wie wäre es, wenn du mich im Wagen mit nach Hause nimmst?«
Sie setzte ein kühles Lächeln auf. »Am besten hältst du deinen edlen Daumen in die Luft. Vielleicht erbarmt sich ja jemand.« Graziös und geschmeidig kletterte sie über die Felsen zur Straße zurück, und wenige Augenblicke später drang das Röhren seines eigenen Wagens und das Quietschen von Reifen an sein Ohr.
Himmel, dachte er und stöhnte. Er war wirklich verrückt nach ihr.
Als sie das Haus betrat, kochte sie immer noch vor Zorn. Vor lauter Ärger dauerte es einen Moment, bis sie hörte, dass sich in der Bibliothek jemand unterhielt. Ruhige, vernünftige Stimmen drangen an ihr Ohr. Allzu ruhig, erkannte sie. Voller Zurückhaltung, von geradezu bissiger Höflichkeit.
Fröstelnd erkannte sie, dass dieser leblose Wortaustausch ein Gespräch zwischen Eheleuten war. Wie sehr sie so etwas auch immer ermüdete, zog sie den leidenschaftlichen Streit, den sie eben mit Josh ausgefochten hatte, dem streng kontrollierten Geplänkel zwischen Laura und Peter vor.
Da die schwere Tür des Raumes offenstand, trat sie auf die Schwelle und knöpfte sich das Szenarium genauer vor. Was für ein gepflegtes Ambiente, dachte sie, diese hohen Decken, zwei Ebenen, an deren Wänden man neben zahllosen Bücherregalen eine Reihe hübscher Bogenfenster sah. Den alten Buchara-Läufer und das gemütliche Ledermobiliar. Ein zivilisierter Raum, dachte sie abermals, für einen zivilisierten Streit.
Einfach grauenhaft.
»Es tut mir sehr leid, dass du so empfindest, Peter. Aber ich kann deinen Standpunkt einfach nicht teilen.«
»Das Geschäft, die Führung der Templeton Hotels, unsere Stellung in der Gesellschaft und der Umgang mit den Medien haben dich ja wohl noch nie interessiert. Ich hingegen wäre wohl kaum in der Position, in der ich bin, und hätte wohl kaum die Verantwortung, die man mir übertragen hat, wenn deine Eltern und der Aufsichtsrat nicht wüßten, dass meine Meinung einen gewissen Respekt verdient.«
»Das ist sicher wahr.«
Margo trat lautlos einen Schritt vor, so dass sie Laura vor einem der Fenster stehen sah. Sie hatte die Hände locker vor dem Bauch verschränkt, doch ihr Blick drückte einen solchen Zorn und zugleich eine solche Trauer aus, dass Margo sich fragte, was für ein blinder Klotz dieser Peter Ridgeway doch war.
Peter selbst hatte sich, ganz in der Pose des Hausherrn, vor dem herrlichen Adamschen Kamin aufgebaut, eine Hand auf den Sims und die andere um einen Schwenker aus Waterfordkristall gelegt, in dem heller, unverdünnter Scotch schimmerte.
»In diesem Fall«, fuhr Laura in derselben ruhigen, tonlosen Stimme fort, »glaube ich nicht, dass die Familie deine Besorgnis teilt. Josh ganz sicher nicht.«
Höhnisch lachte Peter auf. »Josh ist auch nicht gerade dafür berühmt, dass er sich sonderlich um
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